Wirtschaft

Ölpreis im Höhenflug – doch der Absturz könnte unmittelbar bevorstehen

Nach dem Zoll-Deal zwischen China und den USA explodieren die Ölpreise – doch Experten warnen: Die Euphorie könnte schon bald verfliegen. Was Anleger jetzt wissen müssen – und warum die OPEC dem Höhenflug Grenzen setzt.
14.05.2025 07:15
Lesezeit: 2 min
Ölpreis im Höhenflug – doch der Absturz könnte unmittelbar bevorstehen
Der Ölpreis ist derzeit extremst volatil. (Foto: dpa) Foto: Kay Nietfeld

Markt für den Ölpreis in Bewegung

Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt – China und die USA – haben Signale gesendet, dass der Handelskrieg vorerst entschärft werden könnte. Diese Entspannung stärkte den US-Dollar erheblich und löste eine Rallye bei Rohöl-Futures aus.

Laut Alan Vaht, Vorstandsmitglied des estnischen Energieunternehmens Terminal, kam durch die Gespräche zwischen den USA und China wieder Bewegung in den Markt. Die Anleger schöpften Hoffnung auf eine wirtschaftliche Entspannung: Der Rezessionsdruck könnte nachlassen, die Ölnachfrage steigen und die Preise anziehen.

„Wir haben in der Vergangenheit deutlich stärkere Preisschwankungen gesehen. Tatsächlich ist die Reaktion auf diese Nachricht bisher eher verhalten“, sagte Vaht. Er schließt nicht aus, dass „die Preise bereits morgen wieder leicht nachgeben, wenn die Märkte rationaler reagieren“.

Am Montag stiegen die Brent-Futures für Nordseeöl um 3,61 % auf 66,20 US-Dollar pro Barrel. Aus europäischer Sicht kommt ein zusätzlicher Belastungsfaktor hinzu: Der Ölhandel erfolgt in US-Dollar – und dieser legte gegenüber dem Euro ebenfalls um 1,3 % zu.

Nach Vahts Berechnungen stieg der Weltmarktpreis für Benzin heute um etwa einen Cent, für Diesel um rund 1,4 bis 1,5 Cent pro Liter. Das liege noch im Rahmen der üblichen wöchentlichen Schwankungen. Dennoch schätzt er die weltwirtschaftliche Lage als angespannt ein: „Die hohen Zölle haben der Weltwirtschaft bereits spürbaren Schaden zugefügt.“

Turbulente Ölmärkte – Hoffnung auf China

Auch Tarmo Kärsna, Vorstandsmitglied beim estnischen Energieversorger Alexela, beobachtet eine hohe Volatilität auf den Ölmärkten. „Die Entwicklung hängt stark vom Verhältnis zwischen China und den USA ab – ob sie streiten oder nicht. Davon hängt das Vertrauen in das globale Wachstum maßgeblich ab“, erklärte er. Insbesondere mit Blick auf die chinesische Wirtschaft sei zuletzt Unsicherheit spürbar gewesen: Ist das Wachstum nur eingebremst – oder längst verschwunden?

Kärsna empfiehlt, die Entwicklung des Ölpreises in den kommenden zwei bis drei Tagen genau zu beobachten. „Ein gutes Beispiel war der starke Rückgang in der vorletzten Woche – nach wenigen Tagen hatte sich der Preis bereits wieder erholt.“

Sowohl Kärsna als auch Vaht verweisen auf die Entscheidung der OPEC, ihre Fördermengen auszuweiten – ein Faktor, der einen nachhaltigen Preisanstieg ausbremsen dürfte.

Zoll-Deal auf Zeit: 90 Tage Waffenstillstand

Am Montag einigten sich die USA und China darauf, ihre gegenseitigen Strafzölle für einen Zeitraum von 90 Tagen zu senken: China senkt die Abgaben auf US-Waren von 125 % auf 10 %, die USA reduzieren ihre Zölle von 145 % auf 30 %.

Die US-Börsen reagierten mit einem Kurssprung: Der Nasdaq legte um 3,38 % zu, der S&P 500 um 2,54 % und der Dow Jones um 2,46 %.

Doch ob diese Erholung nachhaltig ist, bleibt fraglich. Denn strukturelle Risiken und geopolitische Spannungen bestehen fort – und die Märkte könnten die Euphorie bald wieder einpreisen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik EU Ermittlungen: Staatsanwaltschaft nimmt Büros von Kaja Kallas ins Visier
04.12.2025

Die Ermittlungen der Europäischen Staatsanwaltschaft rücken den Umgang mit sensiblen EU-Mitteln und institutionellen Abläufen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trade Republic Probleme: Kundenfrust wächst trotz neuer Produkte
04.12.2025

Trade Republic wirbt mit Innovationen, doch viele Kunden erleben etwas anderes. Die Beschwerden zu Ausfällen, Support und Handelbarkeit...

DWN
Politik
Politik G7? Nein danke, sagt Putin
04.12.2025

Russlands Präsident Wladimir Putin sorgt vor seinem Indien-Besuch für Aufsehen. Er kritisiert die G7 als "nicht groß" und verweist auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Club der Superreichen vorn dabei
04.12.2025

Fast 3.000 Menschen weltweit besitzen mehr als eine Milliarde Dollar – und Deutschland spielt eine führende Rolle. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis aktuell leichter: Kurspotenzial weiter hoch – jetzt Rücksetzer nutzen und Silber kaufen?
04.12.2025

Der Silberpreis hat am Mittwoch ein Rekordhoch erreicht. Doch der starke Anstieg des Silberpreises in den vergangenen Monaten stellt die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Porsche-Aktie: 1.900 Stellen fallen weg
04.12.2025

Porsche verschärft seinen Sparkurs und fordert deutliche Zugeständnisse der Beschäftigten. 1.900 Stellen sollen bis 2029 wegfallen,...

DWN
Technologie
Technologie Lockerung der Gentechnik-Regeln im Supermarkt: Was Verbraucher jetzt wissen müssen
04.12.2025

Neue EU-Vorgaben aus Brüssel: Gibt es im Supermarkt bald keinen Hinweis mehr auf genveränderte Lebensmittel? Was sich für Obst, Gemüse...

DWN
Politik
Politik Durch Angriffe beschädigte Pipeline lässt den Ölpreis steigen
04.12.2025

Ein beschädigter Pipeline-Anleger im Schwarzen Meer lässt den Ölpreis scharf anziehen. Die Märkte reagieren nervös, denn geopolitische...