Audi-Krise: Ingolstädter leiden unter geopolitischen Unsicherheiten
Ursprünglich sollte 2024 den Umbruch bringen, doch auch Anfang 2025 steckt die VW-Tochter unverändert tief in der Audi-Krise. Der Autobauer hat im ersten Quartal deutlich weniger Gewinn erzielt als in der bereits schwachen Vorjahresperiode. Unterm Strich blieb beim Audi-Konzern, zu dem auch Bentley, Lamborghini und Ducati gehören, ein Überschuss von 630 Millionen Euro. Das entspricht einem Minus von 14,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Der Rückgang wird von Audi mit zunehmendem Wettbewerb und geopolitischen Unsicherheiten erklärt. "Das Jahr wird aufgrund der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehr anspruchsvoll bleiben", so Konzernchef Gernot Döllner. Einer der Gründe, warum der Rückgang nicht noch gravierender ausfiel: Das Vorjahresquartal war äußerst schwach. Damals halbierte Audi seinen Gewinn unter anderem wegen fehlender Komponenten für wichtige Motoren. Zudem stützte Lamborghini mit starken Zahlen das Konzernergebnis.
CO2-Kosten verschärfen Audi-Krise
Die Kernmarke Audi schwächelt weiter stark und erzielt nur niedrige Margen. Zusätzlich belasteten Rückstellungen für strengere CO2-Vorgaben das Ergebnis – in Höhe eines niedrigen dreistelligen Millionenbetrags, wie Finanzchef Jürgen Rittersberger erklärte. Döllner setzt nun auf die neue Modellgeneration. Die Fahrzeugoffensive erreiche aktuell "Schritt für Schritt die weltweiten Märkte", sagte er. Parallel habe Audi "entscheidende Schritte für die Neuaufstellung unseres Unternehmens gemacht".
Dazu zählt auch ein drastischer Stellenabbau in Deutschland. Im März kündigte Audi an, bis 2029 rund 7.500 Arbeitsplätze abzubauen und die Ergebnisbeteiligung der Mitarbeiter für mehrere Jahre zu senken. Erste Kürzungen könnten noch im laufenden Quartal umgesetzt werden.
Absatz in China verliert an Dynamik
Die schlechten Zahlen zeichneten sich früh ab – auch, weil der Absatz leicht rückläufig war. In China bekam Audi die Audi-Krise besonders zu spüren, wie BMW und Mercedes-Benz ebenfalls. Dort trifft der Autobauer auf harten Preisdruck. Rittersberger sprach von einem "sehr intensiven Preiswettbewerb". Aus dem China-Geschäft erzielte Audi 170 Millionen Euro – weniger als im Vorjahr.
Die neuen Modelle konnten den negativen Trend bislang nicht stoppen. Stattdessen belasteten Kosten rund um die Modellumstellungen das Ergebnis weiter. Positiv entwickelte sich immerhin der Umsatz, der von 13,7 auf 15,4 Milliarden Euro zulegte. Bereits in der Vorwoche hatte die Konzernmutter Volkswagen schwache Quartalszahlen präsentiert: Der Gewinn brach um fast 41 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro ein. Mercedes-Benz startete ebenfalls schwach, und BMW wird seine Zahlen Mitte der Woche vorlegen.
Audi-Krise: Globale Herausforderungen für deutsche Autobauer
Die deutschen Autobauer kämpfen derzeit an mehreren Fronten. Im Schlüsselmarkt China wächst die Konkurrenz durch heimische Anbieter, was den Preisdruck verstärkt. In der wirtschaftlich angespannten Lage kaufen wohlhabende Chinesen seltener Premium- und Luxuswagen aus dem Ausland. Auch die neue Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump belastet – wenn auch im ersten Quartal nur leicht spürbar.
Die exportorientierte deutsche Autoindustrie ist wegen globalisierter Lieferketten besonders zollempfindlich. Das unterstreichen auch aktuelle Daten des Ifo-Instituts in München zur Audi-Krise in der Branche. Das Geschäftsklima fiel im April auf minus 30,7 Punkte – ein neuer Tiefstand. "Die Anfang April in Kraft getretenen US-Zölle haben erste positive Geschäftsentwicklungen, insbesondere im europäischen Markt, quasi im Keim erstickt", sagte Ifo-Expertin Anita Wölfl. Auch Audi bleibt in seiner Prognose zur Audi-Krise vorsichtig. Der Konzern hält zwar an den bisherigen Zielen fest – einem Umsatz zwischen 67,5 und 72,5 Milliarden Euro sowie einer operativen Marge von 7 bis 9 Prozent. Doch weder US-Zölle noch Personalmaßnahmen sind in diesen Zahlen enthalten.