Wegen der zunehmenden Risiken von Naturkatastrophen in Deutschland und besonders nach dem Hochwasser im Dezember 2023 steht die Debatte über die Elementarschadenpflichtversicherung immer wieder im Mittelpunkt. Aktuell fordert der Bundesrat die Einführung einer Versicherungspflicht, der Bund lehnt die Vorlage eines entsprechenden Entwurfs bislang jedoch ab. Was sagen Immobilienbesitzer eigentlich dazu: Ist so eine Elementarversicherung sinnvoll? Oder hat die Mehrheit schon einen Schutz gegen Elementarschäden? Wünschen sich Eigentümer die Einführung einer Elementarschadenpflichtversicherung? Eine aktuelle Umfrage gibt Antworten!
Elementarschadenversicherung: Mehrheit für eine Pflicht!
Laut einer Umfrage von Immobilieneigentümern des Verbraucherschutzverband Wohnen im Eigentum (WiE) befürworten fast zwei Drittel der befragten Eigentümer eine verpflichtende Elementarschadenpflichtversicherung, weil es sonst sehr schwierig ist, ihr Eigentum abzusichern. Rund 42 Prozent der Wohnungseigentümer in Deutschland haben schon eine Elementarschadenpflichtversicherung abgeschlossen, wobei weitere 30 Prozent den Versicherungsstatus ihrer Wohnung gar nicht kennen. Im Vergleich: Etwa 59 Prozent der Eigentümer von Ein- und Mehrfamilienhäusern sind gegen Elementarschäden versichert und nur sieben Prozent kennen den Versicherungsstatus nicht.
Der Umfrage zufolge gibt es größte Hürden für den Abschluss einer Elementarschadenpflichtversicherung und viele Immobilieneigentümer fühlen sich nicht ausreichend über die Inhalte der Versicherung informiert.
Eins ist jedoch klar: Extremwetterereignis können mittlerweile fast jede Immobilie treffen. Deshalb sollte sich jeder Immobilienbesitzer unbedingt mit dieser Art von Versicherung auseinandersetzen - ob einzelne Wohnungseigentümer oder Eigentümer von Ein- und Mehrfamilienhäusern.
Weitere wichtige Ergebnisse der Umfrage
- Rund 15 Prozent der Immobilieneigentümer haben schon einmal einen Elementarschaden erlitten, der durch Starkregen oder Hochwasser entstanden ist; 49 Prozent der Betroffenen hatten zu diesem Zeitpunkt eine Versicherung.
- Nur 19 Prozent der Wohnungseigentümer haben bauliche oder technische Schutzmaßnahmen gegen Starkregen und Hochwasser vorgenommen. Im Vergleich: bei Ein- oder Mehrfamilienhäusern sind es 30 Prozent.
- Rund 79 Prozent der Immobilieneigentümer sind für eine Angebotspflicht der Versicherungsanbieter aus
Was sind Elementarschäden und was ist eine Elementarschadenpflichtversicherung?
Elementarschäden sind Schäden an Gebäuden, die durch Naturereignisse – sogenannte Elementargefahren – verursacht werden. Außer Sturm- und Hagelschäden werden diese Gefahren nicht automatisch durch die Gebäudeversicherung abgedeckt, sondern erfordern eine zusätzliche Elementarschadenversicherung. Diese Art von Versicherung deckt Schäden, die durch Naturereignisse verursacht werden, wie zum Beispiel sehr starke Regenfälle oder Überschwemmungen, oder auch andere extreme Wetterereignisse.
Hintergrund: Was wären die Kosten für eine Pflichtversicherung?
Die große Frage: Sollte eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden eingeführt werden, wieviel würde eine potenzielle Einheitsprämie für alle kosten? Nachrichtenagentur Reuters meldete gegen Anfang des Jahres, dass eine einheitliche Prämie für Elementarschaden-Policen 90 Euro im Jahr kosten würde. Naturgefahren-Expertin Carina Götzen von Beratungsfirma Meyerthole Siems Kohlruss sagte gegenüber Reuters, rund 80 Prozent der Hausbesitzer in Deutschland zahlten weniger Prämie (zwischen 80 und 120 Euro), doch sie lebten in den Regionen, die am wenigsten durch Hochwasser gefährdet waren. In Risikoregionen könnten die Prämien aber viel höher sein, so die Beratungsfirma.
Was sind die Hindernisse zum Versicherungsabschluss?
Die größte Hürde für den Abschluss einer Versicherung sei der erforderliche Mehrheitsbeschluss in einem Wohnungseigentumsgesetz (WEG-Gesetz). „Für einen einzelnen Wohnungseigentümer ist es nicht möglich, das Gebäude gegen Elementargefahren abzusichern, wenn sich die Mehrheit der Gemeinschaft quer stellt“, sagte WiE-Vorständin Sandra von Möller. „Hier würde die Einführung einer Pflichtversicherung helfen, für die wir als Verband eintreten.“
Laut den Umfrage-Rückmeldungen ist die Ausgestaltung der Versicherungspflicht im Detail auch sehr wichtig. „Eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden sollte sämtliche Wasserschäden abdecken, also auch Schäden, die durch Grundwasser verursacht werden“, so von Möller. Für Versicherungsnehmer sei es kaum nachvollziehbar, warum die eine Schadensursache versichert ist und die andere nicht, wenn das Ergebnis –Wasser im Gebäude – identisch ist. Außerdem sei es für Immobilieneigentümer häufig unmöglich, die Ursache des Schadens zu beweisen.
Elementarschäden: Warum sollten Besitzer Schutzmaßnahmen umsetzen?
Dem Wohnungseigentum sollten individuelle Schutzmaßnahmen über einen Sanierungs- und Modernisierungsplan gesteuert werden, sagte der WiE. Denn laut der Umfrage sind bisher nur wenige Eigentümer aktiv geworden, um die eigene Immobilie zu schützen: Rund 20 Prozent der Wohnungseigentümer und rund 30 Prozent der Eigentümer von Ein- und Mehrfamilienhäusern haben an ihrer Immobilie bauliche oder technische Schutzmaßnahmen gegen Starkregen und Hochwasser vorgenommen.
„Aber ein Wasserschaden durch ein Extremwetterereignis ist mittlerweile ein Phänomen, das fast jede Immobilie jederzeit treffen kann“, warnte von Möller.
Verband: Staatlichen Hochwasserschutz ausbauen
Neben einer obligatorischen Elementarschadenpflichtversicherung fordert der Verband staatliche Präventionsmaßnahmen durch Änderungen in der Bauordnung und im Bauplanungsrecht. Auch sei eine konsequente Umsetzung eines effektiven Hochwasserschutzes entscheidend, betonte von Möller. „Dieser Dreiklang von Maßnahmen ist notwendig, um Immobilien nachhaltig und wirksam vor Schadensereignissen zu schützen.“
WiE hat eine Online-Umfrage unter privaten Immobilieneigentümern durchgeführt. 2.509 Immobilieneigentümer haben daran teilgenommen, davon 546 Eigentümer eines Ein- oder Mehrfamilienhauses und 1.963 Eigentümer einer Eigentumswohnung, die WEGs mit mindestens 73.336 Wohneinheiten repräsentieren.