Wirtschaft

Auf der Jagd nach Rohstoffen: Die USA auf Schatzsuche

Mineralien spielen eine zentrale Rolle in Donald Trumps Strategie zur Erreichung einer Energiedominanz. Dabei geht es nicht nur um die heimische Produktion, auch Grönland und die Ukraine sind Teil des Plans.
27.02.2025 11:08
Aktualisiert: 27.03.2025 10:58
Lesezeit: 4 min

Umgestaltung der US-Energiepolitik: Die heimische Produktion wird angekurbelt

Bereits wenige Stunden nach seinem Amtsantritt begann Donald Trump mit der Umgestaltung der US-Energiepolitik, die nun wieder vorrangig auf fossile Brennstoffe setzt. So machte der amerikanische Präsident sehr deutlich, dass seine Regierung beabsichtigt einen Weg zur Dominanz der USA im Energiebereich einzuschlagen, und betonte, dass "Amerika mit riesigen Mengen an 'flüssigem Gold' und anderen wertvollen Mineralien gesegnet ist", die es nun konsequent zu fördern gedenke. Und um die Vorherrschaft im Energiesektor zu erlangen, werden auch erhebliche Mengen an Mineralien benötigt, von Wolfram in Explorationsbohrern bis hin zu Kupfer in elektrischen Leitungen.

Derzeit werden viele der sogenannten „kritischen Mineralien“, welche vor allem im Energiesektor zum Einsatz kommen, aus einer sehr begrenzten Anzahl von Ländern importiert, was die US-Energieinitiativen besonders anfällig für Unterbrechungen in diesen Regionen macht. Wenn die Vereinigten Staaten eine Vormachtstellung im Energiesektor erreichen wollen - in Bezug auf Infrastruktur, Ausrüstung und Betrieb – so müssen sie eine ausreichende und sichere Versorgung mit Mineralien gewährleisten. Wie die gesamte Welt sind dabei auch die USA in hohem Maße auf China angewiesen, welches bereits Ausfuhrbeschränkungen für zahlreiche Mineralien verhängt hat. Das asiatische Land erlaubt zwar weiterhin die Ausfuhr einiger dieser Rohstoffe, behält aber die Möglichkeit, die Ausfuhren in die USA jederzeit einzuschränken oder zu verbieten, was die Lieferketten für amerikanische Energieprojekte gefährdet.

Die sicherste Quelle für Mineralien ist die inländische Produktion, da hier weder internationalen Transportrisiken, wie Angriffen auf Schiffe oder Ausfuhrbeschränkungen durch ausländische Regierungen drohen. Um die Versorgung Amerikas mit Mineralien und die Sicherheit seines Energiesektors zu verbessern, wird die US-Regierung vernünftigerweise zunächst die heimische Mineralienproduktion zu steigern versuchen. Donald Trump dürfte daher zunächst die derzeit, vor allem auf Grund von Umweltschutzbestimmungen komplizierten und langwierigen Genehmigungsverfahren für neue Minen reformieren, im weiteren die finanziellen Anreize für entsprechende Bergbauprojekte erhöhen und zudem Zölle auf Mineralienimporte erheben. Vor allem letzteres gilt der Trump-Regierung bekanntlich als probates Mittel zum Schutz der bestehende Industrie und als Anreizmittel für neue Projekte.

Grönland als Warenlager?

Donald Trumps Pläne, Grönland in die USA einzugliedern, dürften aller Wahrscheinlichkeit nach keine allzu großen Erfolgsaussichten haben. Die Idee dahinter ist jedoch nicht uninteressant, könnte sie doch nicht ausschließlich geostrategischen Zielen geschuldet sein, sondern ebenfalls dem Bedarf an jenen Mineralien. Geologisch gesehen ist die Insel eine Erweiterung des nordamerikanischen Kontinents, und da die USA und Kanada über bedeutende Mineralienvorkommen verfügen ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch Grönland einige solcher Lagerstätten, teilweise auch große, aufweist. Sinnvoll dürfte deren Förderung jedoch dennoch nicht sein. Zwar ermittelte eine dänische geologische Untersuchung vor zwei Jahren mindestens 50 Standorte mit Mineralienpotenzial. Mehr als die Hälfte davon liegt allerdings nördlich des Polarkreises, was ihre Ausbeutung schwierig und teuer, wenn nicht gar unmöglich macht. Jene, die sich an der eisfreien Südspitze befinden und ausbeutbar wären, sind sämtlich sehr klein. Wirtschaftlich förderbar sind laut jener Studie weder die einen noch die anderen Vorkommen.

Selbst bei wieder deutlich steigenden Preisen der in den vergangenen Jahren schwer unter die Räder gekommenen Seltenen Erden bleibt die Rentabilität solcher Projekte fraglich. Das US Geological Survey schätzt deren grönländische Reserven auf 1,5 Millionen Tonnen, damit läge das Land zwar in den Top 10 der Welt, jedoch weit hinter den USA selbst sowie China, Brasilien, Vietnam, Indien und Australien. Sehr wahrscheinlich wäre der Abbau von Seltenen Erden in all diesen Ländern einfacher und billiger als in Grönland. Zumal die Gesamtimportmenge von Mineralien aus dem Sektor der seltenen Erden pro Jahr kaum 200 Millionen Dollar erreichen, womit selbst kräftige Preisanstiege verkraftbar wären – und sich dann zudem wohl auch in der Heimat lukrative Projekte finden ließen. Auch andere Energiemetalle, wie Kupfer, Titan, Wolfram oder Vanadium, kommen in Grönland zwar vor, jedoch sind die potenziellen Reserven anderswo ebenso reichlich vorhanden, und das zu niedrigeren Produktionskosten. Einwirken dürften die USA in dieser Hinsicht wohl eher auf Rohstoffschwergewichte Südamerikas, die Mongolei und Kasachstan sowie die Demokratische Republik Kongo, die über gigantische Reserven an Kobalt und Kupfer verfügt.

Seltene Erden gegen Kriegsgerät

Schon im vergangenen Jahr, noch unter Präsident Joe Biden, gerieten die Mineralienvorkommen der kriegsgebeutelten Ukraine in den Fokus, als die russische Armee im Oblast Donezk schnell an Boden gewann und die größte Lithiumlagerstätte des Landes, und eine der größten Europas, in der Nähe der Stadt Schewtschenko in ihre Gewalt zu bringen drohte. Auf die dort lagernden Bodenschätze, neben Lithium finden sich in dem Gebiet auch eine Reihe weiterer Mineralien, hatte schon Biden ein Auge geworfen, als „harte Währung“ zur Begleichung der US-Kriegsaufwendungen. Die Ukraine selbst hatte im vergangenen Herbst im Rahmen ihres damals vorgelegen „Siegesplans“ die Idee geäußert, ihre kritischen Bodenschätze im Gegenzug für Investitionen von Verbündeten zu öffnen, wobei eben das Potenzial vor allem jener Seltenen Erden geradezu in den Himmel gelobt wurde.

Donald Trump seinerseits griff diese Idee dankbar auf und machte bereits mehrfach deutlich, dass er erwarte, dass die Ukraine die USA mit diesen wichtigen Mineralien beliefere, wenn die USA im Gegenzug die Kriegsanstrengungen weiterhin finanziell unterstütze. Am 11. Februar wurde Trump dann in einem Interview mit dem Fernsehsender Fox News konkret, wo er von seinen Gesprächen mit ukrainischen Beamten erzählte: "Ich habe ihnen gesagt, dass ich Seltene Erden im Wert von 500 Milliarden Dollar haben möchte". Bedenkt man, dass der Umfang der fünf vom Kongress beschlossenen Hilfspakete mit insgesamt 175 Milliarden Dollar weit unterhalb dessen liegt und davon zudem allein 70 Milliarden Dollar in den USA selbst für die Waffenproduktion ausgegeben wurden, erhält diese Forderung mehr als nur einen unmoralischen Touch.

Ein guter Deal für Donald Trump?

Möglicherweise kennt sich Volodimir Zelenskiy in seinem eigenen Land aber deutlich besser aus als die Amerikaner. Zweifel daran, dass das Land über Bodenschätze verfügt, die eine solche Forderung auch nur annähernd befriedigen könnten, sind nicht unangebracht. Zumindest listet keine bergbauliche Datenbank die Ukraine überhaupt als Reserve für Seltene Erden auf, für kein einziges Mineral dieser Gruppe. Aktuellen Schätzungen zufolge beläuft sich der Gegenwert der jährlichen Seltene-Erden-Produktion auf lediglich 15 Milliarden Dollar weltweit. Selbst wenn es der Ukraine gelänge, davon exorbitante 10 % zu fördern, würde es mehr als 330 Jahre dauern, bis damit die jüngst postulierte Forderung abgegolten wäre. Kein guter Deal für Donald Trump.

Darauf, dass Trump sich hier verzocken könnte, deutet ein Schriftstück hin, welches die Amerikaner maßgeblich motiviert haben dürfte, ihre Forderung so zu formulieren – und viele Medien die Geschichte vom ukrainischen Seltene-Erden-Reichtum hat aufgreifen lassen. Dieses wurde Anfang Dezember des vergangenen Jahres vom Exzellenz-Zentrum der NATO erstellt (hier abrufbar) und beschreibt die Vorkommen des Landes unter anderem so: „Die Ukraine entwickelt sich zu einem wichtigen potenziellen Lieferanten von Seltenerdmetallen wie Titan und Lithium, Beryllium, Mangan, Gallium, Uran, Zirkonium, Grafit, Apatit, Fluorit und Nickel.“

Falls Donald Trump auch dieser Bodenschätze habhaft werden möchte, sollte der Vertrag allerdings mehr als nur den Sektor nennen - denn keines dieser im NATO-Bericht aufgeführten durchaus wertvollen Mineralien gehört zur Gruppe der Seltenen Erden.

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Markus Grüne

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Markus Grüne (49) ist langjähriger professioneller Börsenhändler in den Bereichen Aktien, Derivate und Rohstoffe. Seit 2019 arbeitet er als freier Finanzmarkt-Journalist, wobei er unter anderem eigene Börsenbriefe und Marktanalysen mit Fokus auf Rohstoffe publiziert. 

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