Immer mehr Bundesbürger surfen zu Hause mit besonders schnellem und stabilem Glasfaser-Internet. Die Deutsche Telekom gab bekannt, dass ihre Glasfaser-Kabel Ende 2024 rund 10,1 Millionen Haushalte erreichten - 2,2 Millionen mehr als 2023. "Wir bauen Glasfaser aus, was das Zeug hält", sagte Konzernchef Tim Höttges.
Glasfaser-Kabel liegen meist in der Straße und sind damit in Reichweite der Wohnungen ("Homes Passed"). Allerdings reicht nur ein Teil bis in die Wohnungen hinein. Manche Bewohner lehnen das ab oder das Bauvorhaben wurde noch nicht umgesetzt. Die Telekom zählt nach eigenen Angaben 1,5 Millionen Glasfaser-Nutzer in Deutschland - der Aktivierungsanteil liegt somit bei lediglich 15 Prozent. Dieser solle auf "deutlich über 20 Prozent" steigen, erklärte Höttges.
Glasfaser? Viele Anwohner zögern
Man rechne damit, dass sich immer mehr Neukunden für "Fiber to the Home" (FTTH) entscheiden, sagte Finanzvorstand Christian Illek. Tatsächlich wuchs die Zahl der Neuanschlüsse von Quartal zu Quartal: Im vierten Quartal 2023 kamen 88.000 hinzu, ein Jahr später waren es bereits 134.000. Dennoch sind die Kunden zögerlich - denn mit Glasfaser kommen auch höhere Kosten.
Vorteile von Glasfaser
FTTH bringt mit einem Kabel direkt ins Zuhause das schnellste und stabilste Internet, ist aber meist kostspielig. Zum Vergleich: Vodafone verlangt für einen Fernsehkabel-Tarif mit bis zu einem Gigabit Download pro Sekunde rund 45 Euro Listenpreis, vor Abzug möglicher Rabatte. Die Telekom berechnet für einen Gigabit-FTTH-Tarif rund 70 Euro.
Der Telekom-Glasfaser-Tarif ist also vergleichsweise teuer, bietet aber Vorteile: Die Upload-Geschwindigkeit beträgt laut Anbieter bis zu 0,5 Gigabit pro Sekunde - das Zehnfache des Vodafone-Tarifs. Zudem ist FTTH stabiler als Fernsehkabel-Internet. Wer weniger Bandbreite benötigt, kann auf günstigere Tarife zurückgreifen.
Telekom hält an Preisen fest
Auf die Frage, ob die Telekom ihre Preise senken werde, um mehr Kunden zu gewinnen, sagte Finanzvorstand Illek: "Wir wollen das Thema nicht verschenken, wir müssen irgendwann auch mal eine Rendite auf eine Investition zurückverdienen." Er betonte, die Preise seien attraktiv und verwies auf noch höhere Tarife etwa in den USA.
Der Konkurrent Deutsche Glasfaser vergrößerte sein Netz im vergangenen Jahr um 0,4 Millionen auf 2,4 Millionen Haushalte. 40 Prozent dieser Haushalte seien bereits Kunden, erklärte ein Sprecher des Unternehmens.
Bis 2030 soll ganz Deutschland mit Glasfaser versorgt sein – so das Ziel der Bundesregierung. Die Telekom sieht sich dabei als Vorreiter. Der Wettbewerber Vodafone startete seinen Glasfaser-Ausbau spät und geriet ins Hintertreffen. Neben der Deutschen Glasfaser sind auch zahlreiche kommunale Unternehmen aktiv, die in ihren Regionen Glasfaser verlegen.
Insgesamt kommt der Glasfaser-Ausbau reichlich spät
Dass das Internet hierzulande oft so langsam und schlecht ist, liegt übrigens an der CDU, die unter der Ära Kohl den Ausbau eines bereits geplanten Glasfasernetzes gestoppt hat. Am 8. April 1981 beschloss das Bundeskabinett unter Helmut Schmidt als erste Regierung weltweit, ab 1985 flächendeckend Glasfasernetze in Deutschland zu bauen. Der 30-Jahres-Plan des damaligen Bundespostministers Kurt Gscheidle (SPD) sah jährliche Investitionen von drei Milliarden DM vor, um bis 2015 ganz Westdeutschland mit Glasfaser zu versorgen.
CDU sorgte in den 80er Jahren für Kupferkabel statt Glasfaser
Doch es kam anders. 1982 wurde Helmut Kohl Kanzler einer schwarz-liberalen Koalition und setzte neue Prioritäten. Statt Glasfaserausbau gab es Kabelfernsehen - und damit Kupferkabel, an denen unsere Infrastruktur und damit auch die Digitalisierung bis heute kranken. Bis 2015, also über einen Zeitraum von 30 Jahren, sollte eigentlich jedes Haus eine superschnelle Glasfaserleitung erhalten. So steht es in den Kabinettsprotokollen, die jahrelang unentdeckt im Bundesarchiv schlummerten. Die Kernaussage der Akten: Hätte Kohl die Pläne nicht gestoppt, hätte Deutschland heute das dichteste Glasfasernetz der Welt und wäre optimal auf die digitale Zukunft vorbereitet.
Funkloch in Deutschland fast so groß wie ganz Bayern
Doch stattdessen sind hier, im Land der Erfindung der Glasfaser, laut einer aktuellen Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) nur rund elf Prozent aller Breitbandanschlüsse mit Glasfaser ausgestattet. Im OECD-Durchschnitt liegt der Anteil bei 40 Prozent, während es in Südkorea sogar 90 Prozent sind. Im Glasfaser-Highspeed-Ranking liegt Deutschland auf Platz 36 von 38. Auch der Handyempfang ist in vielen Regionen Deutschlands immer noch schlecht. Was das mobile Surfen mit dem Standard LTE betrifft, ist das Funkloch fast so groß wie Bayern – etwa 18 Prozent der Fläche Deutschlands sind betroffen. Besonders schlecht ist das Netz seit Jahren in Brandenburg.