Technologie

Batteriekrieg mit China: Europa setzt auf Start-ups, Peking baut Gigafabriken

Der technologische Wettlauf gegen Pekings Expansionsstrategie hat begonnen. Start-ups wie Factorial und Industriegiganten wie Mercedes setzen auf Festkörpertechnologie – im Wettlauf gegen chinesische Dominanz.
17.05.2025 10:51
Lesezeit: 3 min
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Neuartige Technologie entfacht Batteriekrieg zwischen China und Europa

Die amerikanische Firma Factorial Energy gehört zu einer wachsenden Gruppe von Unternehmen, die an einer neuen Generation von Batterien arbeiten – schneller aufladbar, langlebiger und günstiger als herkömmliche Modelle. Ziel ist es, Elektrofahrzeuge billiger und alltagstauglicher zu machen als klassische Verbrenner. Die Unternehmenschefin Siyu Huang ist überzeugt: Der technologische Durchbruch könnte das Konsumverhalten revolutionieren – und der westlichen Welt einen entscheidenden Vorsprung gegenüber China verschaffen.

Strategische Allianz mit Mercedes

Auch in Europa wächst das Vertrauen in die neue Technologie. Uwe Keller, Leiter der Batterieforschung bei Mercedes-Benz, unterstützt Factorial mit Kapital und technologischem Know-how. In einem Labor nahe Stuttgart wird bereits ein Mercedes-Sedan mit einer Factorial-Festkörperbatterie getestet – bislang allerdings ohne öffentliche Straßenzulassung.

Bisher ist es keinem westlichen Hersteller gelungen, diese Batterietechnologie in ein Serienfahrzeug zu integrieren und ihre Belastbarkeit im Alltag zu beweisen. Sollte dies gelingen, dürfte der Entwicklungssprung disruptive Wirkung haben.

Technologie mit Risiken – aber gewaltigem Potenzial

Festkörperbatterien verzichten auf flüssige Elektrolyte, die bei herkömmlichen Akkus hochentzündlich sind. Stattdessen kommen feste oder gelartige Substanzen zum Einsatz, die als sicherer gelten, schnelleres Laden ermöglichen und eine höhere Energiedichte bieten – was Gewicht und Platz spart.

Doch die neue Technologie birgt Risiken: In den Zellstrukturen bilden sich häufig dendritische Spitzen, die Kurzschlüsse auslösen können. Wer dieses Problem als erstes kontrolliert, sichert sich einen technologischen und industriellen Vorsprung.

Trotz des Größenunterschieds – Factorial beschäftigt rund 100 Mitarbeiter, Mercedes mehr als 175.000 – harmoniert Huang laut Beobachtern gut mit der schwäbischen Unternehmenskultur. Ihre nüchterne, sachliche Herangehensweise hebt sich wohltuend von den vollmundigen Ankündigungen anderer Start-ups ab, sagt Keller.

Serienproduktion als Flaschenhals

Der entscheidende Engpass liegt in der Massenproduktion. 2022 errichtete Factorial eine Pilotfabrik in Cheonan, Südkorea – in einem Cluster für Hochtechnologie nahe Seoul. Doch die Fertigung erwies sich als Albtraum: Die Ausbeute lag anfangs bei nur 10 Prozent – neun von zehn Zellen waren Ausschuss.

„Es war ein reiner Produktionshorror“, zitiert die New York Times die Gründerin – eine Parallele zu Elon Musks früheren Aussagen über Teslas Produktionsprobleme. Die Herstellung verlangt extreme Präzision: flüchtige Chemikalien, empfindliche Trennfolien, hochkomplexe Schichtungen. Alle Prozesse laufen unter hermetischer Abschirmung. Der Zielwert für die Ausbeute liegt bei 95 Prozent – eine enorme Herausforderung.

Neben Factorial forschen auch Toyota, Volkswagen-Partner QuantumScape sowie der taiwanesische Hersteller ProLogium an der Technologie. Selbst der chinesische Autobauer Nio bietet ein Modell mit sogenannter Festkörperbatterie an – deren Leistung laut Analysten aber unter der von Factorial liegt.

China bleibt technologisch aggressiv

Chinesische Unternehmen investieren massiv in Festkörpertechnologie – doch auch in Produktionskapazitäten weltweit. Marktführer CATL (Contemporary Amperex Technology Co. Limited) zeigt exemplarisch, wie strategisch Peking vorgeht. CATL plant laut Angaben der Hongkonger Börse eine Kapitalerhöhung in Höhe von bis zu 4 Milliarden US-Dollar – der größte Börsengang einer gelisteten Firma in diesem Jahr. Über die Hälfte der Aktien übernimmt ein Konsortium aus Investoren, darunter Sinopec Hong Kong und der kuwaitische Staatsfonds – wie das Wall Street Journal berichtet.

Ziel der Kapitalmaßnahme ist die Expansion im Ausland – insbesondere die Fertigstellung eines Großwerks in Ungarn, das laut CATL mit 90 Prozent der Emissionserlöse finanziert werden soll. Die verbleibenden Mittel dienen der Liquiditätssicherung. CATL beliefert globale Hersteller wie Tesla und hielt 2024 über ein Drittel des Weltmarktanteils bei Batteriezellen. Die Firma betreibt 13 Produktionsstätten und ist in 64 Ländern vertreten.

Politischer Druck auf den Weltmarktführer

Im Januar wurde CATL vom Pentagon auf die Liste „militärnaher Unternehmen“ gesetzt – was das Unternehmen vehement zurückwies. Es sei nie in militärische Aktivitäten involviert gewesen, arbeite transparent mit dem US-Verteidigungsministerium zusammen und rechne nicht mit negativen Folgen.

Trotz geringer US-Umsätze sieht sich CATL geopolitischen Risiken ausgesetzt. „Wir können die zukünftige Zollpolitik verschiedener Staaten nicht vorhersehen“, heißt es im Prospekt. Der Konzern positioniert sich dennoch klar: Produktion soll ins Ausland verlagert, Marktzugänge gesichert werden – auch gegen politische Widerstände.

Fazit: Der Wettlauf ist offen – aber nicht risikolos

Europa und die USA setzen auf technologische Sprünge, um sich von chinesischen Batterieabhängigkeiten zu lösen. Ob dies rechtzeitig gelingt, ist unklar. Während Start-ups wie Factorial an der Serienreife kämpfen, schaffen chinesische Konzerne bereits Fakten: mit Kapital, Infrastruktur – und globaler Marktmacht.

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