Politik

Ministerposten der Union: Alle Namen und Überraschungen im Überblick

Acht Tage vor der geplanten Kanzlerwahl von Friedrich Merz steht die Aufstellung der Ministerposten der Union fest. Die SPD wird ihre Vorschläge erst nach dem Mitgliederentscheid veröffentlichen.
28.04.2025 13:25
Lesezeit: 4 min
Ministerposten der Union: Alle Namen und Überraschungen im Überblick
Katherina Reiche, designierte Bundesministeinr für Wirtschaft und Energie, und Karsten Wildberger, designierter Bundesminister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung (Foto: dpa). Foto: Kay Nietfeld

CDU/CSU-Kabinettsliste: Ministerposten der Union bringt Erfahrung und Neues

Eine Expertin aus der Energiewirtschaft, prominente Bundespolitiker und Fachleute aus den Ländern: Kurz vor der Wahl von Friedrich Merz zum Kanzler präsentiert die Union ihr Kabinett. CDU-Chef Friedrich Merz und CSU-Vorsitzender Markus Söder haben die CDU/CSU-Kabinettsliste ihren Parteigremien vorgestellt. Neben vielen bekannten Namen gibt es bei den Ministerposten der Union auch kleinere Überraschungen. Mit diesem Kabinett soll Merz Deutschland nach der Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP stabilisieren:

Kanzleramt: Thorsten Frei

Vertrauensmann wird Kanzleramtschef. In den Ampel-Jahren wurde der 52-jährige Thorsten Frei einer der wichtigsten Vertrauten von Merz. Der eloquente Jurist gilt als politischer Allrounder. Seit 2013 sitzt er im Bundestag und tritt häufig in Talkshows auf.

Im Kanzleramt soll Frei für reibungslose Abläufe sorgen, Probleme beseitigen und den Kontakt zu den Ländern koordinieren. Kritiker bemängeln, er habe noch keine Regierungserfahrung gesammelt. In Baden-Württemberg sammelte er seine ersten Erfahrungen: Als Regierungsrat und Oberbürgermeister lernte er Verwaltungspraxis.

Außenminister: Johann Wadephul

Norddeutscher wird Außenminister. Schon länger deutete sich an, dass Johann Wadephul als Außenminister vorgesehen war. Der 62-Jährige traf jüngst seine Kollegen aus Frankreich, Polen, Italien und Großbritannien. Mit ihm stellt die CDU zum ersten Mal seit 60 Jahren wieder den Außenminister.

Der Jurist und frühere Zeitsoldat ist seit 2009 Bundestagsabgeordneter und ein Vertrauter von Merz. In der Außenpolitik wird ein enger Schulterschluss mit dem Kanzler angestrebt – anders als unter der Ampel. Wadephul bezeichnet sich selbst als Familienmenschen.

Innenminister: Alexander Dobrindt

Ministerposten der Union setzt auf Erfahrung. Der 54-jährige Alexander Dobrindt ist erfahrener Wahlkampfmanager und Verhandler. Als ehemaliger Verkehrsminister und CSU-Landesgruppenchef ist er eine bekannte Größe. In den Koalitionsgesprächen baute er wichtige Brücken.

Dobrindt muss als Innenminister den strikten Kurs der Union in der Asylpolitik umsetzen. Seine Amtszeit als Verkehrsminister brachte ihm wegen der Pkw-Maut viel Kritik ein. Nun steht er erneut im Fokus.

Staatsmodernisierung und Digitalisierung: Karsten Wildberger

Digitalprofi wird Minister. Karsten Wildberger übernimmt das neu geschaffene Digitalministerium – ein Schlüsselprojekt der Ministerposten der Union. Der 56-jährige Ex-Ceconony- und MediaMarktSaturn-Chef bringt umfassende Digitalisierungserfahrung mit.

Wildberger war in Führungspositionen bei T-Mobile, Vodafone und Telstra tätig. Außerdem verantwortete er bei E.ON die digitale Transformation. Der promovierte Physiker aus Gießen bringt strategisches Know-how aus der Unternehmensberatung mit.

Wirtschaft: Katherine Reiche

Rückkehrerin als Wirtschaftsministerin. Die Berufung von Katherina Reiche zur Wirtschaftsministerin war eine Überraschung auf der CDU/CSU-Kabinettsliste. Die 51-Jährige war sieben Jahre Parlamentarische Staatssekretärin und saß im CDU-Bundesvorstand.

Die Diplom-Chemikerin setzte sich früh für Atomkraft ein und warnte vor Energiekrisen. Nach dem Wechsel in die Energiewirtschaft übernahm sie 2020 den Vorstandsvorsitz bei Westenergie. Reiche ist bestens in Politik und Wirtschaft vernetzt.

Verkehr: Patrick Schnieder

Parlamentserfahrener Verkehrsminister. Patrick Schnieder wird Verkehrsminister – ein zentrales Amt auf der CDU/CSU-Kabinettsliste. Der 56-jährige Jurist war Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Mitglied im Verkehrsausschuss.

Ein Schwerpunkt seiner Amtszeit wird die Sanierung maroder Infrastruktur sein. Aus dem 500 Milliarden Euro schweren Sondertopf soll viel Geld in Brücken und Schienen investiert werden.

Forschung: Dorothee Bär

Digital-Expertin wird Ministerin für Forschung. Dorothee Bär wird Ministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt. Schon in den Koalitionsverhandlungen spielte sie eine Schlüsselrolle im Team von Markus Söder.

Die 47-Jährige ist eine der bekanntesten CSU-Politikerinnen. Trotz interner Kritik wegen schlechter Wahlergebnisse bei Parteitagen wird ihr großes Talent zugeschrieben. Sie sitzt seit 2002 im Bundestag und holte zuletzt Bestwerte bei den Erststimmen.

Gesundheit: Nina Warken

Juristin wird Gesundheitsministerin. Die CDU-Abgeordnete Nina Warken wird überraschend neue Gesundheitsministerin – ein wichtiger Schritt bei der Besetzung der Ministerposten der Union. An den Koalitionsverhandlungen wirkte sie in der Innen-AG mit.

Die 45-Jährige ist CDU-Generalsekretärin in Baden-Württemberg. Langjährige Erfahrungen im Gesundheitswesen fehlen ihr, doch sie bringt politische Expertise mit. Ihre Freizeit widmet sie dem Tennissport.

Agrar: Alois Rainer

Überraschung im Landwirtschaftsressort. Alois Rainer, bisher weniger bekannt, wird Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Heimat. Der 60-Jährige sitzt seit 2013 im Bundestag.

Eigentlich war Bayerns Bauernpräsident als Favorit vorgesehen, doch dieser verzichtete nach Protesten. Rainers Schwester Gerda Hasselfeldt war früher Ministerin und CSU-Landesgruppenchefin. Nun macht auch er Karriere.

Bildung und Familie: Karine Prien

Meinungsstarke Bildungsministerin. Karin Prien übernimmt das Bildungs- und Familienministerium. Die CDU-Vizechefin hat seit 2017 Erfahrung als Bildungsministerin in Schleswig-Holstein.

Die 59-Jährige ist profilierte Bildungspolitikerin und wurde in Amsterdam geboren. In Hamburg lebt sie mit ihren drei Kindern. Prien gilt als durchsetzungsfähig und diskussionsfreudig.

Staatsminister und Staatssekretäre

Ministerposten der Union

CDU besetzt wichtige Staatsministerien. Fünf Staatsminister der CDU verstärken die neue Bundesregierung. Wolfram Weimer wird Staatsminister für Kultur und Medien, Serap Güler und Gunther Krichbaum arbeiten im Auswärtigen Amt.

Christiane Schenderlein wird im Kanzleramt für Sport und Ehrenamt verantwortlich sein. Michael Meister übernimmt die Bund-Länder-Koordination im Kanzleramt – ein erfahrener Mann aus dem Bundestag.

Die CDU-Staatssekretäre Silvia Breher wird Parlamentarische Staatssekretärin im Agrarministerium. Weitere CDU-Staatssekretäre: Christoph de Vries (Innen), Gitta Connemann und Stefan Rouenhoff (Wirtschaft), Philipp Amthor und Thomas Jarzombek (Digitalisierung), Georg Kippels und Tino Sorge (Gesundheit), Mareike Wulf und Michael Brand (Bildung/Familie), Christian Hirte (Verkehr), Matthias Hauer (Forschung).

Florian Hahn

CSU sichtbar im Außenministerium. Erstmals wird mit Florian Hahn ein CSU-Politiker Staatsminister im CDU-geführten Außenministerium. Parteiintern wird dies als Gewinn an Sichtbarkeit gewertet. Der 51-Jährige sitzt seit 2009 im Bundestag und war Vize-Generalsekretär der CSU. Anschließend wurde er internationaler Sekretär der Partei – ein repräsentatives Amt.

Die CSU-Staatssekretäre

Vier weitere CSU-Staatssekretäre verstärken das Kabinett: Daniela Ludwig (Innen), Silke Launert (Forschung), Martina Englhardt-Kopf (Agrar) und Ulrich Lange (Verkehr).

Unionsfraktionschef: Jens Spahn

Führungsrolle bei der Unionsfraktion. Jens Spahn, Ex-Gesundheitsminister unter Angela Merkel, soll neuer Vorsitzender der Unionsfraktion werden – ein weiteres zentrales Element der Ministerposten der Union.

Der 44-Jährige bringt große Erfahrung aus Regierung und Parlament mit. In der Opposition engagierte er sich in der Wirtschaftspolitik. Jüngst sorgte er durch seine Äußerungen zur AfD für Kritik.

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