Polen will 2028 mit dem Bau seines ersten Atomkraftwerks beginnen. Der erste Reaktorblock des in Slajszewo nordwestlich von Danzig geplanten Kernkraftwerks solle 2036 ans Netz gehen, teilte das Industrieministerium in Warschau mit. Im Jahr 2038 soll das gesamte Bauvorhaben nahe der Ostsee abgeschlossen sein.
Anders als Deutschland, das seine letzten drei Kernkraftwerke abgeschaltet hat, steigt Polen neu in die Atomkraft ein. Deutschlands östlicher Nachbar will mit der Kernkraft die umweltschädliche Kohle als Energieträger ablösen, deren Vorräte überdies begrenzt sind.
Ursprünglich hatte es geheißen, der Bau des AKW in Slajszewo solle bereits 2026 beginnen. Der AKW-Bauer Westinghouse hatte den Zuschlag aus Polen im November 2022 erhalten. Nach neuesten Schätzungen könnten die Baukosten bis zu 50 Milliarden Euro betragen.
Wie das Industrieministerium weiter mitteilte, werden als mögliche Standorte für ein zweites geplantes AKW derzeit die Orte Belchatow in der Nähe von Lodz und Konin rund hundert Kilometer südöstlich von Posen (Poznan) ins Auge gefasst. Der Bau des zweiten Atomkraftwerks soll demnach 2032 starten, im Jahr 2040 soll es ans Netz gehen.
Wie viel Geld Osteuropa in die Atomkraft steckt
Nach Zahlen des Nachrichtendienstes Bloomberg wollen osteuropäische Staaten mindestens ein Dutzend neue Atomreaktoren bauen - 130 Milliarden Euro sollen dafür investiert werden. Die Anlage in Polen sollte ursprünglich mit 35 Milliarden Euro zu Buche schlagen, inzwischen ist von über 50 Milliarden Euro die Rede.
Das Kernkraftwerk Żarnowiec sollte eigentlich das erste Kernkraftwerk Polens werden. Das Projekt war 1972 von der polnischen Regierung begonnen worden. Die Reaktoren sowjetischer Bauart sollten von Skoda gebaut und die Turbosätze und Generatoren von polnischen Betrieben hergestellt werden. Es sollten vier Reaktoren vom Typ WWER-440/213 genutzt werden. Aufgrund von Protesten wurde das Projekt in den 1990er-Jahren allerdings aufgegeben.