Wirtschaft

Nach Trump-Zöllen: Weltweit schwindet bei Investoren die Angst vor einer Rezession

Investoren weltweit atmen auf: Die Angst vor einer Rezession schwindet rapide – dank einer Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China. Neue Daten zeigen: Das Vertrauen in die Märkte kehrt zurück.
15.05.2025 16:23
Lesezeit: 2 min
Nach Trump-Zöllen: Weltweit schwindet bei Investoren die Angst vor einer Rezession
Der Zollkrieg ließ bei den Anlegern die Rezessionsängste explodieren. Doch diese Sorge ist fast verschwunden, wie eine neue Studie zeigt. (Foto: dpa | Arne Dedert) Foto: Arne Dedert

Zollkrieg ließ Rezessionsängste explodieren

Die weltweiten Investoren haben ihre Sorgen über eine bevorstehende Rezession vorerst beiseitegeschoben. Ein signifikanter Teil der zuvor gehorteten Liquiditätsreserven fließt wieder in die Finanzmärkte – nach einer Phase massiver Unsicherheit. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Bank of America hervor. Befragt wurden 208 globale Vermögensverwalter mit einem Gesamtvermögen von umgerechnet 470 Milliarden Euro.

„Noch vor einem Monat hielten viele eine Rezession für sehr wahrscheinlich – mit Wahrscheinlichkeiten von 50 Prozent oder mehr, als sich der Handelskrieg verschärfte. Doch nun – mit Blick auf neue Handelsabkommen – rechnen wir nur noch mit einer leichten Wachstumsverlangsamung anstelle eines echten Abschwungs“, sagt Josephine Cetti, Chefstrategin bei Nordea und Teilnehmerin der Umfrage.

Vor einem Monat erwarteten netto 42 Prozent der Befragten eine Rezession. In der aktuellen Erhebung beträgt dieser Anteil nur noch 1 Prozent – ein drastischer Rückgang der pessimistischen Erwartungen.

„Das ist ein markanter Rückgang der Rezessionserwartungen. Und würde man die Investoren heute befragen, wären die Zahlen womöglich noch positiver“, sagt Sofie Manja Eger Huus, Seniorstrategin bei der Danske Bank und ebenfalls Teil der Umfrage.

Die Erhebung wurde zwischen dem 1. und 8. Mai durchgeführt – also noch bevor bekannt wurde, dass die USA und China in der Schweiz Gespräche über die wechselseitigen Strafzölle aufgenommen haben. Und bevor die Nachricht publik wurde, dass sich beide Länder auf eine 90-tägige Waffenruhe im Handelskonflikt geeinigt haben.

„Es bestehen natürlich weiterhin Unsicherheiten, aber die Sorge, wie hart der Handelskonflikt das Wachstum treffen könnte, ist deutlich zurückgegangen“, so Cetti.

Rückkehr in US-Aktienmärkte

Die temporäre Einigung zwischen den USA und China reduziert das Rezessionsrisiko signifikant – auch laut Sofie Manja Eger Huus.

„Dass es überhaupt zu dieser Vereinbarung kommt, ist ein wirklich positives Zeichen. Es zeigt die Bereitschaft beider Seiten – insbesondere auch der USA – zu konstruktiven Lösungen. Die Rücknahme der Zölle durch Präsident Trump ist bemerkenswert“, sagt sie.

Die Expertin erwartet, dass die Entspannung zu einer Umverlagerung von Investitionen zurück in US-Aktien führen wird. Zuvor hatten viele Investoren ihre Allokationen verstärkt auf europäische Werte umgeschichtet – zulasten amerikanischer Aktien.

Laut Umfrage verzeichnet Europa derzeit die höchste relative Übergewichtung gegenüber den USA seit Oktober 2017. Dennoch stieg die Allokation in den Technologiesektor – der von den USA dominiert wird – im Mai so stark wie seit über zehn Jahren nicht mehr.

„Die temporären Abkommen beseitigen aber nicht die grundlegende Unberechenbarkeit der Trump-Administration. Die Unsicherheit bleibt bestehen“, mahnt Huus.

Strategiewechsel: Weniger Bargeld, mehr Risiko

Bereits vor der Bekanntgabe der Zollpause begannen Investoren, ihre Barreserven zu reduzieren – von 4,8 Prozent im April auf 4,5 Prozent im Mai.

Gleichzeitig erholten sich die Aktienmärkte deutlich. Der US-Leitindex S&P 500 legte seit dem Kurseinbruch im April um 17 Prozent zu. Allein am Montag stieg das US-Barometer um 3,3 Prozent, globale Aktien verzeichneten ein Plus von 2,2 Prozent.

„Nach einem so steilen Comeback erwarte ich kurzfristig eine Atempause. Langfristig aber halte ich den Aufwärtstrend an den Märkten für intakt“, sagt Cetti.

Blick richtet sich auf EU-Verhandlungen

Das nächste große Thema für Investoren wird eine mögliche Handelsvereinbarung zwischen den USA und der EU sein, erwartet Huus.

„Die EU wird sich nicht einmal mit zehn Prozent Basistarif zufrieden geben. Zudem ist Europa für die US-Wirtschaft von großer Bedeutung“, sagt sie – und verweist außerdem auf Verhandlungen mit Mexiko und Kanada.

Auch Cetti sieht Geduld als erforderlich: „Wir müssen uns auf zähe Verhandlungen zwischen den USA und der EU einstellen. Auch US-Finanzminister Scott Bessent hat betont, dass es innerhalb der EU unterschiedliche Vorstellungen gibt, was jedes Land aus den Gesprächen herausholen möchte.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Positive Nachrichten für den XRP ETF: Moon Hash Automatic Income Plan

Analysten prognostizieren einen potenziellen Kurssprung bei XRP, der einen raschen Marktwechsel hin zur intelligenten...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Neues Silberpreis-Rekordhoch: Warum das Edelmetall vor einer historischen Neubewertung steht
15.12.2025

Die Silber-Rallye ist ungebrochen und die Kurse eilen von einem Allzeithoch zum nächsten. Warum trotz neuem Silberpreis-Rekordhoch zum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gewinneinbruch bei Autobauern: Deutsche Hersteller besonders unter Druck
15.12.2025

Die weltweite Krise der Autoindustrie macht den deutschen Herstellern stärker zu schaffen als vielen internationalen Wettbewerbern. Eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vertrauensverlust im Mittelstand: Wirtschaft zweifelt an Merz:
15.12.2025

Das Vertrauen des deutschen Mittelstands in die Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) nimmt deutlich ab. Laut einer aktuellen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 63.000 Jobs bedroht: Ostdeutsche Chemiebranche drängt auf Rettungsplan
15.12.2025

Die Chemieindustrie in Ostdeutschland steht unter Druck: Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften haben der Bundesregierung einen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bahnhofstoiletten bleiben kostenpflichtig: DB sieht keinen Spielraum
15.12.2025

Kostenlose Toiletten an Bahnhöfen sind in Deutschland selten. Laut Bundesregierung sieht die Deutsche Bahn aus Kostengründen keine...

DWN
Finanzen
Finanzen Barzahlen wird zur Ausnahme: Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
15.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bauern protestieren gegen niedrige Butterpreise bei Lidl
15.12.2025

Mit Traktoren demonstrieren Landwirte in Baden-Württemberg gegen aus ihrer Sicht ruinöse Milch- und Butterpreise. Im Fokus der Kritik...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI revolutioniert Unternehmen: Wie Künstliche Intelligenz Verhandlungen effizienter macht
15.12.2025

Künstliche Intelligenz verändert zunehmend die Arbeitsweise in Unternehmensbereichen, in denen bislang menschliche Erfahrung dominierte....