Finanzen

Wie der Dollar seinen Thron verliert – Das Ende einer Ära hat begonnen

Die Weltordnung bröckelt – auch auf den Währungsmärkten. Der Dollar, lange Zeit unangefochtener „König“ unter den Reservewährungen, zeigt Schwäche. Der jüngste Trendbruch an den Märkten, insbesondere das paradoxe Zusammenspiel von steigenden US-Zinsen und gleichzeitigem Wertverlust des Greenbacks, lässt aufhorchen. Es ist ein Warnsignal, das tief ins Fundament der globalen Finanzarchitektur hineinreicht.
22.04.2025 14:48
Lesezeit: 3 min
Wie der Dollar seinen Thron verliert – Das Ende einer Ära hat begonnen
Welche Währung gewinnt, wenn der US-Dollar verliert? (Foto: Konoplytska/iStock) Foto: Konoplytska

Der Dollar verliert: Ein Währungskönig gerät ins Wanken

Was wir aktuell erleben, ist mehr als eine kurzfristige Marktreaktion. Es ist die Erosion eines Mythos – und möglicherweise der Beginn einer neuen Ära, in der der Dollar seinen Ausnahmezustand verliert.

Die USA haben sich über Jahrzehnte auf das Privileg des „Dollar-Imperialismus“ verlassen. Der Greenback wurde nicht nur zur dominanten Handelswährung, sondern auch zum Hort globaler Ersparnisse. Doch diese Ära, so scheint es, neigt sich dem Ende zu.

Die Bewegungen der vergangenen Woche haben ein neues Narrativ geboren: Der Dollar ist nicht unantastbar. Und mehr noch: Die geopolitische und wirtschaftliche Selbstisolation unter der Trump-Regierung hat ein Signal an die Welt gesendet – eines der Instabilität.

Es ist ein Muster, das man bisher nur von aufstrebenden Schwellenländern in Krisenzeiten kannte: steigende Zinsen, sinkende Währung, schwindendes Vertrauen. Nun trifft es die USA – das vermeintliche Zentrum der globalen Stabilität.

Systemfrage: Braucht die Welt wirklich nur eine Reservewährung?

Die gängige Erzählung ist simpel: Es gibt keine Alternative. Der Euro ist fragmentiert, der Yuan staatlich kontrolliert, alle anderen schlicht zu klein. Doch das ist ein Trugschluss, der die Realität ignoriert: Die Multipolarität der Weltordnung schreitet auch im Währungsraum voran.

Schon jetzt zeigt sich: Der Anteil des US-Dollars an den weltweiten Währungsreserven sinkt seit Jahren. Der Internationale Währungsfonds hat diesen Trend bereits mehrfach dokumentiert – und der Rückgang beschleunigt sich. Immer mehr Staaten diversifizieren ihre Devisenreserven, investieren in Gold oder beginnen sogar, in bilateralen Abkommen andere Währungen zu bevorzugen.

Die Geschichte kennt viele Könige – und ebenso viele Stürze

Die Dollar-Dominanz ist kein Naturgesetz. Das britische Pfund war vor dem Zweiten Weltkrieg das Maß aller Dinge, der holländische Gulden im 17. Jahrhundert ein globales Leitmedium. Doch alle diese Währungen verloren ihre Vormachtstellung, als drei Faktoren zusammenkamen:

  • Politische Instabilität oder Isolation
  • Wirtschaftlicher Vertrauensverlust
  • Übermäßige Verschuldung

Drei Punkte, die aktuell beunruhigend stark auf die USA zutreffen. Trumps Handelskrieg hat nicht nur das Vertrauen in Washington erschüttert, sondern auch die wirtschaftlichen Beziehungen zu Verbündeten nachhaltig geschädigt. Zugleich explodiert die US-Staatsverschuldung – neue Steuerpläne drohen, diesen Trend zu beschleunigen.

Europa als (stiller) Profiteur der Dollar-Erosion

Inmitten dieses globalen Wandels bietet sich Europa eine historische Chance. Deutsche Staatsanleihen gelten in turbulenten Zeiten zunehmend als sicherer Hafen. Der Schuldenanker wurde zwar im Frühjahr politisch aufgeweicht, doch das Vertrauen der Märkte bleibt bestehen – nicht zuletzt aufgrund der nach wie vor stabilen wirtschaftlichen Basis Deutschlands.

Sollte die EU es schaffen, diesen Stabilitätsanspruch auf den gesamten Kontinent zu übertragen – etwa durch neue gemeinsame Eurobonds oder eine entschlossenere Fiskalpolitik – könnte der Euro Schritt für Schritt zum ernstzunehmenden Gegengewicht zum Dollar werden. Noch ist es nicht so weit. Aber der Moment der Entscheidung rückt näher.

China rückt vor – mit Bedacht, aber strategischer Konsequenz

Auch China bereitet sich systematisch auf die Nach-Dollar-Ära vor. Während der Yuan noch nicht völlig frei konvertierbar ist, arbeiten Peking und verbündete Staaten an neuen Zahlungsinfrastrukturen – jenseits des SWIFT-Systems. Parallel dazu füllen Chinas Partner ihre Lager mit Gold – als stilles Misstrauensvotum gegen die Dominanz der US-Währung.

Pekings Vorstoß in Richtung einer rohstoffgedeckten Abrechnungswährung – etwa im Ölhandel – ist nur ein Beispiel für den langfristigen Plan: eine dedollarisierte Weltordnung, in der Handelsabkommen nicht länger automatisch an den Dollar gekoppelt sind.

Fazit: Der Dollar bleibt stark – aber nicht mehr unantastbar

Noch ist der Dollar weltweit die wichtigste Währung. Doch der exklusive Thron wird zunehmend zum umkämpften Schauplatz. Vertrauen ist die wichtigste Währung der globalen Finanzarchitektur – und genau dieses Vertrauen beginnt zu bröckeln. Nicht mit einem Paukenschlag, sondern still, schleichend – aber unumkehrbar.

Ob der Dollar stürzt, ist nicht mehr die Frage. Sondern wann – und wer an seine Stelle tritt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der XRP-ETF-Markt steht vor einem bedeutenden Wandel: Bereitet er den Weg für ein herausragendes Jahr 2026?

Der Kryptowährungsmarkt steht erneut vor einem potenziellen Wendepunkt. Während Bitcoin und Ethereum im Fokus institutioneller Anleger...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bank bringt den Wero-Bezahldienst zu Millionen Kunden
17.12.2025

Der Wero-Bezahldienst erreicht jetzt Millionen Bankkunden: Deutsche Bank und Postbank schalten den vollen Funktionsumfang frei. Europa...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Inflation im November bei 2,1 Prozent
17.12.2025

Die Eurozone-Inflation wirkt auf den ersten Blick stabil – doch eine neue Eurostat-Schätzung verändert den Blick auf den November. Auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steve Jobs und die Zukunft der Führung: Warum Chefs jetzt umdenken müssen
17.12.2025

Der Mittelstand arbeitet noch nach Regeln von gestern – doch die Herausforderungen von heute lassen sich damit kaum lösen. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland: Ifo-Index schwach – Jahr endet ohne Aufbruchsstimmung
17.12.2025

Der Ifo-Index sendet zum Jahresende ein klares Warnsignal für Deutschlands Wirtschaft. Sinkende Erwartungen, enttäuschte Hoffnungen und...

DWN
Panorama
Panorama DHL-Betrugsmasche: Wie Kriminelle die Vorweihnachtszeit und das Paketchaos ausnutzen
17.12.2025

In der Vorweihnachtszeit nutzen Kriminelle das Paketchaos aus, um sich mit der sogenannten DHL-Betrugsmasche zu bereichern. Gefälschte...

DWN
Finanzen
Finanzen KNDS-IPO: Börsengang des deutsch-französischen Panzerherstellers rückt wohl näher
17.12.2025

Der KNDS-IPO nimmt konkrete Formen an: Doppelnotierung, Milliardenbewertung und klare Abgrenzung zu Rheinmetall prägen die Debatte....

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis nähert sich Rekord, Silberpreis mit Allzeithoch: Was die Edelmetallpreise treibt – und was das für Anleger heißt
17.12.2025

Der Goldpreis zieht am Mittwoch an und rückt wieder an sein Rekordniveau heran, während der Silberpreis bereits neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs aktuell: Konsolidierung und Notenbanken im Fokus
17.12.2025

Der DAX-Kurs startet freundlich in den Börsenhandel am Mittwoch, doch echte Dynamik bleibt aus. Während wichtige Marken halten, sorgt...