Technologie

Cyberkriminalität: Nur ein Klick von der Katastrophe entfernt

Cyberkriminalität ist zur globalen Supermacht aufgestiegen – mit höherem Schaden als die Volkswirtschaften Deutschlands und Japans zusammen. Ein einziger Klick reicht, um Systeme lahmzulegen und Milliarden zu vernichten. Wer heute noch ohne digitale Sicherheitsstrategie handelt, spielt mit dem Feuer.
18.05.2025 13:35
Lesezeit: 2 min
Cyberkriminalität: Nur ein Klick von der Katastrophe entfernt
Wer Cyberkriminaltät nicht ernst nimmt, riskiert den Zusammenbruch ganzer Infrastrukturen. (Foto: dpa) Foto: Ralf Hirschberger

Cyberkriminalität weiterhin überschätzt

Wäre Cyberkriminalität ein Staat, stünde sie in der globalen Wirtschaftsstatistik auf Platz drei – direkt hinter den USA und China. Ihr geschätzter Umfang entspricht der kombinierten Wirtschaftsleistung von Deutschland und Japan.

Diese Einschätzung stammt nicht aus einem Science-Fiction-Roman, sondern ergibt sich aus aktuellen Hochrechnungen über den wirtschaftlichen Schaden, den organisierte Hackergruppen jährlich verursachen. Die Bedrohung ist real – und näher, als viele denken.

In einem Gespräch am Rande einer Sicherheitskonferenz bestätigte Netanel Amar, CEO und Mitgründer des israelischen Cybersecurity-Unternehmens Cynet, auf die Frage, ob auch er einmal auf eine Phishing-Mail hereingefallen sei: „Natürlich.“ Eine ehrliche Antwort – und ein deutliches Warnsignal an alle, die glauben, digitale Angriffe beträfen nur die Unvorsichtigen.

Die unsichtbare Front im digitalen Krieg

Der globale Alltag wird längst auch im Cyberspace ausgetragen – einer Frontlinie, die vielen Bürgern noch immer abstrakt erscheint. Dabei versenden allein große Hackergruppen täglich mehrere Millionen Phishing-Mails. Wenn nur ein Prozent der Empfänger auf den gefälschten Link klickt, ist der Schaden für Unternehmen oder ganze Volkswirtschaften programmiert.

Cyberkriminalität braucht kein schweres Gerät, keine Panzer, keine Raketen. Was sie benötigt, sind schwache Passwörter, ungepatchte Sicherheitslücken – und einen einzigen falschen Klick. Was folgt, ist oft die Zerstörung digitaler Infrastrukturen, Datenverluste, millionenschwere Erpressungen und Reputationsschäden. Cybersecurity wird damit zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. So wie heute niemand mehr ohne Sicherheitsgurt Auto fährt, wird es künftig undenkbar sein, eine Organisation ohne durchdachtes Sicherheitskonzept zu führen.

Die Bedrohung ist längst da – nur nicht sichtbar

Gerade weil Cyberangriffe unsichtbar sind, werden sie unterschätzt. Die Folgen jedoch sind real: Krankenhäuser, deren IT zusammenbricht; Banken, in denen Kundenzugänge gesperrt sind; Produktionsstätten, deren Bänder stillstehen – und staatliche Webseiten, auf denen plötzlich andere Inhalte erscheinen.

Die Täter? Meist gut finanziert, technisch hervorragend ausgebildet und durch staatliche Akteure gedeckt. Denn nicht selten verstecken sich diese Gruppen in Ländern, deren Regierungen von Cyberdestabilisierung westlicher Staaten strategisch profitieren.

10 Billionen Dollar Schaden: Gesetzgebung als notwendiger Anfang – aber kein Allheilmittel

Der jüngst verabschiedete nationale Gesetzesentwurf zur Informationssicherheit – in Einklang mit der EU-weiten NIS2-Richtlinie – ist ein erster Schritt. Er weitet die Verantwortung auf Führungsetagen aus, schafft Kontrollmöglichkeiten und legt Mindeststandards für Cyberschutz fest.

Doch Experten warnen: Ohne tiefgreifendes Bewusstsein, flächendeckende Schulung und eine neue Sicherheitskultur wird das Gesetz wirkungslos bleiben. Denn Cyberabwehr beginnt im Kopf – und nicht in Paragraphen.

Der weltweite Schaden durch Cyberkriminalität wird 2024 voraussichtlich über zehn Billionen US-Dollar betragen – oder anders gesagt: einer digitalen Weltmacht mit globalem Einfluss. Digitale Sicherheit ist heute nicht nur eine technische Maßnahme – sondern ein strategischer Imperativ. Wer das nicht erkennt, riskiert den Zusammenbruch ganzer Systeme.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Schwerer russischer Luftangriff auf Kiew erschüttert Ukraine
01.08.2025

Ein verheerender Luftangriff auf Kiew erschüttert die Ukraine – mit dramatischen Folgen. Zahlreiche Opfer, massive Schäden und neue...

DWN
Finanzen
Finanzen Apple-Aktie nachbörslich im Plus: Anleger reagieren positiv auf Apple-Bilanz – das sagen Experten
01.08.2025

Die Apple-Aktie hat nachbörslich zugelegt. Grund ist die Apple-Bilanz, die gut bei den Anlegern ankam. Apple überzeugt mit starken...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft-Aktie: Wie der KI-Boom den Gewinn über 100 Milliarden treibt
31.07.2025

Microsoft verdient erstmals mehr als 100 Milliarden Dollar – ein Meilenstein, der zeigt, wie tiefgreifend sich das Unternehmen unter...

DWN
Finanzen
Finanzen Investoren warnen: Ist die Erfolgsgeschichte der Novo Nordisk-Aktie vorbei?
31.07.2025

Die Novo Nordisk-Aktie galt als Fels in der Brandung – doch nach einer drastischen Gewinnwarnung gerät das Erfolgsmodell ins Wanken....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 2 Prozent Inflation: Kerninflation zieht Verbrauchern das Geld aus den Taschen
31.07.2025

Die Inflation liegt genau im Zielkorridor der EZB – ein scheinbar gutes Zeichen. Doch die Kerninflation bleibt hoch, vor allem...

DWN
Finanzen
Finanzen Renminbi im Welthandel: Warum Dollar und Euro dominant bleiben
31.07.2025

Chinas Regierung will den Renminbi zur globalen Handelswährung machen – und nutzt gezielt geopolitische Spannungen, um Druck auf...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF Stellenabbau: 14.000 Arbeitsplätze in Deutschland bedroht
31.07.2025

Der Autozulieferer ZF rutscht immer tiefer in die Krise. Die "Zahnradfabrik" verzeichnet erneut einen hohen Verlust, steckt tief im...

DWN
Politik
Politik Trump tobt, doch Powell bleibt hart: Keine Zinsgeschenke für den Präsidenten
31.07.2025

Donald Trump fordert eine drastische Zinssenkung – doch Fed-Chef Jerome Powell verweigert den Gefolgschaftseid. Die US-Notenbank bleibt...