Der europäische Automobilmarkt hat im vergangenen Jahr trotz einer schwierigen Situation und einiger deutlich schwächerer Monate ein leichtes Absatzplus verzeichnet. Der Pkw-Absatz stieg im Vergleich zum Vorjahr von 12,79 Millionen auf 12,91 Millionen Fahrzeuge. Gleichzeitig gingen die Verkaufszahlen für E-Autos aufs Jahr gerechnet zurück.
Interessant ist dabei, mit welchen Antrieben alle in Europa verkauften Neuwagen im vergangenen Jahr tatsächlich ausgestattet waren. Sie zeigt, dass es viel mehr Käufer von Autos mit konventionellem Antrieb gibt, als die Berichte des ACEA, des Dachverbands der europäischen Automobilindustrie, vermuten lassen.
Automobilbranche: Anteil der Benziner gestiegen, wenn man Mild-Hybride dazuzählt
Eine Studie des Forschungsunternehmens Jato Dynamics ergab, dass Verbrenner im vergangenen Jahr fast die Hälfte aller Neuwagen ausmachten – 48,4 Prozent, was einem Anstieg von 0,5 Prozentpunkten gegenüber 2023 entspricht. Als Voraussetzung zählten due Studienautoren die sogenannten Mild-Hybride zu den klassischen Antrieben und nicht zu den Hybriden. Ein Mild-Hybrid-Fahrzeug nutzt den eingebauten Elektromotor zur Unterstützung des Benzinmotors, um das Drehmoment und die Reaktionsgeschwindigkeit zu erhöhen.
Elektroautos lagen demnach mit einem Marktanteil von 15,4 Prozent auf dem zweiten Platz (0,3 Prozentpunkte weniger als zuvor), während Dieselautos mit 14,3 Prozent auf Platz drei fielen – ein Rückgang von 1,7 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.
Der Anteil der Plug-in-Hybride ging dagegen um 0,7 auf 7,3 Prozent zurück, während die Verkäufe von konventionellen Hybriden um 1,9 auf 11,8 Prozent stiegen. 2,8 Prozent der Fahrzeuge nutzen verschiedene andere Kraftstoffe wie Wasserstoff. Die Ergebnisse zeigen also, dass die Hybridisierung und Elektrifizierung noch langsamer voranschreitet, als es den Anschein hat, wobei es erhebliche Unterschiede zwischen den Automarken gibt.
VW und Stellantis: Konventionelle Motoren machen Großteil der Produktion aus
Die beiden größten Automobilhersteller in Europa, Volkswagen und Stellantis, statteten im vergangenen Jahr 80 bzw. 85 Prozent ihrer verkauften Fahrzeuge mit klassischen Verbrennungsmotoren oder Mild-Hybrid-Antrieben aus – mehr als jede andere Marke. Auch Ford lag mit einem Anteil von 72 Prozent in einem ähnlichen Bereich.
Unter den zehn beliebtesten Herstellern gibt es nur drei, bei denen weniger als 60 Prozent der verkauften Autos über einen klassischen Antrieb verfügten: die Geely-Gruppe (30 Prozent), Toyota (17 Prozent, wobei 74 Prozent der verkauften Fahrzeuge Hybride waren) und Tesla.
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei den meistverkauften Autos in Europa. Zwei der fünf Bestseller – der Dacia Sandero und der Volkswagen T-Roc – sind ausschließlich mit klassischen Verbrennungsmotoren erhältlich. Der Volkswagen Golf und der Škoda Octavia konnten mit Plug-in-Hybridantrieben nur 3,9 bzw. 3,5 Prozent der Käufer überzeugen, während klassische Hybridversionen dieser Modelle nicht angeboten werden. Hybride dominierten hingegen mit 90 bzw. 98 Prozent bei den Toyota-Modellen Yaris und Yaris Cross, wodurch Toyota im vergangenen Jahr fast die Hälfte der insgesamt 1,53 Millionen verkauften Hybride stellte.
Studie: Deutschland bleibt führender Automarkt - Italien verliert an Bedeutung
Die Studie ergab zudem, dass Deutschland weiterhin unangefochten die größte Automobilmacht Europas bleibt, wenn es um die Produktion geht. So wurden in der Bundesrepublik 21 Prozent aller in Europa verkauften Autos hergestellt. Spanien belegte mit einem Produktionsanteil von 14 Prozent den zweiten Platz, wobei beide Länder ihre Marktanteile aus dem Jahr 2023 halten konnten. Die Tschechische Republik erhöhte ihren Anteil um 0,4 Prozentpunkte auf 9,7 Prozent und sicherte sich damit den dritten Platz in Europa. Besonders bemerkenswert ist ihr Produktionswachstum, das von 3,9 auf 4,9 Prozent anstieg.
In Frankreich hingegen ist die Produktion zurückgegangen: Im vergangenen Jahr verließen nur noch 6,7 Prozent aller Neuwagen das Land, im Jahr 2023 waren es noch 7 Prozent. Italien wiederum ist nicht einmal mehr unter den Top-Ten; selbst die Türkei liefert mehr Autos nach Europa. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit den Schwierigkeiten der Stellantis-Gruppe, die im vergangenen Jahr deutlich weniger Neuwagen verkauft hat; insbesondere Fiat musste im vergangenen Jahr einen Rückgang der Neuwagenverkäufe in Europa um 21 Prozent hinnehmen.