Siemens-Aktie steigt: Milliardenerlös aus Innomotics-Verkauf stärkt Siemens-Gewinn
Maßgeblich für den massiven Gewinnsprung war der Verkauf der Antriebstochter Innomotics, der das Ergebnis nach Steuern um satte 52 Prozent nach oben katapultierte. Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt das industrielle Geschäft unter Druck.
Zwischen Oktober und Dezember erzielte Siemens einen Gewinn nach Steuern von 3,9 Milliarden Euro, nachdem der Verkauf von Innomotics dem Konzern 3,1 Milliarden Euro in die Kassen spülte. Dies konnte den Rückgang im operativen Geschäft ausgleichen, das im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro sank. Besonders betroffen war die Sparte Digital Industries (DI), die neben Automatisierungstechnik auch das Softwaregeschäft umfasst. Hier drückten eine schwächelnde Nachfrage sowie hohe Lagerbestände in Europa und China auf die Ergebnisse.
Siemens-Aktie mit Rekordhoch: Das sagen die Analysten
Die Siemens-Aktie profitiert von der aktuellen Entwicklung und konnte am Donnerstag mit einem Kurs von 227,95 Euro ein neues Allzeithoch erreichen. Damit stieg der Anteilsschein im Vergleich zum Vortagesschlusskurs um kräftige 6,50 Prozent. Auch im Jahresvergleich zeigt sich eine starke Performance: Seit Anfang 2024 hat das Siemens-Papier um über 40 Prozent zugelegt. Mit einem Börsenwert von mehr als 166 Milliarden Euro ist Siemens eines der wertvollsten Unternehmen im DAX. Letztlich ging die Siemens-Aktie mit einem Plus von 4,68 Prozent bei 224,85 Prozent aus dem Börsenhandel am Donnerstag. Doch wie lange kann der Aufwärtstrend anhalten?
Die Analysten der kanadischen Bank RBC Capital Markets sehen weiteres Kurspotenzial für die Siemens-Aktie. Nach einer Telefonkonferenz hat das Institut sein Kursziel von 225 auf 245 Euro angehoben und die Einstufung auf "Outperform" bestätigt. Besonders positiv bewerten sie die optimistischen Aussagen des Managements zur Automatisierungssparte, insbesondere mit Blick auf die Erholung des chinesischen Marktes.
Die UBS hat die Einstufung für die Siemens-Aktie nach einer Telefonkonferenz auf "Buy" mit einem Kursziel von 240 Euro belassen. In der Konferenz habe das Unternehmen gegenüber der Schweizer Großbank den Beginn einer zyklischen Erholung in diesem Jahr bekräftigt, schrieb Analyst Andre Kukhnin in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Ende des zweiten Quartals dürfte in China der Abbau von Lagerbeständen zu einem Ende kommen.
Goldman Sachs ist nicht ganz so euphorisch: Die US-Investmentbank hat die Einstufung für die Siemens-Anteilsscheine nach Zahlen auf "Buy" mit einem Kursziel von 200 Euro belassen. Das erste Geschäftsquartal sei stark ausgefallen, schrieb Analystin Daniela Costa in einer am Donnerstag vorliegenden Schnelleinschätzung. Der Technologiekonzern habe auf allen Ebenen die Markterwartungen solide übertroffen.
USA als strategischer Wachstumsmarkt für den Münchener Konzern
Ein Blick auf die Geschäftsentwicklung von Siemens zeigt, dass die USA eine immer wichtigere Rolle für den Konzern spielen. Bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten sind die Vereinigten Staaten der größte Einzelmarkt für den Elektronikriesen. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete Siemens dort einen Umsatz von mehr als 20 Milliarden Euro – fast doppelt so viel wie in Deutschland. Auch der Auftragseingang in den USA legt stärker zu als in anderen Märkten.
Siemens hat seine Präsenz in den Vereinigten Staaten gezielt ausgebaut: Mit 24 Produktionsstätten und mehr als 45.000 Mitarbeitern vor Ort sieht sich der Konzern als fest etablierter Bestandteil der US-Wirtschaft. Vor dem Hintergrund der protektionistischen Politik von Donald Trump setzt Siemens darauf, sich als "guter US-Bürger" zu positionieren. Investitionen von mehr als 20 Milliarden Dollar in den letzten 20 Jahren unterstreichen dieses Engagement.
Wie sollten Anleger auf die Siemens-Aktie reagieren?
Angesichts der aktuellen Kursrallye und der positiven Analysteneinschätzungen stellt sich für Investoren die Frage: Lohnt sich ein Einstieg in das Siemens-Papier noch?
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Kurzfristig: Die aktuellen Kursgewinne könnten kurzfristig zu Gewinnmitnahmen führen, was temporär Druck auf die Siemens-Aktie ausüben könnte. Dennoch bleibt die fundamentale Lage stabil.
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Mittelfristig: Die Erholung der Automatisierungssparte, insbesondere in China, sowie das starke Softwaregeschäft könnten für weitere Kursanstiege sorgen.
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Langfristig: Die starke Marktstellung in den USA, gepaart mit Wachstumschancen in der Infrastruktur- und Bahntechniksparte, könnte die Siemens-Aktie langfristig attraktiv halten.
Siemens-Aktie bleibt aussichtsreich
Die Siemens-Aktie hat in den letzten Tagen deutlich zugelegt und ein neues 52-Wochen-Hoch erreicht. Der Verkauf von Innomotics hat den Gewinn beflügelt, während die industrielle Kernsparten unter Druck stehen. Analysten sehen weiteres Potenzial, insbesondere durch die Erholung in China und das boomende Softwaregeschäft. Auch das starke Engagement in den USA könnte sich langfristig auszahlen. Anleger sollten jedoch Kursrücksetzer als mögliche Kaufgelegenheiten betrachten und die weitere Entwicklung genau beobachten.