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Eltern-Engagement in Schulen: Wie Lehrer entlastet werden und Schulen überhaupt erst funktionieren können!

Elternvertreter, Nachhilfe oder Bibliotheksarbeit – die Möglichkeiten zum ehrenamtlichen Engagement im Bildungsbereich sind zahlreich. Sie fördern resiliente Schüler und Lehrer und vermitteln das Gefühl der Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft. Ein Plädoyer für Eltern-Engagement in Schulen.
15.02.2025 10:52
Aktualisiert: 01.01.2030 11:24
Lesezeit: 5 min
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Eltern-Engagement in Schulen: Wie Lehrer entlastet werden und Schulen überhaupt erst funktionieren können!
Eltern-Engagement in Schulen: Vielfältige Möglichkeiten, positive Resultate! (Foto: dpa)

Ein Treffen der Elternvertreter, eine Sitzung des Elternbeirats, Hilfe bei dem wöchentlichen Schul-Newsletter, Vorbereitungen für das jährliche Winterkonzert, ein Schach Turnier mit anderen Gymnasien organisieren, das wöchentliche Treffen im Elterncafé auf die Reihe bringen und dann noch die Frist einhalten für den wichtigen Boogie-Night für Eltern am Ende des Monats! Nebenbei noch ein Nachmittag in der Bibliothek helfen und auch die Vorbereitung für das große Sommerfest schon im Auge behalten.

Das sind so einige der Dinge, die ehrenamtliche Elternvertreter an einer staatlichen bilingualen Schule in Berlin jeden Monat neben der normalen Arbeit noch machen. Viel Organisation und fast schon ein Vollzeit-Job!

In Deutschland gibt es gut über 32 000 allgemeinbildende Schulen. Im Schnitt gibt es für jede Schule einen Elternbeirat aus ausgewählten Elternvertretern. Man kann sich also ungefähr ausrechnen, wie viele Elternvertreter es gibt! Wieso engagieren Eltern sich ehrenamtlich an Schulen, welche Art von Person tut dies typischerweise (und wie involviert man Eltern, die sich nicht zutrauen, die Rolle zu übernehmen) und wie wichtig ist dieses freiwillige, ehrenamtliche Engagement für Schulen und für unsere Gesellschaft?

Die Lehrer-Perspektive!

Für Lehrer sind kompetente und verantwortungsbewusste Elternvertreter sehr wichtig, denn sie vermitteln zwischen den Lehrkräften, die sowieso oft schon überlastet sind, und den Eltern. Oft ebnen Elternvertreter den Weg mit manchen „schwierigen“ Eltern, die zum Beispiel wenig Verständnis dafür haben, dass Lehrer keine Zeit für noch ein Meeting haben, um verschiedene ungeklärte Probleme zu besprechen. Die Vertreter fungieren dann als „Zwischenspieler“, die Probleme oft schnell lösen.

„Ein qualifizierter Elternvertreter ist sehr wertvoll, denn wenn der Lehrer Informationen weitergeben möchte, wenn Eltern Fragen haben oder wenn es problematische Eltern gibt, kann der Elternvertreter vermitteln - ein Elternvertreter steht also zwischen dem Lehrer und den Eltern“, so ein Gymnasiallehrer einer staatlichen, bilingualen Schule in Berlin. „Es gibt auch viele praktische Dinge, die Elternvertreter tun: zum Beispiel eine Schul- oder Klassenfahrt organisieren. Lehrer haben oft nicht die Zeit, alles zu organisieren - also helfen Elternvertreter mit der Organisation und sorgen zum Beispiel dafür, dass Eltern die Gebühren für die Klassenfahrt oder den Klassenausflug bezahlt haben, und viele andere organisatorische Sachen.“

Teamarbeit und gute Kommunikation - darauf kommt es an

Es geht um gute Teamarbeit: Elternvertreter können Lehrern Feedback von den Eltern geben und damit eine Situation vermeiden, die sonst möglicherweise eskalieren würde. Wichtig ist die Kommunikation – Elternvertreter müssen sich die Probleme der Eltern anhören, diese gerecht an die Lehrkraft vermitteln und dann die Antwort oder Vorschläge an die Eltern weiterleiten. Es ist hilfreich, eine eher ausgeglichene, geduldige und sehr tolerante Person zu sein! Spaß beiseite - die meisten Eltern sind für diesen Job qualifiziert, brauchen aber eine gute Portion Verantwortung, Einfühlungsvermögen, die genannte Toleranz, müssen gut organisiert sein und - zu guter Letzt - können von einem guten Sinn für Humor profitieren, kommentiert der Berliner Gymnasiallehrer: „Die Aufgabe der Elternvertreter ist enorm wichtig … das sind Leute, die die Lehrer auf verschiedenen Ebenen unterstützen, damit nicht nur der Unterricht gut abläuft, aber auch das gesamte Schulleben profitiert.“ Er fügt hinzu: „Die Beteiligung hilft der Schule natürlich enorm, aber sie ist auch positiv für die Eltern selbst (besonders neue Eltern an der Schule), weil sie sich mit anderen Eltern und Lehrern austauschen und Netzwerke bauen können.“

Langjährige Elternvertreter: Eine Ehre in der Schulgemeinschaft mitarbeiten zu können

Eltern zu vertreten kann in vielerlei Hinsicht sehr belohnend sein, aber auch eine Herausforderung. Einige der Vorteile sind: Man lernt ständig dazu, weil man mit zahlreichen Menschen in Kontakt kommt und Kompromisse zwischen verschiedenen Ansichten finden muss. Problemlösung auf der einen Seite und Vorausplanung (für Events zum Beispiel) auf der anderen Seite sind das A und O.

Vor allem brauch man Geduld im Umgang mit Menschen und lernt sich in dem Prozess selbst besser kennen. Auch hat man oft die Chance, Menschen mit unterschiedlichem Hintergründen und von anderen Kulturen zu treffen - eine bereichernde persönliche Erfahrung.

Die wichtigsten positiven Aspekte dieser Autorin, die für lange Jahre Elternvertreterin war und noch nicht 100 Prozent von dem Amt zurückgetreten ist: persönliche Entwicklung und vor allem die Ehre und Freude, Teil der Schulgemeinschaft seines Kindes zu sein und diese durch Kontakte mit der Schulleitung, den Lehrern und den Eltern teilweise mitzugestalten.

Ja, natürlich gibt es auch Frustration, zum Beispiel wenn es um Eltern geht, die nicht reagieren, wenn sie etwas bezahlen müssen oder Emails nicht beantworten und sich nicht an der Vorbereitung von Veranstaltungen beteiligen. Auch die Vereinbarkeit der Aufgaben der Elternvertreter mit Familie und Arbeit kann anspruchsvoll sein, aber die Vorteile überwiegen bei weitem.

Für Schüler: Lehrer-Eltern-Zusammenarbeit fordert positives Lernumfeld

Für Schüler ist das Engagement ihrer Eltern ein wichtiges Vorbild: Wenn Eltern aktiv am Schulleben teilnehmen, zeigt es den Kindern, dass Bildung und Gemeinschaft wichtig und die Eltern an dem Alltag und Erfolg ihrer Kinder interessiert sind. Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrern fordert eine positives Lernumfeld, in dem Schüler sich unterstützt und wohl fühlen. Auch sehen die Schüler ihr Elternteil in einer Führungsrolle in der Gemeinschaft, was wiederum Führungsambitionen bei ihnen wecken könnte.

Wie und wo können Sie sich engagieren?

Die Möglichkeiten sind zahlreich: Als Elternvertreter, durch die Mitarbeit im Elternbeirat oder die Organisation von Veranstaltungen und Nachhilfeunterricht/Mentoring. Häufig unterstützen Eltern bei Schulfesten, Veranstaltungen, Sporttagen und auch Ausflügen. Noch ein Beispiel sind Klassenfahrten in den höheren Jahrgängen, die viel Zeit und Organisation in Anspruch nehmen. Und dann gibt es natürlich die für viele Eltern beliebte Ehrenarbeit in der Bibliothek und Cafeteria, wo man ein paar Stunden in der Woche aushelfen kann.

Fazit: Eltern Engagement zeigt Zusammenarbeit – genau was unsere Gesellschaft im Moment braucht

Wie wichtig ist also die ehrenamtliche Tätigkeit in Schulen für unsere Gesellschaft und welche Botschaft vermittelt sie? Zusammenarbeit, Unterstützung, Gemeinschaft, ein Gefühl etwas gemeinsam zu leisten und gemeinsam zu erreichen. Auch mehr Toleranz für andere zu entwickeln und ein Vorbild für jüngere Menschen zu sein. Durch die gemeinsame Arbeit zu zeigen, wie es ist, an Problemen zu arbeiten und Lösungen zu finden. Ein Mikrokosmos im Makrobild – genau was unsere verunsicherte Gesellschaft im Moment braucht.

Also, Hand hoch beim ersten Elternabend in 2025, wenn es um die Frage geht, wer denn Elternvertreter werden will! Sie werden viel lernen und es wird Herausforderungen geben. Aber es könnte sogar die beste Entscheidung sein, die Sie in diesem Jahr treffen.

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Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

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