Wenn ein Einbruch versucht wird, tickt die Uhr. Etwa fünf Minuten lang muss eine Tür oder ein Fenster der Brechstange oder dem Schraubenzieher eines Einbrechers standhalten – danach lassen die meisten Verbrecher von ihrem finsteren Vorhaben ab. Denn sie fürchten sich davor, entdeckt zu werden – und sind häufig Gelegenheitstäter, die es halt mal kurz probieren, wenn sie eine Chance wittern.
Wohnungseinbrüche 2023: Deutlicher Anstieg, aber weniger als vor der Pandemie
Für das Jahr 2023 verzeichnet die bundesweite Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) einen starken Anstieg der Wohnungseinbrüche. Insgesamt wurden 77.819 Fälle inklusive Einbruchsversuche registriert, 2022 waren es 65.908. Die Aufklärungsquote lag 2023 bei 14,9 Prozent. Dennoch bleiben die Fallzahlen weiterhin unter dem Niveau vor der Pandemie: 2019 wies die PKS noch 87.145 Fälle samt Einbruchsversuchen aus.
Zusätzlich wurden für 2023 ganze 90.065 Fälle von Diebstählen aus Keller- und Dachbodenräumen sowie Waschküchen erfasst.
Hohe Abbruchquote bei Einbruchsversuchen
Gleichzeitig scheiterten 2023 46,3 Prozent der Wohnungseinbrüche. Das bedeutet, dass ein Großteil der Taten nicht über das Versuchsstadium hinauskommt, nicht zuletzt dank sicherungstechnischer Maßnahmen. Viele Einbrüche lassen sich durch richtiges Verhalten, die passende Sicherungstechnik und aufmerksame Nachbarn verhindern.
Tatzeiten und bevorzugte Methoden der Einbrecher
Am häufigsten wird in der dunklen Jahreszeit, während der Ferien und zwischen acht und zwanzig Uhr eingebrochen, wenn die meisten Menschen nicht zu Hause sind, sondern arbeiten.
Wie sich Einbrecher Zutritt verschaffen, zeigt die sogenannte "Kölner Studie". Sie stammt zwar aus dem Jahr 2017, gilt aber für qualitative Aussagen zum Einbruchschutz weiterhin als maßgeblich. Besonders gefährdet sind Balkon- und Terrassentüren, da sie oft schlecht einsehbar und unzureichend gesichert sind. Etwa die Hälfte aller Einbruchversuche erfolgt hier, gefolgt von Fenstern mit rund dreißig Prozent. Haustüren dienen nur in etwa zwanzig Prozent der Fälle als Einstiegspunkt – verständlich, da sie meist zur Straßenseite zeigen und vergleichsweise gut gesichert sind. Rund 70 Prozent der Einbrecher nutzen einen Schraubenzieher, um Fenster und Türen aufzuhebeln, so das Netzwerk "Zuhause sicher". Sieben Prozent schlagen ein kleines Loch ins Glas, um die Griffe von innen zu entriegeln.
Sicherungstechnik schreckt Einbrecher ab
Fast die Hälfte aller Einbrüche scheitert, weil sich Kriminelle nicht schnell genug Zutritt verschaffen können. Viele sind Gelegenheitstäter und geben ihr Vorhaben nach ungefähr fünf Minuten auf. Zeit ist also ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, einen Einbruch zu verhindern. Wer sein Zuhause schützen will, sollte Fenster und Türen gut sichern. Auch eine wachsame Nachbarschaft kann Einbrüche verhindern.
Mechanische Sicherungen vor elektronischen Lösungen
Wer Einbrüche verhindern möchte, sollte zuerst die Schwachstellen des Hauses sichern. Wirksamer Einbruchschutz basiert primär auf mechanischen Lösungen, nicht auf elektronischen Systemen. Der Großteil der Einbrecher dringt durch Eingangs- und Fenstertüren sowie normale Fenster ein – sowohl in Mehr- als auch in Einfamilienhäusern. Mechanische Sicherungen an Fenstern und Türen stehen deshalb beim Einbruchschutz an erster Stelle, noch vor Alarmanlagen oder Smart-Home-Lösungen. Beide Maßnahmen können eine sinnvolle Ergänzung des mechanischen Schutzes sein. Einbruchhemmende Haus- und Wohnungstüren sind jedoch die beste Investition in die Sicherheit. Oberstes Ziel ist es schließlich, potenzielle Täter abzuschrecken und vom eigenen Zuhause fernzuhalten.
Durch den Einbau geprüfter einbruchhemmender Fenster und Fenstertüren, die mindestens Widerstandsklasse RC zwei entsprechen, lässt sich ein guter Einbruchschutz erzielen. Eine effektive mechanische Lösung besteht darin, Fenster mit einem geprüften einbruchhemmenden Fensterbeschlag in Verbindung mit einem abschließbaren Fenstergriff auszustatten. Die Sicherung allein durch einen abschließbaren Fenstergriff bietet jedoch oft noch keinen ausreichenden Schutz.
Tipps zum Einbruchschutz
Wer in den Urlaub fährt, sollte weder vorab noch während der Reise in sozialen Netzwerken darüber posten. Aktuelle Fotos vom Strand oder der Skipiste liefern Kriminellen Hinweise auf die Abwesenheit. Nachbarn oder Freunde, die regelmäßig den Briefkasten leeren und beim Blumengießen das Licht einschalten, lassen das Haus bewohnt erscheinen.
- Schließen Sie die Haustür doppelt ab, sobald Sie Ihr Haus – auch nur kurz – verlassen.
- Verschließen Sie stets Fenster, Balkon- und Terrassentüren. Einbrecher können selbst durch gekippte Fenster eindringen.
- Verstecken Sie Ihren Schlüssel niemals draußen. Einbrecher finden jedes Versteck.
- Ersetzen Sie bei Schlüsselverlust das Schloss sofort.
- Achten Sie auf Fremde in Ihrer Wohnanlage oder auf dem Nachbargrundstück und rufen Sie bei verdächtigen Beobachtungen umgehend die Polizei.
- Schließen Sie Fenster, Balkon- und Terrassentüren, auch wenn Sie nur kurz weg sind. Die Mehrheit der Wohnungseinbrüche erfolgt zwischen acht und zwanzig Uhr.
- Rollläden sollten tagsüber möglichst offen bleiben, da geschlossene Rollläden Abwesenheit signalisieren.
- Lassen Sie bei einer Tür mit Glasfüllung den Schlüssel nicht innen stecken.
- Öffnen Sie bei Klingeln nicht unüberlegt, sondern bleiben Sie gegenüber Fremden vorsichtig. Nutzen Sie Türspion und Sperrbügel.
Bewegungsmelder, Kamera und Zeitschaltuhr nutzen
Zertifizierte Alarmanlagen ergänzen die Sicherungstechnik sinnvoll. Weitere Informationen zur Auswahl der passenden Alarmanlage bietet die Initiative K-Einbruch. Ebenfalls eine sinnvolle Maßnahme ist es, wenn Hausbesitzer Außenbereiche beleuchten oder Bewegungsmelder installieren. Beides schreckt Einbrecher ab und erhöht den Schutz zusätzlich. Zeitschaltuhren, die das Licht automatisch an- und ausschalten sowie Jalousien hoch- und herunterfahren, erwecken den Eindruck, es sei jemand zu Hause. Bewegungsmelder sorgen für Licht an Haustüren, Kellereingängen und Fenstern und bieten zusätzlichen Schutz vor Einbrechern. Moderne Außenkameras lassen sich einfach mit dem Smartphone verbinden, sodass Bewohner ihr Grundstück auch in Abwesenheit überwachen können.
Überwachungskameras – was ist erlaubt?
Überwachungskameras dürfen ausschließlich auf das eigene Grundstück gerichtet sein. Beim Installieren von Kameras ist einiges zu beachten. So dürfen die Geräte nicht auf das Nachbargrundstück ausgerichtet sein. Zudem muss im Überwachungsbereich gut sichtbar ein Hinweisschild angebracht werden, das Besucher und Paketboten über die Überwachung informiert. Einige Experten raten übrigens von Kamera-Attrappen im Außenbereich ab. Statt abzuschrecken, könnten sie Kriminellen signalisieren, dass sich ein Einbruch lohnt.
Jalousien nicht dauerhaft geschlossen halten
Viele Bewohner lassen Außenjalousien herunter, wenn sie längere Zeit abwesend sind, um eine zusätzliche Barriere gegen Einbrecher zu schaffen. Experten raten jedoch davon ab. Denn tagelang geschlossene Rollos signalisieren Tätern, dass niemand zu Hause ist. Zudem sind herkömmliche Rollos lediglich als Sicht- und Sonnenschutz konzipiert und lassen sich leicht aushebeln, zerschneiden oder hochdrücken.
Anders verhält es sich bei Rollläden, die einbruchhemmend konstruiert oder zusätzlich gesichert sind. So gibt es beispielsweise besonders stabile Rollläden mit integrierten Sperren, die das Hochschieben verhindern, und verstärkte Führungsschienen, die das Herausreißen erschweren.
Haustür und Fenster zusätzlich sichern
Wie sicher eine Haustür oder ein Fenster ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Das hängt von Alter, Material sowie der eingesetzten Schließ- und Sicherungstechnik ab. Jahrzehntealte Türen und Fenster aus Holz lassen sich oft schon mit wenig Kraftaufwand eintreten. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten zur Nachrüstung von Türen und Fenstern. So kann der Einbau eines neuen Haustürschlosses mit Drei-Punkt-Verriegelung sinnvoll sein, bei der der Türrahmen die Tür nicht nur mittig, sondern zusätzlich oben und unten verschließt.
Abschließbare Fenstergriffe erschweren das Öffnen der Fensterflügel, wenn eine Scheibe eingeschlagen oder ein Fenster in Kippstellung offengelassen wurde. Für besseren Einbruchschutz empfiehlt die Polizei den Einbau von Fenstern mit mindestens Widerstandsklasse zwei (RC 2).
Schwachstellen beseitigen
Kaum ein Dieb schlägt eine Fensterscheibe ein, um in eine Wohnung zu gelangen. Das wäre viel zu laut. In den meisten Fällen hebeln Einbrecher Fenster, Fenstertüren oder die Haustür auf. Hier sollte man Sicherheitstechnik einsetzen, um es ihnen schwer zu machen.
Die Schwachstelle vieler, vor allem älterer Fenster sind Rollenzapfen, die die Fenster verriegeln. Solche Fenster lassen sich mit einem Schraubenzieher leicht aufhebeln. Es hilft bereits, alte Rollenzapfen gegen Pilzkopfzapfen auszutauschen. Diese sind rundum angeordnet und greifen beim Verschließen in stabile, mit dem Rahmen verschraubte Stahlschließbleche.
Auch Nebeneingänge wie Keller und Garagen sollten gut gesichert sein, am besten mit Querriegeln und hochwertigen Schlössern an den Türen. Sie sind oft das schwächste Glied in der Sicherheitskette und werden gezielt ausgenutzt.
Wer Hilfe benötigt, um beim Aufrüsten Sinnvolles von Überflüssigem zu unterscheiden, kann sich in jeder Polizeiwache kostenlos beraten lassen. Darüber hinaus gibt es für sicherheitsbedingte Umbauten staatliche Förderung, etwa in Form zinsgünstiger Kredite. Ein entsprechendes Programm der KfW-Bankengruppe steht sowohl Mietern als auch Immobilienbesitzern offen.
Wie Smart-Home-Lösungen vor Einbrüchen schützen
Ein Smart Home vernetzt verschiedene Geräte im Haushalt, die sich zentral steuern und automatisieren lassen. Sensoren, Kameras und Alarmsysteme kommunizieren miteinander und reagieren in Echtzeit auf verdächtige Aktivitäten. So kann das System beispielsweise beim Öffnen eines Fensters automatisch eine Sirene auslösen, Lichter einschalten oder eine Nachricht an das Handy senden.
Elektronische Einbruchsicherungen, die sich ins Smart-Home-System einbinden lassen, schrecken potenzielle Täter ab, alarmieren Bewohner und ermöglichen es ihnen, frühzeitig die Polizei zu rufen. Während mechanische Sicherungen Eindringlinge aufhalten oder zumindest verzögern, überwachen elektronische Maßnahmen den Einbruchsversuch und melden ihn an die Polizei.
Türen, Fenster und andere Eingänge lassen sich mit Kontakten und einer Alarmanlage absichern. Wird eine Tür oder ein Fenster in Abwesenheit geöffnet, sendet das System eine Warnung aufs Handy. Zusätzlich erhöhen Kameras oder Bewegungsmelder die Sicherheit und können Einbrecher abschrecken.
Smarte Geräte steuern Lampen, Fernseher oder Jalousien automatisch, um Anwesenheit vorzutäuschen. Sie lassen sich auf zufällige Zeitspannen programmieren oder simulieren selbstlernend die typischen Gewohnheiten der Bewohner. So bleibt für Täter unklar, ob jemand zu Hause ist – ein zusätzlicher Schutz.
Können auch Mieter ihre Wohnung mit Sicherungstechnik ausrüsten?
Ja, auch Mieter können in ihre Sicherheit investieren und ihr Zuhause besser schützen. So lassen sich beispielsweise hochwertigere Schließzylinder oder Querriegelschlösser nachrüsten. Voraussetzung dafür ist allerdings das Einverständnis des Vermieters. Tipp: Vor Umbauten oder Nachrüstungen sollten Mieter unbedingt Rücksprache mit ihrem Vermieter halten.
Einbruchschutz-Beratung durch die Polizei
Das Netzwerk "Zuhause sicher" stellt weitere Informationen zum Nachrüsten von Fenstern bereit. Die polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes bietet Bürgern kostenlose individuelle Beratung sowie allgemeine Informationen zum Thema Einbruchschutz.
- Einbruchhemmende Produkte sollten das VdS-Siegel tragen. Es steht für "Vertrauen durch Sicherheit" und zeichnet ein unabhängiges Institut aus, das Sicherheitskonzepte entwickelt, technisch prüft und zertifiziert.
- Für Türen gilt die DIN-Norm EN 1627, Widerstandsklasse zwei. Diese gelten auch in Versicherungsfällen als geprüfte, einbruchhemmende Maßnahme.
Inventarliste für die Hausratversicherung erstellen
Einbruchsopfer können oft zunächst nur schwer nachvollziehen, welche Gegenstände die Täter entwendet haben. Um die Schadensregulierung mit der Hausratversicherung sowie die Arbeit der Polizei zu erleichtern, hilft eine zuvor erstellte Inventarliste des Haushalts. Wertgegenstände, Schmuck, Computer und teure Unterhaltungselektronik sollten mit detaillierten Fotos und nach Möglichkeit mit Rechnungen dokumentiert werden.
Richtiges Verhalten nach einem Einbruch
Wer seine Wohnung verwüstet vorfindet, ist verständlicherweise erst einmal geschockt. Dennoch gilt es, Ruhe zu bewahren und Folgendes zu beachten:
- sofort die Wohnung oder das Haus verlassen
- die Polizei unter 110 rufen
- Einbrecher nicht aufhalten oder angreifen
- falls der Täter angetroffen wird: Aussehen, Größe, Fluchtweg und Fahrzeug merken
- die Versicherung informieren
- erst aufräumen, wenn die Polizei den Tatort freigegeben hat
- falls möglich, selbst Fotos machen
Zentraler Sperr-Notruf für Konto, Smartphone und Ausweis
Haben Einbrecher Brieftasche, Dokumente oder das Smartphone gestohlen, zählt jede Minute, um Missbrauch zu verhindern. Der kostenfreie Sperr-Notruf 116 116 hilft beim Sperren von Kreditkarten, Girokarten, dem elektronischen Personalausweis oder der SIM-Karte. Dafür sollten folgende Informationen griffbereit sein:
- Girocard: IBAN oder alternativ Bankleitzahl und Kontonummer
- Kreditkarte: Name der Bank oder Bankleitzahl
- Online-Banking: IBAN oder alternativ Bankleitzahl und Kontonummer
- E-Personalausweis: Vorname, Geburtsdatum und Sperrkennwort
- Smartphone/SIM-Karte: Mobilfunknummer
Psychische Folgen nach einem Einbruch: Hilfe vom Weißen Ring
Ein Einbruch in die eigenen vier Wände ist für viele Menschen ein schwerer Schock. Die Verletzung der Privatsphäre, das verlorengegangene Sicherheitsgefühl oder sogar gravierende psychische Folgen wiegen oft schwerer als der materielle Schaden. Psychologische Unterstützung sowie finanzielle Hilfe bietet die Opferschutzorganisation Weißer Ring. Auch einige Hausratversicherungen übernehmen die Kosten für eine psychologische Beratung.