Unternehmen

Insolvenzen 2024 deutlich gestiegen – Warnsignal für die Wirtschaft

Insolvenzen 2024 steigen stark an: Deutschland erlebt die höchste Zahl von Firmenpleiten seit Jahren. Hohe Energiekosten, schwache Nachfrage und der Strukturwandel setzen Unternehmen massiv unter Druck. Experten prognostizieren eine weitere Verschärfung der Lage. Was das für die deutsche Wirtschaft bedeutet, lesen Sie hier.
13.01.2025 11:33
Aktualisiert: 14.01.2025 09:04
Lesezeit: 2 min

Inmitten einer schwächelnden Konjunktur steigt die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland weiterhin stark an. Das Statistische Bundesamt meldet für Dezember 2024 einen Anstieg der angemeldeten Insolvenzverfahren um 13,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Gesamtjahr ergibt sich ein Zuwachs von 16,8 Prozent gegenüber 2023.

Nach Angaben der Behörde fließen die Verfahren erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein. Der eigentliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt häufig rund drei Monate davor.

Oktober: Anstieg um über ein Drittel

Für Oktober 2024, den letzten Monat mit finalen Daten, zeigt sich ein drastischer Anstieg. Die Amtsgerichte registrierten 2.012 beantragte Firmeninsolvenzen – 35,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Gläubigerforderungen summierten sich auf rund 3,8 Milliarden Euro, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr (1,6 Milliarden Euro).

Volker Treier, Chefanalyst des DIHK, bezeichnete diese Entwicklung als "deutliches Warnsignal". Er erklärte: "Die Unternehmensinsolvenzen erreichen den höchsten Oktober-Stand seit zehn Jahren."

Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es im Oktober 5,9 Firmeninsolvenzen. Besonders betroffen waren die Branchen Verkehr und Lagerei, Bau sowie Gastgewerbe. Auch die Verbraucherinsolvenzen nahmen zu, mit einem Anstieg um 10,8 Prozent auf 6.237 Fälle.

Prognose für 2025: Weitere Insolvenzwelle

Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform schätzt, dass 2024 etwa 22.400 Unternehmensinsolvenzen in Deutschland verzeichnet wurden. Dies wäre der höchste Stand seit 2015. Für 2025 könnten die Zahlen laut Prognosen den Rekordwert von 2009 mit über 32.000 Fällen erreichen.

Die Herausforderungen für Unternehmen sind vielfältig: hohe Energiekosten, wachsende Bürokratie, politische Unsicherheiten und eine schwache Verbrauchernachfrage. Zudem sind viele staatliche Sonderregelungen ausgelaufen, die während der Corona-Pandemie Insolvenzen abfedern sollten.

Ursachen und Branchen im Umbruch

Christoph Niering, Vorsitzender des Berufsverbands der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID), sieht die steigenden Insolvenzen als Zeichen eines tiefgreifenden Strukturwandels. "Wir erleben einen gleichzeitigen Umbruch in vielen Branchen und auch in zentralen Industriezweigen," erklärte Niering.

Die Transformation hin zu neuen Energieträgern und veränderten Märkten stellt vor allem jene Unternehmen vor große Herausforderungen, die über Jahrzehnte zu wenig in ihre Zukunftsfähigkeit investiert haben. "Die entstandenen Defizite können nun nicht mehr kurzfristig ausgeglichen werden," so Niering weiter. Er geht davon aus, dass dieser Strukturwandel 2025 anhalten wird, unabhängig von neuen politischen Maßnahmen.

Ausblick: Ein schwieriges Jahr für Unternehmen

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland bleibt angespannt. Mit weiter steigenden Insolvenzzahlen ist zu rechnen, während viele Unternehmen mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen haben. Die Frage, wie schnell und umfassend sich die deutsche Wirtschaft an die neuen Rahmenbedingungen anpassen kann, bleibt entscheidend für ihre Zukunftsfähigkeit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsen: Warum Europas Geldpolitik zur Falle werden könnte
17.12.2025

Die EZB signalisiert das Ende der Zinssenkungen – und plötzlich zieht die Eurozone die Risiken einer neuen Straffung an. Europas...

DWN
Politik
Politik Drohnenabwehrzentrum startet: Bund und Länder bündeln Kräfte zur Gefahrenabwehr
17.12.2025

In Berlin startet ein neues Drohnenabwehrzentrum, das Behörden, Bundeswehr und Nachrichtendienste enger verzahnen soll. Drohnensichtungen...

DWN
Politik
Politik EU-Parlament macht Weg für Verzicht auf russisches Gas frei
17.12.2025

Die EU steuert auf einen harten Schnitt zu: Spätestens 2027 soll Schluss sein mit russischem Gas. Doch Ausnahmen, LNG und der Streit mit...

DWN
Politik
Politik Aus Bürgergeld wird Grundsicherung: Kabinett schickt mehrere Reformen auf die Strecke
17.12.2025

Letzte Kabinettsrunde vor Weihnachten: Von Grundsicherung über Rente bis Kurzarbeitergeld treibt die Regierung mehrere Reformen an. Auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bank bringt den Wero-Bezahldienst zu Millionen Kunden
17.12.2025

Der Wero-Bezahldienst erreicht jetzt Millionen Bankkunden: Deutsche Bank und Postbank schalten den vollen Funktionsumfang frei. Europa...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Inflation im November bei 2,1 Prozent
17.12.2025

Die Eurozone-Inflation wirkt auf den ersten Blick stabil – doch eine neue Eurostat-Schätzung verändert den Blick auf den November. Auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steve Jobs und die Zukunft der Führung: Warum Chefs jetzt umdenken müssen
17.12.2025

Der Mittelstand arbeitet noch nach Regeln von gestern – doch die Herausforderungen von heute lassen sich damit kaum lösen. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland: Ifo-Index schwach – Jahr endet ohne Aufbruchsstimmung
17.12.2025

Der Ifo-Index sendet zum Jahresende ein klares Warnsignal für Deutschlands Wirtschaft. Sinkende Erwartungen, enttäuschte Hoffnungen und...