IWF-Prognose: Weltwirtschaftswachstum solide, aber uneinheitlich
Eine neue Konjunkturprognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) blickt optimistisch auf die Entwicklungen in den USA. Unter Präsident Trump wird ein unternehmensfreundliches Wirtschaftsklima erwartet, das von niedrigen Steuern und wenig staatlicher Regulierung geprägt ist und die US-Wirtschaft spürbar ankurbeln wird. Dies wird nach Einschätzung des IWF zu einem deutlich stärkeren Wirtschaftswachstum in den USA führen als bislang erwartet. Wie die Finanzorganisation in der letzten Woche mitteilte, erwartet sie im laufenden Jahr dort ein Wachstum von 2,7 Prozent. Diese Prognose liegt nochmals 0,5 Prozentpunkte über der bisherigen Einschätzung.
Auch für die gesamte Weltwirtschaft sieht der IWF eine solide Entwicklung in diesem Jahr, mit 3,3 Prozent Wachstum für dieses und das kommende Jahr. Insgesamt eine recht stabile Entwicklung, die jedoch auf Länderebene sehr unterschiedlich ausfallen wird, nach Einschätzung des Instituts. Allerdings wird mit dieser Prognose auch generell ein unterdurchschnittliches Wachstum im Vergleich zu den ersten beiden Jahrzehnten dieses Jahrhunderts erwartet, in denen das jährliche Wachstum bei durchschnittlich 3,7 Prozent lag. Problematisch sieht der IWF außerdem insbesondere die stark auseinanderlaufenden Entwicklungen in den Ländern und sprach von einem „prekären globalen Wachstumsprofil“.
Deutschland im internationalen Vergleich abgeschlagen
Für Deutschland sieht die Lage allerdings ganz anders aus als in den USA. Auch nach den rezessiven Durststrecken von 2023 und 2024 wird hier nur ein ganz mageres Wachstum von 0,3 Prozent erwartet. In der neuen Konjunkturprognose des IWF wurde damit die Erwartung nochmals um 0,5 Prozentpunkte nach unten korrigiert. Damit liegt Deutschland am Tabellenende beim Wirtschaftswachstum der westlichen G7-Industrienationen. Die deutsche Wirtschaft ist 2024 zum zweiten Mal in Folge geschrumpft. Das Statistische Bundesamt registriert ein Minus von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Eine schwächelnde Industrie und hohe Energiekosten werden als Gründe für die Stagnation der wirtschaftlichen Entwicklung genannt.
Für 2026 sieht der Fonds ebenfalls ein schwaches Wachstum in Deutschland mit nur 1,1 Prozent voraus, was ebenfalls eine weitere Korrektur um Minus 0,3 Prozentpunkte nach unten bedeutet im Vergleich zur Prognose aus dem Herbst 2024. Wirtschaftsexperten führen die düstere Prognose auch auf die erwarteten Rückgänge auf dem wichtigen Exportmarkt China und die marode deutsche Infrastruktur zurück. Durch die vielfältigen Baustellen in Deutschland wird dabei häufig von einer Strukturkrise gesprochen, die einen deutlich längeren Weg zu einem erneuten Aufschwung zeichnet als vorherige Krisen.
IWF-Konjunkturprognose: Deutschland auch in Europa der Verlierer
Auch innerhalb Europas stellt sich die erwartete wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands schwach dar im Vergleich zu Spanien, Italien und Frankreich. Erschwerend kommt auch hinzu, dass durch die anstehende Bundestagswahl erst im späteren Frühjahr mit einer voll handlungsfähigen Regierung in Deutschland zu rechnen ist, die dann auf die kriselnde Wirtschaftssituation schnell reagieren muss.
In Europa befindet sich Deutschland mit einem Wachstum von 0,3 Prozent in Jahr 2025 auf dem letzten Platz. Zwar sieht auch die Lage in Italien und Frankreich nicht so rosig aus, die Länder stehen aber mit einem Plus von 0,7 bzw. 0,8 Prozent noch merklich besser da. Insgesamt erwartet allerdings auch der IWF in der Eurozone ein sehr verhaltenes Wachstum, mit 1,0 Prozent für 2025 und dann 1,4 Prozent für 2026. Auch hier zeigt sich eine erneut langsamere wirtschaftliche Erholung als in vorhergehenden Prognosen.
Protektionistische Handelspolitik der USA würde Wirtschaft in der Eurozone gefährden
Problematisch werden könnten Handelskonflikte, die durch die US-amerikanische Zoll-Politik unter Trump zum Tragen kommen könnten. Trump hatte bereits umfangreiche Einfuhrzölle angekündigt. Dies würde die europäische Wirtschaft empfindlich treffen. Infolge würden nach Einschätzung des IWF auch wichtige Investitionen ausbleiben, Handelsströme verzerrt werden und Lieferketten unterbrochen werden. Der IWF hat aus diesem Grund auch die Einschätzungen zum internationalen Handelsvolumen weiter nach unten korrigiert, mit nur leichten Zuwächsen von 3,2 Prozent für 2025 und 3,3 Prozent im Folgejahr.
Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Eurozone sei auch durch die extrem hohen Gaspreise belastet, die fünfmal höher seinen als in den USA. Der IWF-Chefökonom Gourinchas erwartet für die europäische Wirtschaft „Gegenwind“ im laufenden Jahr, begründet in der schwachen Entwicklung in der Industrie, der schlechten Stimmung bei den Verbrauchern und den weiterhin nicht zu unterschätzenden Auswirkungen durch den Energiepreisschock.
Deutschland würde eine restriktive Handelspolitik besonders treffen
Einfuhrzölle in den USA sind insbesondere für eine starke Exportwirtschaft wie in Deutschland ein echtes Problem, das schnell in eine weitere Abwärtsspirale münden könnte. Durch hohe Zölle würden die Preise für deutsche Produkte in den USA weiter steigen und könnten auch die Inflation weiter anheizen, heißt es dazu aus dem World Economic Outlook (WEO).
Weitere Inflationsschübe als Risiko für die Weltwirtschaft
Die Weltwirtschaft hat gerade einen immensen Inflationsschub zu verkraften gehabt und weiterhin lägen die Inflationserwartungen in einer Reihe von Ländern weiterhin über den Zielen ihrer Zentralbanken. Handelsbeschränkungen bei einigen kaum zu ersetzenden Materialien könnten die kommende Inflation zudem zusätzlich anheizen. Eine stark anziehende Inflation wäre aus Sicht des IWF eine der größten Risiken für die gesamte Weltwirtschaft, da sie die Zentralbanken dazu veranlassen könnte, die Leitzinsen anzuheben. Dies würde das weltweite Wirtschaftswachstum empfindlich bremsen.