Wirtschaft

Entspannung im Handelskrieg? China und USA nach Genf optimistisch

Bei ihren Zollgesprächen haben China und die USA nach Angaben der chinesischen Delegation eine „Reihe wichtiger Übereinstimmungen“ erreicht. Jetzt haben sie eine gemeinsame Erklärung abgegeben in der sich China und die USA festlegen, ihre Zölle für 90 Tage auf 30 % bzw. 10 % zu senken und einen Beratungsmechanismus für Wirtschaft und Handel einzurichten.
12.05.2025 09:02
Lesezeit: 2 min
Entspannung im Handelskrieg? China und USA nach Genf optimistisch
Fußgänger gehen in Hongkong an einem elektronischen Bildschirm vorbei, auf dem der Hang Seng Index angezeigt wird (Foto: dpa). Foto: Chan Long Hei

Für Deutschland sind die Verhandlungen von großer Bedeutung, da die heimische Industrie stark in globale Lieferketten eingebunden ist und von stabilen Handelsbeziehungen mit China und den USA abhängt; eine Entspannung im Zollstreit kann Zöllen auf Maschinen- und Automobilteile entgegenwirken, Exportchancen sichern und so Arbeitsplätze in Schlüsselbranchen wie dem Automobilbau und dem Maschinenbau langfristig schützen.

Konkrete Zollsenkungen beschlossen

In der nun vorliegenden gemeinsamen Erklärung verpflichten sich beide Seiten, ihre gegenseitigen Zölle für zunächst 90 Tage deutlich zu reduzieren: Die US-Aufschläge auf chinesische Importe fallen von 145 Prozent auf 30 Prozent, Pekings Gegenzölle auf US-Waren sinken von 125 Prozent auf 10 Prozent.

Ausblick auf die gemeinsame Erklärung

Für diesen Montag war die Veröffentlichung dieser Erklärung angekündigt worden. Vize-Ministerpräsident He Lifeng bezeichnete die Gespräche am Wochenende in Genf als „offen und konstruktiv“ und betonte, man habe eine „Reihe wichtiger Übereinstimmungen“ erzielt. Das Treffen lege die Grundlage zur Vertiefung der Zusammenarbeit und zur Ausarbeitung weiterer Details.

Einrichtung eines Beratungsmechanismus

Beide Seiten stimmten zudem überein, einen dauerhaften Mechanismus für regelmäßige Beratungen zu Wirtschaft und Handel einzurichten. Dieser Schritt soll sicherstellen, dass künftige Differenzen schnell im Dialog geklärt werden können, statt zu neuen Eskalationen zu führen.

„China ist bereit, den Kuchen der Zusammenarbeit zu vergrößern und die Handelsbeziehungen mit den USA für eine neue Entwicklung voranzutreiben, um der Weltwirtschaft mehr Stabilität zu bringen“, sagte He.

Auch USA sprechen von Einigung

Aus Washington hieß es, man habe in Genf einen „Deal“ erzielt und „substantielle Fortschritte“ gemacht. US-Finanzminister Scott Bessent und Handelsbeauftragter Jamieson Greer nahmen an den Gesprächen teil, weshalb das Weiße Haus seine Mitteilung unter der Überschrift „USA kündigen China-Handelsabkommen in Genf an“ veröffentlichte.

Verhaltene, dann kräftige Börsenreaktionen

Nach Bekanntwerden der Zollsätze reagierten die internationalen Märkte zunächst verhalten, ehe sie kräftig anzogen:

  • Der Hang-Seng-Index in Hongkong legte zu Handelsstart rund 1,4 % zu.

  • Der CSI-300 auf dem Festland eröffnete etwa 0,5 % im Plus.

  • In Kopenhagen stieg der Aktienkurs des Reedereiriesen Maersk um rund 10 %.

  • Der DAX kletterte zum Wochenbeginn um 1,54 % auf ein Rekordhoch von 23.861,01 Punkten.

  • Der Euro geriet gegenüber dem US-Dollar unter Druck.

Historisch angespannte Beziehungen

Vor den jüngsten Senkungen lagen die US-Zölle teils bei 145 %, Pekings Gegenzölle bei 125 % – eine Situation, die den Handel faktisch zum Erliegen brachte und in der globalen Konjunktur spürbare Bremsspuren hinterließ. Mit den nun beschlossenen temporären Absenkungen könnte sich die Profitabilität grenzüberschreitender Lieferketten vorübergehend verbessern.

WTO-Bedeutung und Dialog

Parallel zu den bilateralen Gesprächen traf He auch WTO-Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala in Genf. Er bekräftigte, dass Streitigkeiten künftig im Rahmen der WTO gelöst werden sollten und China sich weiterhin an der Reform der Welthandelsorganisation beteiligen werde.

Experteneinschätzung zur deutschen Autoindustrie

„Durch eine Einigung zwischen China und den USA wird das Leben für die deutsche Autoindustrie erheblich stressfreier“, erklärte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut Bochum. Hersteller wie BMW und Mercedes produzierten SUVs in den USA, die auch nach China exportiert würden. Die Zollsenkungen würden helfen, die Kosten zu stabilisieren und so den Erfolg auf dem zentralen Markt China zu sichern.

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