Wirtschaft

Lyft attackiert Uber: Neuer Mobilitäts-Gigant übernimmt FreeNow und greift Europa an

Der Mobilitätskampf in Europa geht in eine neue Runde – und diesmal kommt die Herausforderung von der anderen Seite des Atlantiks: Lyft, der ewige Herausforderer von Uber in den USA, übernimmt mit FreeNow einen der letzten verbliebenen großen europäischen Mobilitätsdienste. Der Kaufpreis von 175 Millionen Euro dürfte dabei nur ein Bruchteil dessen sein, was strategisch auf dem Spiel steht.
25.04.2025 06:01
Lesezeit: 2 min
Lyft attackiert Uber: Neuer Mobilitäts-Gigant übernimmt FreeNow und greift Europa an
Mit dem Deal verschafft sich Lyft auf einen Schlag Zugang zu 150 Städten in neun europäischen Ländern. (Foto: dpa) Foto: Jens Kalaene

Ein Angriff auf Europas urbane Mobilitätsinfrastruktur

Der US-Markt ist gesättigt, der politische Gegenwind wächst – und so verschiebt sich das Schlachtfeld. Während Uber längst eine dominante Stellung in Europa eingenommen hat, stellt sich nun ein neuer Rivale auf: Lyft setzt zur globalen Expansion an – ausgerechnet mit einer europäischen Marke, die ausgerechnet aus den Häusern Mercedes-Benz und BMW stammt. FreeNow – einst als Joint Venture der deutschen Automobilgiganten gegründet – hatte sich als Plattform für Taxi- und Mietwagenservices in europäischen Großstädten etabliert. Neben klassischen Fahrdiensten bietet die App auch Elektroroller und Carsharing an – ein „Ökosystem“ urbaner Mobilität, das Lyft nun vollständig übernimmt.

Mit dem Deal verschafft sich Lyft auf einen Schlag Zugang zu 150 Städten in neun europäischen Ländern – darunter Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien. Statt mühsam lokale Märkte aufzubauen, wird mit einem Kauf ein ganzes Mobilitätsnetzwerk übernommen.

Die Verlagerung des Machtkampfes – von San Francisco nach Frankfurt

Lyft-Chef David Risher erklärte gegenüber Reuters, man wolle mit „schnellen Reaktionszeiten“ und „wettbewerbsfähigen Preisen“ punkten – ein Signal an Uber, aber auch an europäische Regulierer: Die nächste Schlacht um den urbanen Verkehrsmarkt hat begonnen.

Die Strategie ist klar: Während Uber zunehmend in regulatorische Auseinandersetzungen verwickelt ist und in zahlreichen Städten mit Fahrverboten, Arbeitsrechtsklagen und Lizenzproblemen kämpft, präsentiert sich Lyft als „sozial verträglichere Alternative“. Mit der FreeNow-Infrastruktur – und ihrer bisherigen Nähe zur klassischen Taxibranche – könnte Lyft tatsächlich dort punkten, wo Uber sich unbeliebt gemacht hat.

Milliardenmarkt im Umbruch

In einer Pressemitteilung ließ Lyft keine Zweifel aufkommen: Man erwartet durch die Übernahme eine Umsatzsteigerung von rund einer Milliarde Euro jährlich und einen Anstieg der Fahrten auf über 300 Millionen pro Jahr – bei gleichzeitiger Verdopplung der internationalen Präsenz. Damit rückt das Unternehmen erstmals in die Liga der global agierenden Mobilitätskonzerne vor.

Doch der Weg ist steinig. Uber bleibt der Gigant im Raum – mit einem Umsatz von 44 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 und einer weltweiten Präsenz in über 70 Ländern. Zum Vergleich: Lyft erzielte im selben Zeitraum 5,8 Milliarden Dollar Umsatz – mit einem Bruchteil der geografischen Reichweite.

Ein geopolitischer Präzedenzfall

Was sich hier abspielt, ist mehr als nur ein Konkurrenzkampf zwischen zwei Mobilitätskonzernen. Es ist ein symbolischer Machtwechsel: Zwei deutsche Automobilkonzerne ziehen sich aus einem Zukunftsmarkt zurück – und übergeben die Kontrolle über einen europäischen Infrastrukturdienst an ein US-Technologieunternehmen.

Es ist eine Lektion in Sachen digitaler Souveränität: Während Europa darüber debattiert, wie man sich von ausländischer Big-Tech-Abhängigkeit lösen kann, verkaufen heimische Hersteller ihre digitalen Zukunftsmodelle an Unternehmen, die auf aggressive Expansion setzen.

Fazit: Die Mobilitätsrevolution wird amerikanisch – wieder einmal

Die Übernahme von FreeNow ist kein Einzelfall, sondern ein weiterer Dominostein in einem globalen Spiel um Kontrolle, Daten und Infrastruktur. Lyft tritt an, um Uber in Europa herauszufordern – doch gleichzeitig übernimmt ein weiteres US-Unternehmen einen zentralen Teil urbaner Mobilität auf dem alten Kontinent.

Was bleibt, ist ein fader Beigeschmack: Während Europa Regeln macht, übernehmen andere das Geschäft.

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