Immobilien

Achtung, Hausbesitzer: Elementarschadenversicherung wird Pflicht - was das bedeutet

Wohngebäudeversicherungen dürfen künftig nur noch mit Elementarschadenversicherung angeboten werden. Diese Versicherung wird für alle Hausbesitzer Pflicht. Die Pläne der Regierung.
04.05.2025 07:13
Aktualisiert: 04.05.2025 12:34
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Elementarschadenversicherung wurde nie richtig umgesetzt

Schäden durch Extremwetter sind meist auch extrem teuer, insbesondere wenn es sich um Schäden am eigenen Haus handelt. Allerdings sind in Deutschland nur ca. 50 Prozent der Haushalte gegen die Gefahren aus der Natur versichert. Nach den Hochwassern im Süden Deutschlands letztes Jahr entbrannte deshalb auch eine heiße Debatte um eine Pflichtversicherung für Elementarschäden an Häusern, die jedoch damals nicht konkret umgesetzt wurde.

In diesen Fällen ist oft der Staat eingesprungen und hat mit dem Geld der Steuerzahler geholfen. Nach Ansicht von Klima-Ökonomin Claudia Kemfert ist genau dieser Umstand extrem kostspielig und wird aufgrund der sich häufenden Naturereignisse immer teurer. Durch eine Elementarschadenversicherung könnte hier Abhilfe geschaffen werden.

Anlehnung an französisches Modell geplant

Wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft mitteilte, sind nur ca. 54 Prozent aller Hausbesitzer gegen alle Naturgefahren versichert – und eben nicht nur gegen Sturm und Hagel. Bereits 2023 hatten deshalb die Länder die Bundesregierung aufgefordert, eine bundesweit gesetzliche Regelung zur Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden auszuarbeiten. Bei den Hochwassern in Baden-Württemberg und Bayern entstanden im vergangenen Jahr Schäden in Höhe von 2 Milliarden Euro.

Kemfert verwies in Bezug auf die Pflichtversicherung schon 2024 darauf, dass in Frankreich nahezu alle Hausbesitzer gegen diese Schäden versichert seien und deshalb auch die Versicherungsbeiträge mit nur ca. 26 Euro auch besonders günstig seien. In Deutschland ist zu diesem Preis keine vergleichbare Versicherung zu finden. Sie plädierte schon vergangenes Jahr für die Einführung der Pflichtversicherung für alle aus solidarischen Gründen.

Elementarschadenversicherung wird Pflichtversicherung

Die neue Regierung aus Union und SPD hat das Thema nun erneut aufgegriffen und plant, die neue Pflichtversicherung verbindlich einzuführen. In den Koalitionsverhandlungen wurde die Einigung erzielt, dass diese kommen soll. Das bedeutet, dass sich Millionen von Hauseigentümern in Deutschland auf neue Regelungen für den Hausbesitz einstellen müssen und damit auch auf höhere Kosten.

Mit der Neuregelung will die künftige Regierung sicherstellen, dass alle Wohngebäude gegen Elementarschäden wie Hochwasser, Starkregen, Erdbeben oder Bodensenkungen versichert sind. Der Gesamtkatalog der Naturgefahren, für die diese Versicherung gedacht ist, muss noch definiert werden und die Versicherungsbedingungen müssen reguliert werden. Außerdem müsse auch geprüft werden, ob Planungsbehörden der einzelnen Länder Verantwortung bei der Bauleitplanung in besonders schadensgefährdeten Gebieten übernehmen sollten.

Neuverträge und bestehende Verträge nur noch mit Elementarschaden-Versicherung

Im bestehenden Verhandlungspapier der Arbeitsgruppe „Innen, Recht, Migration und Integration“ ist bereits festgesetzt, dass Wohngebäudeversicherungen in Zukunft nur noch mit Elementarschadensabsicherung von den Versicherungen angeboten werden dürfen. Der Abschluss einer Gebäudeversicherung ohne den Schutz gegen Elementarschäden ist dadurch künftig nicht mehr möglich.

Die Maßnahme greift aber nicht nur für Neuverträge sondern auch für bereits bestehende Versicherungen, die dann zu einem festgelegten Zeitpunkt erweitert werden müssen. Damit sind in erster Linie die knapp 50 Prozent Hausbesitzer betroffen, die bislang keine entsprechende Versicherung gegen diese Naturgefahren haben. Die Elementarschadensabdeckung war bislang freiwillig und konnte im Rahmen einer bestehenden Gebäude- oder Hausratsratsversicherung mit abgeschlossen werden.

Im Rahmen der geplanten Gesetzesänderung wird nun noch geprüft, ob das neue Versicherungsmodell mit einer „Opt-out-Lösung“ ausgestattet werden soll. Diese Option würde es den Versicherungsnehmern ermöglichen, eine Elementarschadensabsicherung abzulehnen, nachdem sie über die dann folgenden Konsequenzen in einem Schadensfall aufgeklärt wurden. Allerdings werden auch bei Umsetzung dieser Option die meisten Hausbesitzer von einer gesetzlichen Neuregelung betroffen sein.

Staatliche Rückversicherung soll hohe Kosten absichern

Die Koalition aus Union und SPD plant weiterhin, die Möglichkeit zu einer dauerhaften Versicherung in Hochrisikogebieten durch eine staatliche Rückversicherung abzusichern. Dadurch sollen Schäden durch große Katastrophen, wie wir sie 2021 im Ahrtal erlebt haben, eben auch versichert sind, wenn diese die finanziellen Möglichkeiten der Versicherungen übersteigen.

Eine derartige kombinierte Lösung der Risikoteilung zwischen den privaten Versicherungen und der staatlichen Rückversicherung wurde bereits vor Jahren vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft angeregt. Durch die Kombination der beiden Modelle sollen insbesondere besonders hohe Prämiensteigerungen vermieden werden.

Elementarschadenversicherung: Hausbesitzer sollten sich jetzt schon informieren

Bislang gibt es noch keine Details zur Ausgestaltung der neuen Pflichtversicherung. Allerdings können sich Hausbesitzer schon heute mit dem Thema auseinandersetzen und die unterschiedlichen Konditionen für Elementarschadensversicherungen vergleichen. Das hilft, den Versicherungsmarkt in diesem Bereich besser zu verstehen und dann zum Zeitpunkt der Einführung der Pflichtversicherung eine gute Entscheidung zu treffen.

Außerdem empfehlen viele Experten in diesem Bereich, die eigene Immobilie auf mögliche Schwachpunkte bei extremen Wetterereignissen hin zu überprüfen und eventuell Schutzmaßnahmen einzuleiten. Diese präventive Vorsorge kann sich dann auch günstig auf die neu anfallenden Versicherungsprämien auswirken. Aktuell kostet eine Gebäudeversicherung mit Versicherung gegen Elementarschäden durchschnittlich 220 Euro jährlich für ein 80 Quadratmeter großes Reihenhaus in einem Niedrigrisikogebiet. In diese Gebiete mit niedrigem Risiko fallen ca. 92 Prozent aller Gebäude in Deutschland.

Die neue Pflichtversicherung wird zunächst nur die Immobilienbesitzer direkt betreffen. Allerdings können diese die zusätzlich entstehenden Kosten dann später auch auf ihre Mieter umgelegt werden. Die Koalition aus Union und SPD hat deshalb auch vereinbart, die Interessen von Mietern bei der Umsetzung im Blick zu behalten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoff aus Solaranlage: Effiziente Energiegewinnung dank neuer Technologie
09.10.2025

Das belgische Startup Solhyd arbeitet an einer neuartigen Technologie zur Wasserstoffproduktion mit Potenzial für die Energiewende. Das...

DWN
Politik
Politik Bundesregierung will Regeln für E-Scooter ändern
09.10.2025

Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung: Das hört sich sehr technisch an. Dahinter verbirgt sich ein Regelwerk für E-Scooter. Es soll nun...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU reagiert auf Chinas wirtschaftliche Neuausrichtung und dessen Auswirkungen auf globale Lieferketten
09.10.2025

Globale Handelsbeziehungen stehen unter Druck, da wirtschaftliche und politische Faktoren die Strategien von Unternehmen und Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektromobilität stärken: Bundesregierung plant Verlängerung der Steuerbefreiung für Elektrofahrzeuge
08.10.2025

Die deutsche Automobilindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Steigende Anforderungen an Klimaschutz, die Transformation hin zur...

DWN
Politik
Politik Von der Leyen wirft Russland hybriden Krieg gegen EU vor
08.10.2025

Plant Russland einen Angriff auf die EU? Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht schon jetzt Zeichen für einen Krieg – und...

DWN
Politik
Politik Kranken- und Rentenversicherung wird für Gutverdiener teurer
08.10.2025

Erwerbstätige mit höheren Einkommen müssen sich darauf einstellen, im kommenden Jahr mehr für die Renten- und Krankenversicherung zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrieproduktion sinkt erneut deutlich - Einbruch in der Autobranche
08.10.2025

Die deutschen Unternehmen drosseln ihre Produktion stärker als erwartet. Vor allem eine Branche verbucht ein sattes Minus. Hat das...

DWN
Panorama
Panorama Deutschlandticket: Boom vorbei - weniger Fahrgäste im Nahverkehr als vor Corona
08.10.2025

Das Deutschlandticket hat viele in Busse und Bahnen gelockt, doch der Boom ist vorbei. Fahrgastverbände und Verbraucherschützer...