Wirtschaft

Rezession: Deutschlands Wirtschaft 2024 erneut geschrumpft

Unsichere Konsumenten, schwächelnde Industrie und sinkende Exporte: Die Rezession setzt Deutschland weiter zu. Auch 2025 stehen die Chancen auf Erholung der Wirtschaft auf wackligen Beinen.
15.01.2025 10:40
Aktualisiert: 15.01.2025 10:40
Lesezeit: 2 min
Rezession: Deutschlands Wirtschaft 2024 erneut geschrumpft
Kräne stehen auf einer Baustelle am Alexanderplatz in Berlin. Wirtschaft 2024 erneut geschrumpft, Deutschland steckt in der Rezession (Foto: dpa). Foto: Soeren Stache

Die Wirtschaft in Deutschland befindet sich 2024 erneut in der Rezession. Laut dem Statistischen Bundesamt sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozent. Bereits 2023 war das BIP preisbereinigt um 0,3 Prozent gefallen. Damit schrumpfte Europas größte Volkswirtschaft zwei Jahre in Folge leicht. "Konjunkturelle und strukturelle Belastungen standen 2024 einer besseren wirtschaftlichen Entwicklung im Wege", erklärte Behördenchefin Ruth Brand in Berlin. "Dazu zählen hohe Energiekosten, zunehmende Konkurrenz auf Exportmärkten, ein weiterhin erhöhtes Zinsniveau sowie unsichere wirtschaftliche Perspektiven."

Rezession in Deutschland prägt Bundestagswahl

Deutschland startet ohne Aufschwung ins neue Jahr, das mit einer Bundestagswahl verbunden ist. Im vierten Quartal 2024 sank das BIP laut ersten Schätzungen preis-, saison- und kalenderbereinigt erneut um 0,1 Prozent. Ein deutlicher Wirtschaftsaufschwung ist nicht in Sicht, und die Wirtschaftspolitik wird im Wahlkampf intensiv diskutiert.

Auch 2024 gab der Staat mehr Geld aus, als er einnahm. Nach vorläufigen Zahlen belief sich das Defizit von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen auf 113 Milliarden Euro, nach 107,5 Milliarden im Vorjahr. Die europäische Verschuldungsregel wurde dennoch eingehalten. Das Defizit lag, gemessen an der gesamten Wirtschaftsleistung, bei unveränderten 2,6 Prozent.

Rezession: Deutschlands privater Konsum bleibt schwach

Der private Konsum, eine wichtige Stütze der Wirtschaft, erholte sich 2024 kaum. Die Ausgaben der Haushalte stiegen preisbereinigt um lediglich 0,3 Prozent, während der Staat seine Ausgaben deutlich erhöhte.

Trotz steigender Reallöhne hielten sich viele Verbraucher aufgrund höherer Preise und Unsicherheiten am Arbeitsmarkt mit Ausgaben zurück. Die Inflation ließ jedoch nach und betrug 2024 durchschnittlich 2,2 Prozent, gegenüber 5,9 Prozent im Jahr 2023.

Industrie weiter im Abschwung

Besonders die Industrie litt unter der Rezession. Die Bruttowertschöpfung fiel im Vergleich zum Vorjahr um 3,0 Prozent. Wichtige Branchen wie Maschinenbau und Automobilindustrie verzeichneten deutliche Produktionsrückgänge. In der Chemie- und Metallindustrie blieb das Niveau der Fertigung niedrig. Die Investitionen in Maschinen und Fahrzeuge sanken um 5,5 Prozent. Auch die Bauwirtschaft kämpfte mit der Krise im Wohnungsbau.

Zudem schwächelte der Außenhandel. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen gingen um 0,8 Prozent zurück, unter anderem aufgrund geringerer Ausfuhren von Maschinen und Autos.

Gedämpfte Prognosen für 2025

Die Aussichten für 2025 bleiben verhalten. Wirtschaftsverbände setzen zwar auf Reformen nach der Bundestagswahl am 23. Februar, doch Unsicherheiten durch den Wahlsieg von Donald Trump in den USA belasten die Stimmung. Sollten Trumps angekündigte Zölle auf europäische Importe umgesetzt werden, könnte dies Deutschland als Exportnation hart treffen. Experten befürchten Handelskonflikte zwischen der EU und den USA.

Die Bundesbank rechnet für 2025 mit nur 0,2 Prozent Wachstum. Der Sachverständigenrat prognostiziert ein Plus von 0,4 Prozent.

Schwaches Wirtschaftswachstum bleibt Problem

Die deutsche Wirtschaft steht unter erheblichem Druck. China verliert als wichtiger Handelspartner an Dynamik, und im Inland steigt die Zahl der Insolvenzen. Schlüsselindustrien wie Automobilbau und Chemie kämpfen mit tiefgreifenden Krisen, während hohe Energiepreise und Bürokratie die Standortattraktivität belasten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Was sind alternative Investments? Whisky, Windpark, Private Equity – wie Sie abseits der Börse Rendite machen
16.05.2025

Alternative Investments gelten als Baustein für resiliente Portfolios. Doch was genau verbirgt sich hinter dieser Anlageklasse? Warum sie...

DWN
Politik
Politik Dobrindt: Grenzkontrollen markieren den Beginn eines Kurswechsels
16.05.2025

Innenminister Dobrindt setzt auf strengere Maßnahmen und schärfere Grenzkontrollen – ein klarer Kurswechsel in der Migrationspolitik....

DWN
Politik
Politik Grüne kritisieren Wadephuls Aussage zu Verteidigungsausgaben als "naiv"
16.05.2025

Verteidigungsausgaben sollen auf fünf Prozent steigen – ein Vorschlag, der Deutschland spaltet. Doch wie realistisch ist dieses Ziel?...

DWN
Politik
Politik Merz warnt vor Wiederbelebung von Nordstream 2 – Geheimgespräche zwischen USA und Russland
16.05.2025

Geheimgespräche zwischen Washington und Moskau über Nordstream 2 alarmieren Berlin. CDU-Chef Friedrich Merz warnt vor einer...

DWN
Politik
Politik Fünf Prozent für Verteidigung: Welche Kosten kämen auf Deutschland zu?
16.05.2025

Die Debatte um höhere Verteidigungsausgaben nimmt Fahrt auf: Fünf Prozent des BIP stehen im Raum. Doch was würde das konkret für...

DWN
Politik
Politik Russland-Ukraine-Friedensverhandlungen: Was kann in Istanbul erreicht werden?
16.05.2025

Russland und Ukraine starten in Istanbul neue Friedensverhandlungen – doch wie realistisch sind Fortschritte? Welche Rolle spielen...

DWN
Politik
Politik Die Macht der Herausforderung: Putin hat gekniffen
16.05.2025

Man möchte den wenigstens etwas ernstzunehmenden Menschen sehen, der geglaubt hat, Wladimir Putin würde die Herausforderung des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DAX-Konzerne verzeichnen deutlichen Rückgang bei Gewinnen
16.05.2025

Geringere Gewinne, schrumpfende Belegschaften und globale Unsicherheiten: Deutschlands DAX-Konzerne stehen unter Druck. Doch wie...