Moody’s streicht das AAA: Bonitätsabstufung der USA als Warnsignal
Die Abstufung der Bonität der Vereinigten Staaten zeigt erste Wirkung: Anleger reagieren nervös, Strategen warnen vor steigenden Finanzierungskosten – und beobachten mit wachsender Skepsis, ob der US-Kongress überhaupt noch in der Lage ist, haushaltspolitische Verantwortung zu übernehmen.
Die renommierte Ratingagentur Moody’s hat die Kreditwürdigkeit der USA von der Topnote AAA auf AA1 herabgesetzt – ein symbolträchtiger Schritt, der bei Investoren die Alarmglocken schrillen lässt. Die größte Volkswirtschaft der Welt steht plötzlich unter verschärfter Beobachtung.
Versagen auf ganzer Linie: Staatsverschuldung auf Rekordniveau
„Wir befinden uns auf einem nicht tragfähigen Kurs“, warnt Anne Walsh, Chief Investment Officer bei Guggenheim Partners, gegenüber Reuters. Zur Begründung verweist Moody’s auf die explodierende Staatsverschuldung, die inzwischen die Marke von 36 Billionen US-Dollar überschritten hat – sowie auf das Ausbleiben glaubhafter Maßnahmen zur Eindämmung des Defizits.
Keine US-Regierung der letzten Jahre habe es geschafft, den Trend zu brechen, stellt die Agentur fest. Auch den aktuellen haushaltspolitischen Vorstoß, über den der Kongress derzeit verhandelt, bewertet Moody’s mit Skepsis. Die Finanzmärkte beginnen bereits, auf das herabgestufte Rating zu reagieren. „Das Risiko, langfristige US-Staatsanleihen zu halten, ist gestiegen“, erklärt Anthony Woodside, Zinschef beim britischen Vermögensverwalter Legal & General Investment Management (LGIM). „Das ist ein deutliches Zeichen wachsender Besorgnis.“
Finanzierungskosten für alle könnten steigen
Spencer Hakimian, Gründer der Investmentfirma Tolou Capital Management in New York, warnt, dass die Entscheidung zu deutlich höheren Finanzierungskosten führen könne – für Staat, Unternehmen und Haushalte gleichermaßen.
Besonders umstritten ist der Gesetzesentwurf „Big Beautiful Bill“, der derzeit in Washington diskutiert wird. Dieser sieht sowohl Steuersenkungen als auch massiv höhere Ausgaben vor – und dürfte das US-Haushaltsdefizit um mehrere Billionen Dollar anwachsen lassen. Die Anleihemärkte werden genau beobachten, ob der Kongress noch zur fiskalischen Disziplin fähig ist, sagt Carol Schleif, Chefstrategin bei BMO Wealth Management.
Zahlungsausfall im August?
Unterdessen rückt die nächste Auseinandersetzung um die Schuldenobergrenze näher. US-Finanzminister Scott Bessent warnte jüngst, dass das Land im August das sogenannte X-Datum erreichen könnte – jenen kritischen Punkt, ab dem die Vereinigten Staaten ihre Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen könnten.