Politik

Stephan Weil: Niedersachsens Ministerpräsident (SPD) zieht sich aus Politik zurück

Stephan Weil beendet nach mehr als zwölf Jahren als Ministerpräsident von Niedersachsen seine politische Karriere. Mit einem klaren Kurs als Landeschef und als SPD-Vorsitzender hat er das Land maßgeblich geprägt. Doch der Rückzug des 66-Jährigen bedeutet nicht nur das Ende einer Ära, sondern stellt die SPD vor neue Herausforderungen. Olaf Lies, bisher Wirtschaftsminister, wird als sein Nachfolger gehandelt – eine Entscheidung, die nicht nur die Zukunft Niedersachsens betrifft. Was der Wechsel für die Sozialdemokraten und für die politische Landschaft des Landes bedeutet, erfahren Sie hier.
01.04.2025 10:49
Lesezeit: 2 min

Niedersachsens langjähriger Ministerpräsident Stephan Weil gibt seinen Rückzug bekannt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wird er sich zum Mai sowohl als SPD-Landesvorsitzender als auch als Regierungschef zurückziehen. Zuerst hatte der NDR darüber berichtet.

Nachfolger steht fest

Der Wirtschaftsminister des Landes, Olaf Lies, wird in beiden Ämtern nachfolgen. Entsprechende Berichte von NDR und „Hannoverscher Allgemeiner Zeitung“ stimmen mit Informationen der Deutschen Presse-Agentur überein.

Für 14:00 Uhr hat die SPD Niedersachsen eine Erklärung von Weil im Kurt-Schumacher-Haus in Hannover angekündigt.

Zäsur für die SPD in Niedersachsen

Der Rückzug des 66-Jährigen bedeutet für die SPD in Niedersachsen einen Einschnitt: Weil führt die Partei bereits seit Anfang 2012 und ist seit Anfang 2013 Ministerpräsident. Damit ist er der drittdienstälteste Regierungschef hinter Reiner Haseloff (CDU/Sachsen-Anhalt) und Winfried Kretschmann (Grüne/Baden-Württemberg). Zuvor war er von 2006 bis 2013 Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover.

CDU fordert Neuwahl für den Fall eines Rückzugs

Spekulationen, Weil könnte das Amt als Regierungschef vorzeitig übergeben, um seinem Nachfolger vor der nächsten Landtagswahl einen Amtsbonus zu verschaffen, kursierten seit Jahren. Weil wies diese Gerüchte jedoch lange zurück. Sollte seine Gesundheit es zulassen, wollte er bis 2027 im Amt bleiben, sagte er mehrfach. Die CDU warf ihm vor einigen Tagen vorsorglich Wortbruch vor, sollte er sich trotzdem zurückziehen.

„Weil muss entweder zu seinem Wort stehen und bis 2027 im Amt bleiben – oder aber Sie machen den Weg frei für Neuwahlen“, forderte Niedersachsens CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner im Landtag.

Führungswechsel inmitten des Umbruchs

Der Führungswechsel in Hannover fällt für die Sozialdemokraten in eine Zeit des Umbruchs nach der historischen Niederlage bei der Bundestagswahl 2025. Parteichef Lars Klingbeil hatte noch am Wahlabend einen Generationenwechsel angekündigt. Erstes Beispiel: die neue Bundestagsvizepräsidentin Josephine Ortleb, 38 Jahre alt.

Nun könnte auch in Niedersachsen eine Verjüngung eintreten. Der Landesverband ist nach Nordrhein-Westfalen traditionell einer der stärksten in der SPD und prägt die Richtung der Partei maßgeblich mit. Mit Parteichef Klingbeil, Arbeitsminister Hubertus Heil, dem beliebten Verteidigungsminister Boris Pistorius und Generalsekretär Matthias Miersch sind gleich vier Spitzen-Sozialdemokraten hier groß geworden.

Niedersachsen als SPD-Hochburg

Auch bei Wahlen ist Niedersachsen für die SPD eine Bank: Sie erzielt dort regelmäßig bessere Ergebnisse als im Bund. Bei der Landtagswahl 2022 erreichte sie mehr als 33 Prozent – Werte, von denen die SPD auf Bundesebene nur noch träumen kann. Weil agierte dabei oft als Brückenbauer zwischen der Landes- und Bundespolitik, obwohl er keine Führungsrolle in der Bundes-SPD innehatte.

Lies als designierter Nachfolger

Lies wird diese Lücke nun füllen müssen. Er galt lange als Kronprinz hinter Weil und als wahrscheinlichster Nachfolger im Fall einer Amtsübergabe innerhalb der Landesregierung.

Der 57-Jährige war bereits von 2010 bis 2012 Landeschef der SPD und hatte damals das Ziel, in die Staatskanzlei einzuziehen. Vor der Wahl 2013 musste er sich jedoch in einem Mitgliederentscheid knapp Weil geschlagen geben. Zwölf Jahre als Minister später wird er nun doch noch Regierungschef.

Weil verpasst Rekord

Wäre Weil während der gesamten Wahlperiode Regierungschef geblieben, hätte er den Rekord von Ernst Albrecht (CDU) für die längste Amtszeit eines Ministerpräsidenten in Niedersachsen knapp überbieten können. Albrecht – der Vater von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen – regierte das Land von 1976 bis 1990.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...

DWN
Politik
Politik EU lockert Datenschutz: Digitaler Omnibus reformiert Regeln für KI
21.11.2025

Europa steht bei der Digitalpolitik vor einem Wendepunkt, an dem Wettbewerbsfähigkeit und Schutz von Bürgerrechten neu austariert werden....

DWN
Politik
Politik US-Wirtschaftselite, Ex-Präsidenten und die Epstein-Akten: Verbindungen zu Politik und Tech-Milieu offengelegt
21.11.2025

Mit jeder neuen Aktenveröffentlichung im Fall Jeffrey Epstein treten weitere Verbindungen zwischen politischen Entscheidern, Finanzeliten...

DWN
Panorama
Panorama Ansteigende Gewalt gegen Frauen - Dobrindt: „Nicht-Deutsche Tatverdächtige deutlich überrepräsentiert“
21.11.2025

Frauen werden stündlich Opfer von körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt, so das Bundeskriminalamt. Das Dunkelfeld dürfte um...