Markt für den Ölpreis in Bewegung
Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt – China und die USA – haben Signale gesendet, dass der Handelskrieg vorerst entschärft werden könnte. Diese Entspannung stärkte den US-Dollar erheblich und löste eine Rallye bei Rohöl-Futures aus.
Laut Alan Vaht, Vorstandsmitglied des estnischen Energieunternehmens Terminal, kam durch die Gespräche zwischen den USA und China wieder Bewegung in den Markt. Die Anleger schöpften Hoffnung auf eine wirtschaftliche Entspannung: Der Rezessionsdruck könnte nachlassen, die Ölnachfrage steigen und die Preise anziehen.
„Wir haben in der Vergangenheit deutlich stärkere Preisschwankungen gesehen. Tatsächlich ist die Reaktion auf diese Nachricht bisher eher verhalten“, sagte Vaht. Er schließt nicht aus, dass „die Preise bereits morgen wieder leicht nachgeben, wenn die Märkte rationaler reagieren“.
Am Montag stiegen die Brent-Futures für Nordseeöl um 3,61 % auf 66,20 US-Dollar pro Barrel. Aus europäischer Sicht kommt ein zusätzlicher Belastungsfaktor hinzu: Der Ölhandel erfolgt in US-Dollar – und dieser legte gegenüber dem Euro ebenfalls um 1,3 % zu.
Nach Vahts Berechnungen stieg der Weltmarktpreis für Benzin heute um etwa einen Cent, für Diesel um rund 1,4 bis 1,5 Cent pro Liter. Das liege noch im Rahmen der üblichen wöchentlichen Schwankungen. Dennoch schätzt er die weltwirtschaftliche Lage als angespannt ein: „Die hohen Zölle haben der Weltwirtschaft bereits spürbaren Schaden zugefügt.“
Turbulente Ölmärkte – Hoffnung auf China
Auch Tarmo Kärsna, Vorstandsmitglied beim estnischen Energieversorger Alexela, beobachtet eine hohe Volatilität auf den Ölmärkten. „Die Entwicklung hängt stark vom Verhältnis zwischen China und den USA ab – ob sie streiten oder nicht. Davon hängt das Vertrauen in das globale Wachstum maßgeblich ab“, erklärte er. Insbesondere mit Blick auf die chinesische Wirtschaft sei zuletzt Unsicherheit spürbar gewesen: Ist das Wachstum nur eingebremst – oder längst verschwunden?
Kärsna empfiehlt, die Entwicklung des Ölpreises in den kommenden zwei bis drei Tagen genau zu beobachten. „Ein gutes Beispiel war der starke Rückgang in der vorletzten Woche – nach wenigen Tagen hatte sich der Preis bereits wieder erholt.“
Sowohl Kärsna als auch Vaht verweisen auf die Entscheidung der OPEC, ihre Fördermengen auszuweiten – ein Faktor, der einen nachhaltigen Preisanstieg ausbremsen dürfte.
Zoll-Deal auf Zeit: 90 Tage Waffenstillstand
Am Montag einigten sich die USA und China darauf, ihre gegenseitigen Strafzölle für einen Zeitraum von 90 Tagen zu senken: China senkt die Abgaben auf US-Waren von 125 % auf 10 %, die USA reduzieren ihre Zölle von 145 % auf 30 %.
Die US-Börsen reagierten mit einem Kurssprung: Der Nasdaq legte um 3,38 % zu, der S&P 500 um 2,54 % und der Dow Jones um 2,46 %.
Doch ob diese Erholung nachhaltig ist, bleibt fraglich. Denn strukturelle Risiken und geopolitische Spannungen bestehen fort – und die Märkte könnten die Euphorie bald wieder einpreisen.