Politik

Trumps nächster Coup: Tiefseebergbau in internationalen Gewässern

US-Präsident Donald Trump verfolgt eine neue wirtschaftspolitische Linie, die das umstrittene Thema Tiefseebergbau in den Fokus rückt. Mit einer am Donnerstag unterzeichneten Durchführungsverordnung möchte Trump amerikanischen Unternehmen den Zugang zu Rohstoffen unter dem Meeresboden erleichtern – insbesondere in internationalen Gewässern.
29.04.2025 08:11
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Trumps nächster Coup: Tiefseebergbau in internationalen Gewässern
Da für den Tiefseebergbau bislang keine Genehmigungen erteilt wurden, ist die Branche klein. (Foto: dpa/Shanghai Jiao Tong University/XinHua) Foto: ---

Bergbau auf hoher See – unter Umgehung internationaler Regeln

Ziel der Maßnahme ist es laut Weißem Haus, die Abhängigkeit der Vereinigten Staaten von kritischen Mineralienimporten – insbesondere aus China – zu verringern. Diese Mineralien sind essenziell für moderne Technologien wie Batterien, Elektronik und die sogenannte grüne Transformation.

Im Zentrum von Trumps Initiative steht der Pazifische Ozean – und damit ein Bereich außerhalb nationaler Gerichtsbarkeit. Doch diese Gewässer sind keineswegs rechtsfreier Raum. Zuständig für die Genehmigung und Regulierung des Tiefseebergbaus in internationalen Gewässern ist die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) mit Sitz in Jamaika. Trumps Vorstoß umgeht nun genau diese Instanz und riskiert damit nicht nur politische Spannungen, sondern auch juristische Auseinandersetzungen auf internationaler Ebene.

„Das ist ein radikaler Schritt, der Konflikte mit anderen Staaten und langwierige Gerichtsverfahren nach sich ziehen könnte“, warnt Andy Whitmore von der Nichtregierungsorganisation Deep Sea Mining Campaign. Die neue US-Politik könnte laut Whitmore bestehende Lizenzen anderer Staaten – darunter auch China und Russland – direkt berühren.

Widerstand gegen Tiefseebergbau wächst

Der Tiefseebergbau ist unter den 169 Mitgliedern der ISA seit Jahren hoch umstritten. Mehr als 30 Staaten – darunter auch die EU-Kommission – fordern ein Moratorium, also einen vorübergehenden Stopp der Erkundung und Förderung. Grund dafür sind große Umweltbedenken. Die eingesetzte Technik – schwere Maschinen, die polymetallische Knollen wie ein Staubsauger vom Meeresboden absaugen – gilt als gravierender Eingriff in empfindliche Ökosysteme, deren Langzeitschäden bisher kaum erforscht sind.



Da für den Tiefseebergbau bislang keine Genehmigungen erteilt wurden, ist die Branche klein. Mit der kanadischen The Metals Company gibt es jedoch einen klaren Marktführer. Das Unternehmen wurde 2011 in Vancouver gegründet und streitet seitdem mit internationalen Behörden um das Recht, polymetallische Knollen in der sogenannten Clarion-Clipperton-Zone im Pazifischen Ozean zu gewinnen. Mit Trump im Weißen Haus sorgte der CEO und Vorsitzende des Unternehmens, Gerard Barron, jedoch für frischen Wind und gründete im März dieses Jahres eine amerikanische Tochtergesellschaft in der Hoffnung, den Präsidenten im Konflikt mit der ISA auf ihre Seite zu ziehen. Allerdings ist es laut Andy Whitmore unklar, wie viel Anklang der kanadische Emporkömmling durch die Präsidentenverordnung dieser Woche tatsächlich finden wird.

Politisches Signal oder realer Fortschritt?

Trotz der weitreichenden Ankündigung zweifeln viele Beobachter am praktischen Nutzen von Trumps Initiative. So sieht auch Andy Whitmore den Schritt vor allem als geopolitisches Signal: „Ich halte das eher für Symbolpolitik. Ein Versuch, gegenüber China Stärke zu zeigen. Dass daraus kurzfristig echte Bergbauaktivitäten entstehen, ist eher unwahrscheinlich.“

Auch die Industrie zeigt sich skeptisch. Zahlreiche internationale Konzerne – darunter Google, Microsoft, Samsung und BMW – haben sich gegen den Einsatz von Mineralien aus der Tiefsee ausgesprochen. Das schwedische Unternehmen AB Volvo verzichtet aus ökologischen Gründen gänzlich auf solche Rohstoffe.

Fakten zum Tiefseebergbau

Die Technologie zur Gewinnung von Rohstoffen aus der Tiefsee basiert auf Maschinen, die sogenannte polymetallische Knollen vom Meeresboden absaugen. Diese enthalten wertvolle Metalle wie Kobalt, Nickel, Kupfer und Magnesium – allesamt entscheidend für die Herstellung von Batterien und Elektronik.

Gleichzeitig warnt der Wissenschaftliche Beirat der Europäischen Akademien, ein Zusammenschluss nationaler Wissenschaftsakademien, vor erheblichen Risiken für die Biodiversität. Der Abbau könne irreversible Schäden anrichten, während klare internationale Umweltstandards bislang fehlen.

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