Wirtschaft

Ifo-Konjunkturprognose gesenkt – auch wegen Trump

Das Ifo-Institut hat seine Ifo-Konjunkturprognose für das laufende Jahr angepasst. Die Wirtschaftsforscher aus München sehen eine schwache Nachfrage, steigenden Wettbewerbsdruck und politische Unsicherheiten als Hemmnisse. Dennoch könnte die Entwicklung auch positiver ausfallen als derzeit prognostiziert.
17.03.2025 10:44
Aktualisiert: 17.03.2025 10:44
Lesezeit: 1 min

Ifo-Konjunkturprognose: Wachstum von 0,2 Prozent - Potenzial für ein besseres Wachstum

Das Ifo-Institut erwartet für 2025 nur noch ein Wachstum von 0,2 Prozent. Zuvor waren die Experten von einem Plus von 0,4 Prozent ausgegangen. Erst im Jahr 2026 könnte sich die Wirtschaft mit einem Zuwachs von 0,8 Prozent wieder erholen. Alle Angaben beziehen sich auf das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt. „Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Stagnationsphase. Trotz gestiegener Kaufkraft bleibt die Konsumfreude gedämpft, und die Unternehmen zeigen sich weiterhin zurückhaltend bei Investitionen“, erklärte Timo Wollmershäuser, Leiter der Ifo-Konjunkturprognose. Besonders die Industrie spüre die Auswirkungen der schwachen Nachfrage sowie des wachsenden internationalen Wettbewerbs.Die derzeitige Ifo-Konjunkturprognose berücksichtigt noch nicht die wirtschaftspolitischen Pläne der künftigen Regierung, so Wollmershäuser weiter.

Diese seien bislang nicht final beschlossen, und auch Details zur Umsetzung seien unklar. Sollte die Politik jedoch effektiv umgesetzt werden, bestünde erhebliches Potenzial für ein stärkeres Wachstum. Bereits im kommenden Jahr, eventuell sogar schon in diesem, könnte die Entwicklung positiver ausfallen als derzeit angenommen. Union und SPD haben mit den Grünen mehrere Grundgesetzänderungen vorgeschlagen. Diese sollen eine Lockerung der Schuldenbremse ermöglichen, um höhere Verteidigungsausgaben zu finanzieren. Gleichzeitig ist die Einrichtung eines 500 Milliarden Euro schweren, kreditfinanzierten Sondervermögens für Infrastruktur und Klimaneutralität vorgesehen.

In der Dezember-Ifo-Prognose wurde zudem ein alternatives Szenario vorgestellt. Bei den richtigen wirtschaftspolitischen Entscheidungen könnte 2025 ein Wachstum von 1,1 Prozent und 2026 sogar von 1,6 Prozent erreicht werden.

Gefahren durch Trump und US-Wirtschaftspolitik

Neben möglichen positiven Impulsen bestehen allerdings auch erhebliche Risiken. Das Ifo-Institut warnt insbesondere vor politischen Unsicherheiten in Deutschland und den USA. „Die erratische und protektionistische Wirtschaftspolitik der neuen US-Regierung sorgt für Turbulenzen. Bereits angekündigte Importzölle auf Waren aus Mexiko, Kanada und China sowie entsprechende Gegenmaßnahmen belasten die US-Konjunktur und die globale Wirtschaft. Sollten zudem Zölle auf europäische Produkte eingeführt werden, könnte dies die deutsche Exportwirtschaft erheblich beeinträchtigen“, hieß es vom Ifo-Institut.

Wollmershäuser betonte, dass eine stabile Wirtschaftspolitik erforderlich sei, um Vertrauen zu schaffen. „Planungssicherheit ist entscheidend für Investitionen, besonders in einer Zeit des industriellen Strukturwandels.“

Ifo-Konjunkturprognose: Inflation bleibt stabil

Das Ifo-Institut erwartet für das laufende Jahr eine Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent, was eine leichte Verschlechterung gegenüber der letzten Prognose darstellt. Für 2026 wird eine Quote von 6,0 Prozent prognostiziert. Die Inflation bleibt laut der Ifo-Konjunkturprognose auf dem im Winter erwarteten Niveau: 2,3 Prozent für das laufende Jahr und 2,0 Prozent für das nächste Jahr.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie im Fokus: Allianz-Kooperation mit Oaktree – was der Syndikat-Pakt für Anleger bedeutet
09.12.2025

Ein neuer Deal in London, ein bestätigtes Top-Rating und höhere Gewinnziele treiben die Allianz-Aktie bis an das Jahreshoch. Doch hinter...

DWN
Politik
Politik Merz fordert Abschaffung: EU-Lieferkettengesetz wird deutlich gelockert
09.12.2025

Das EU-Lieferkettengesetz sollte Unternehmen weltweit verpflichten, Menschenrechte zu achten. Doch bevor es überhaupt greift, haben sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kosten für Wohnen und Essen fressen geringere Einkommen auf
09.12.2025

Wohnen und Lebensmittel werden teurer – doch die Härte trifft nicht alle gleich. Neue Daten der Statistiker zeigen, wie stark vor allem...

DWN
Politik
Politik Analyse: Putins Besuch in Indien zeigt die gefesselten Hände des Kreml
09.12.2025

Wladimir Putins Besuch in Indien sollte Stärke demonstrieren, doch die Realität wirkt gegenteilig. Der Kreml ist stark von Ölexporten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Thyssenkrupp-Aktie: Rückkehr in die Gewinnzone trotz Sanierungsdruck
09.12.2025

Thyssenkrupp meldet wieder Gewinn, doch der Preis dafür ist hoch. Der Konzern kämpft mit sinkender Nachfrage, Sanierungsrückstellungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Butterpreis im Sturzflug: Milchbauern schlagen Alarm – "wirtschaftliches Desaster"
09.12.2025

Der Butterpreis rutscht auf 99 Cent je 250 Gramm und jubelnde Kunden treffen auf alarmierte Milchbauern. Hinter dem Preisschub steckt der...

DWN
Technologie
Technologie Arbeitsplatz 2030: Wie KI Bürojobs neu definiert
09.12.2025

Roboter übernehmen nicht mehr nur Fließbänder, sondern auch Schreibtische. Die künstliche Intelligenz dringt tief in den Büroalltag...

DWN
Finanzen
Finanzen Halbleiter-Aktien: Wie die ASML-Aktie zur europäischen Macht im Chipsektor wird
08.12.2025

Die US-Großbank Bank of America setzt in Europa auf einen Chipkonzern, der in einem neuen Wachstumszyklus steckt und die Branche unter...