Deutschland knapp unter Nato-Ziel trotz Anstieg der Militärausgaben
Besonders ausgeprägt war die Zunahme in Europa und im Nahen Osten. Das Friedensforschungsinstitut Sipri sieht Ursachen dafür vor allem in den Kriegen in der Ukraine, im Gazastreifen sowie im Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon. Laut dem Friedensforschungsinstitut Sipri wendete Deutschland 88,5 Milliarden Dollar (rund 77,6 Milliarden Euro) für sein Militär auf. Damit lag Deutschland erstmals seit der Wiedervereinigung an der Spitze der zentral- und westeuropäischen Länder. Weltweit erreichte die Bundesrepublik Platz vier, hinter den USA, China und Russland.
Die deutschen Militärausgaben legten im Jahresvergleich um 28 Prozent zu, was vor allem auf das 2022 beschlossene Sondervermögen für die Bundeswehr zurückzuführen ist. Dennoch verfehlte Deutschland mit 1,9 Prozent des BIP knapp die Nato-Vorgabe von 2 Prozent für Verteidigungsausgaben. Kritik kam von Greenpeace: Friedensexperte Thomas Breuer sagte, dass Staaten wie Deutschland anstatt in Bildung, Klimaschutz oder soziale Sicherheit zu investieren, hohe Summen in die Aufrüstung steckten. Dies fördere eine gefährliche Rüstungsspirale und steigere die Unsicherheit weltweit.
USA bleiben führend bei weltweiten Militärausgaben
Der neue Bericht des Friedensforschungsinstituts Sipri zeigt: 2024 erhöhten alle europäischen Länder außer Malta ihre Militärausgaben. Russland investierte 149 Milliarden Dollar (knapp 131 Milliarden Euro) und war damit der größte Militärausgeber Europas – mit einem Anteil von 7,1 Prozent am eigenen BIP. Die Ukraine, weiterhin von Russland angegriffen, gab 64,7 Milliarden Dollar (rund 56,7 Mrd. Euro) aus. Mit 34 Prozent war dies der höchste BIP-Anteil weltweit für Militärausgaben, ein Rekordhoch für die Ukraine.
Die USA blieben mit 997 Milliarden Dollar (874 Milliarden Euro) der größte Einzelakteur und zeichneten für 37 Prozent der weltweiten Militärausgaben verantwortlich. Ein beträchtlicher Teil floss laut Bericht in die Modernisierung der militärischen Fähigkeiten und des Atomwaffenarsenals. China verzeichnete derweil das 30. Jahr in Folge einen Anstieg seiner Militärausgaben und investierte schätzungsweise 314 Milliarden Dollar (etwa 275 Milliarden Euro), unter anderem in Cyberkriegskapazitäten und nukleare Rüstung.
Nato: Mehr Länder erreichen Verteidigungsziel
2023 erfüllten elf Nato-Staaten die Vorgabe, mindestens 2 Prozent ihres BIP für Verteidigung auszugeben. 2024 waren es laut Friedensforschungsinstitut Sipri 18 der 32 Mitglieder. Der sprunghafte Anstieg der Militärausgaben auf Rekordhoch bei europäischen Nato-Mitgliedern wird auf die anhaltende Bedrohung durch Russland und einen möglichen Rückzug der USA aus dem Bündnis zurückgeführt.
Dennoch warnte Sipri-Expertin Jade Guiberteau Ricard, dass steigende weltweite Militärausgaben allein keine garantierte Verbesserung der militärischen Leistungsfähigkeit oder Autonomie gegenüber den USA bedeuteten. Die Umsetzung bleibe eine komplexe Herausforderung.
Nahost: Israels Militärausgaben steigen massiv
Im Nahen Osten stiegen die Militärausgaben laut Friedensforschungsinstitut Sipri insgesamt, wobei Israel und der Libanon besonders starke Anstiege zeigten. Israels Militärausgaben kletterten um 65 Prozent auf 46,5 Milliarden Dollar (knapp 41 Milliarden Euro) – der höchste Zuwachs seit dem Sechstagekrieg 1967. Hauptgründe waren der Krieg im Gazastreifen sowie der eskalierte Konflikt mit der Hisbollah.
Iran hingegen reduzierte seine Militärausgaben trotz Unterstützung militanter Gruppen wie Hamas und Hisbollah. Die anhaltenden Sanktionen führten zu einem Rückgang um 10 Prozent auf 7,9 Milliarden Dollar (knapp 7 Milliarden Euro). Der jährlich erscheinende Sipri-Report zu den weltweiten Militärausgaben gilt als umfassendste Datensammlung seiner Art. Er berücksichtigt unter anderem Personal, Militärhilfen sowie Forschung und Entwicklung. Dadurch können die Angaben leicht von Nato-Zahlen oder nationalen Berichten abweichen.