Wirtschaft

Deutsches Wachstumspaket sorgt für Jubel – im Ausland

Inmitten der weltwirtschaftlichen Unsicherheiten, angefacht durch Donald Trumps aggressiven Zollkurs gegenüber China, sorgt ausgerechnet Deutschland für einen Hoffnungsschimmer – zumindest im Norden Europas. Das angekündigte 500-Milliarden-Euro-Wachstumspaket von Friedrich Merz entfaltet bereits vor seinem Amtsantritt als Bundeskanzler Wirkung: In Dänemark rechnen Unternehmen mit einem regelrechten Boom, der tausende neue Arbeitsplätze schaffen könnte.
29.04.2025 10:36
Aktualisiert: 29.04.2025 10:36
Lesezeit: 2 min

Dänische Wirtschaft sieht in deutschem Milliardenprogramm eine Jahrhundertchance

Ein Profiteur der ersten Stunde ist das Esbjerger Unternehmen Dansk Scanning. Das auf Dokumentendigitalisierung spezialisierte Unternehmen erwartet durch das Investitionspaket einen dreifachen Umsatzanstieg auf dem deutschen Markt – und positioniert sich als digitaler Vorreiter gegenüber einem technologisch rückständigen Nachbarn.

„Wenn Merz seine Pläne umsetzt, bedeutet das – sofern wir nicht völlig falsch liegen –, dass unser Umsatz in Deutschland dreimal so groß sein wird“, erklärt CEO Henning Kirkegaard. Bereits heute entfallen rund 30 Prozent des Jahresumsatzes von 30 Millionen Kronen auf deutsche Kunden. Diese Zahl könnte nun massiv steigen.

Deutschland holt auf – und zieht Dänemark mit

Insbesondere in den Bereichen Digitalisierung und Infrastruktur hinkt Deutschland hinterher. Noch immer setzen laut Berichten über 80 Prozent der deutschen Unternehmen auf Faxgeräte – ein Indiz für den technologischen Stillstand, den Merz nun durchbrechen will. Das bietet Chancen für ausländische Anbieter, die bereit sind, die Lücken zu füllen.

„Die Deutschen sind fleißig, aber irgendwann reicht das nicht mehr. Ohne digitale Transformation wird Deutschland von der Entwicklung überrollt“, warnt Kirkegaard. Seine Einschätzung: Deutschland beginnt nun mit Investitionen, mit denen Dänemark bereits vor zwei Jahrzehnten begonnen hat – und kann daher nun als Dienstleistungsexporteur profitieren.

9.500 neue Jobs – trotz drohendem Abschwung

Erik Bjørsted, Chefvolkswirt des dänischen Industrieverbands Dansk Metal, lobt den wirtschaftspolitischen Kurswechsel in Berlin: „Das deutsche Wachstumspaket ist eine fantastische Nachricht für unsere Industrie. Es bringt nicht nur Aufträge, sondern auch Beschäftigung – besonders für kleine und mittelständische Unternehmen.“ Seine Prognose: Bis zu 9.500 zusätzliche Arbeitsplätze könnten in Dänemark entstehen.

Der Hintergrund: Eine Steigerung des deutschen BIP um 1,9 Prozent könnte laut Bjørsted ein Wachstum von 0,4 Prozentpunkten in Dänemark auslösen. Das Wachstumspaket fungiert somit als Konjunkturstütze – gerade in Zeiten, in denen Trumps Wirtschaftspolitik und globale Lieferkettenrisiken dunkle Wolken am Horizont aufziehen lassen.

Schuldenbremse gelockert – ideologischer Bruch mit der Vergangenheit

Besonders bemerkenswert: Friedrich Merz hat nach seinem Wahlsieg die deutsche Schuldenbremse gelockert – ein Schritt, der vor wenigen Jahren noch als politisches Tabu galt. Er bricht damit mit dem dogmatischen Sparkurs seiner Vorgänger und eröffnet der deutschen Volkswirtschaft dringend benötigte Spielräume. Für Dänemark ist dies ein wirtschaftlicher Glücksfall.

Arbeitskräftemangel als Flaschenhals – „Es wird ein Kampf“

Doch woher sollen die 9.500 zusätzlichen Fachkräfte kommen? In Regionen wie Metal Vest liegt die Arbeitslosenquote bereits unter zwei Prozent. Der demografische Wandel verschärft die Lage zusätzlich. „Es wird einen Kampf um Arbeitskräfte geben. Daran besteht kein Zweifel“, warnt Bjørsted. Hoffnung schöpft man aus der Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte – doch klar ist: Die Nachfrage wird das Angebot kurzfristig übersteigen.

Deutsche Investitionen als nordischer Hoffnungsträger

Während die USA mit Handelskriegen drohen und China zunehmend auf nationale Selbstversorgung setzt, könnte ausgerechnet das neue Deutschland unter Friedrich Merz zum Konjunkturmotor für seine Nachbarn werden. Das Signal aus Kopenhagen ist eindeutig: Wenn Berlin investiert, jubelt der Norden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Kritik an CSU-Plänen: Arbeitgeber fordern Kurswechsel bei der Mütterrente
31.10.2025

Angesichts der schwächelnden Konjunktur ruft Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger die Bundesregierung und CSU-Chef Markus Söder zum...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Weihnachtsgeschäft auf Rekordkurs: Neue iPhones beflügeln Apple
31.10.2025

Künstliche Intelligenz mag bei Apple noch keine Hauptrolle spielen – doch die neuen iPhones verkaufen sich glänzend. Der Konzern...

DWN
Technologie
Technologie E-Patientenakte im Praxistest: Wo die Digitalisierung noch stockt
31.10.2025

Die elektronische Patientenakte soll den Austausch medizinischer Daten erleichtern – doch der Start verläuft holprig. Seit vier Wochen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Facebook-Konzern will KI-Ausbau beschleunigen
31.10.2025

Mark Zuckerberg treibt den Ausbau von Künstlicher Intelligenz bei Meta voran. Milliarden fließen in neue Rechenzentren und die Abwerbung...

DWN
Politik
Politik Wie man Deutschlands Industrie helfen kann: Experten fordern Europa zum Handeln auf
31.10.2025

Die deutsche Industrie gerät unter Druck und beeinflusst die gesamte europäische Wirtschaft. Europa steht vor der Aufgabe, Maßnahmen zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte im Fokus: Nokia profitiert von Nvidia-Deal und Technologie-Giganten setzen neue Rekorde
30.10.2025

Die Finanzmärkte zeigen aktuell eine Mischung aus leichten Rücksetzern und überraschenden Kursgewinnen. Während Anleger Zinssenkungen...

DWN
Politik
Politik Handelskrieg USA China: Trumps fataler Irrtum mit globalen Folgen
30.10.2025

Ein strategisches Planspiel in Washington zeigt, dass die USA den Wirtschaftskonflikt mit China längst hätten gewinnen können – wenn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation lässt nach: Aber weiter über zwei Prozent
30.10.2025

Die Inflation geht zurück, doch von Entlastung kann keine Rede sein. Zwar sinken die Preise für Energie leicht, dafür verteuern sich...