Traumziel USA? Tourismusbehörde in San Francisco meldet Rückgang der Besucherzahlen
New York, Westküste, Nationalparks: Millionen Touristen besuchten jährlich das Traumziel USA. Doch seit US-Präsident Trump im Amt ist, sinkt die Zahl der Besucher – das spüren deutsche Reiseguides deutlich. "Willkommen bei Frank-in-Cisco" – mit diesem kreativen Slogan stellt sich Frank Marx als deutscher Guide in San Francisco vor. "Ich bin ein Freund, der dir seine Stadt als Insider zeigt", verspricht er auf seiner Website. 2017 zog der gebürtige Trierer in die Metropole an der Westküste, seit 2019 zeigt er deutschen Besuchern seine Stadt, "über Stock und Stein und Treppen in verborgene Ecken", so Marx.
Seit der zweiten Amtszeit von Donald Trump läuft das Geschäft für den 47-Jährigen schlechter. Die Tourismusbehörde in San Francisco meldet einen Rückgang der Besucherzahlen aus Europa um 30 Prozent. Seine Kunden berichten ihm, dass sie durch Nachrichten über Festnahmen oder Ablehnungen bei der Einreise in das Traumziel USA verunsichert seien. Andere erzählen, sie müssten sich gegenüber Freunden rechtfertigen, wenn sie ins Amerika von Trump reisen wollen.
Weniger Buchungen für Stadttouren
"Ich habe 50 bis 60 Prozent weniger Anfragen", erklärt Marx. Früher waren es fünf Touren pro Woche, nun nur noch zwei bis drei Buchungen von Privatpersonen. Der "rettende Zweig" seien aktuell Geschäftsleute, die beruflich nach Kalifornien reisen müssen.
Auch an der Ostküste zeigt sich ein ähnliches Bild. "Ich merke es deutlich an den Buchungen und erhalte regelmäßig besorgte Nachrichten zur Einreise", so Reiseleiter Sanel Huskanovic, Gründer von "Mein Trip nach New York". Gerade erst hatte er seine kleine Tourismusfirma nach der Corona-Krise wiederbelebt, als Deutsche monatelang nicht ins Traumziel USA einreisen durften. Nun steht eine neue Hürde bevor: Viele Reisende möchten schlichtweg nicht mehr nach Amerika fliegen.
Deutlich weniger Gäste aus Deutschland
Auch die offiziellen Zahlen sprechen eine klare Sprache: Im März sank die Zahl der internationalen Touristen aus Übersee in die USA um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr, laut "Washington Post", die sich auf Daten der dem US-Handelsministerium zugeordneten International Trade Administration beruft. Aus Deutschland reisten sogar 28 Prozent weniger Gäste ein. Auch im Februar war der Rückgang bereits sichtbar – der erste ernstzunehmende Einbruch seit Corona. Sollte dieser Trend anhalten, wären laut Experten massive Verluste für die Tourismusbranche im Traumziel USA zu erwarten.
Ein Blick in die Zukunft macht wenig Mut: Buchungen für das dritte Quartal, speziell für günstige Economy-Tickets Richtung USA, stagnieren laut Lufthansa. Viele Menschen zweifeln an ihren Reiseplänen in das Traumziel USA, so Vorstandschef Carsten Spohr.
Traumziel USA: Gründe gegen die Reise in die USA
"Seit Trumps Wiederwahl sind die Buchungen auf unserer Plattform für Reisen in die Vereinigten Staaten von Amerika weltweit um 11 Prozent zurückgegangen", berichtet Laurent de Chorivit von der Reiseplattform Evaneos. In Deutschland haben sich die Zahlen sogar halbiert. "Verantwortlich sind neben der Wahl auch steigende Lebenshaltungskosten in den USA, die Ablehnung des politischen Systems, zunehmende Instabilität durch bereits umgesetzte sowie angekündigte Zölle und wachsende Sicherheitsbedenken."
Die Schauspielerin und Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes äußerte sich kürzlich ähnlich: "Die aktuelle Entwicklung bereitet mir Sorge", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. "Es ist eher so, dass meine Lust nachlässt, nach Amerika zu reisen."
Verunsicherung an den US-Grenzen
Für Unruhe sorgten zuletzt zahlreiche Festnahmen bei der Einreise in die Vereinigten Staaten. Auch deutsche Staatsbürger waren betroffen. Trotz gültiger Dokumente wurde ihnen die Einreise ins Traumziel USA verweigert. In Einzelfällen kam es sogar zu mehrtägiger oder wochenlanger Unterbringung in Abschiebezentren. Es handelt sich dabei aber weiterhin um Ausnahmen.
Hoffnung und Beharrlichkeit
Die Tourismusbranche hofft dennoch auf eine baldige Kehrtwende. Reiseleiter Huskanovic in New York bleibt ruhig: "Das wird auch irgendwann vorbeigehen."
Auch Frank Marx in San Francisco gibt die Hoffnung nicht auf, dass das Traumziel USA für deutsche Touristen bald wieder attraktiver wird – und dass er seine Liebe zur Stadt weitergeben kann. Auf seinen Social-Media-Kanälen spricht er offen über Sorgen und gibt Tipps. Er schrieb auf Facebook: "Ich bin komplett gegen die Politik der Trump-Regierung. San Francisco bleibt ein Leuchtturm der Hoffnung und des Widerstands, insbesondere für Communities, die unseren Schutz brauchen. Unsere Stadt und unser Bundesstaat setzen sich weiterhin aktiv für Gerechtigkeit, Vielfalt und Gleichheit ein."