Finanzen

WHO verabschiedet Pandemie-Abkommen inmitten der Finanzkrise: Deutschland sagt weitere Millionen zu

Der Weltgesundheitsorganisation fehlen in den kommenden zwei Jahren 1,7 Milliarden Dollar (rund 1,5 Mrd Euro), unter anderem, weil die USA als größte Beitragszahler und Argentinien austreten. Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) stellt nun zusätzlich zehn Millionen Euro bereit. Währenddessen verabschiedet die WHO das Pandemie-Abkommen.
22.05.2025 13:48
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In Genf tagt die 78. Weltgesundheitsversammlung. Während die USA unter Präsident Trump ihren WHO-Austritt vorbereiten und sich klar gegen den neuen Pandemievertrag stellen, springt Deutschland erneut als Zahlmeister ein. Denn der Weltgesundheitsorganisation fehlen in den kommenden zwei Jahren 1,7 Milliarden Dollar (rund 1,5 Mrd. Euro). Das teilte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus zum Auftakt des achttägigen Treffens der noch 194 WHO-Mitgliedsländer in Genf mit.

Finanzkrise beutelt die WHO – Deutschland sagt Unterstützung zu

Neben den USA hat Argentinien seinen Austritt aus der 1948 gegründeten Organisation verfügt. Die Finanzkrise der WHO und der geplante Pandemievertrag stehen im Mittelpunkt der Jahrestagung in Genf.

Die USA trugen rund 20 Prozent zu den Ausgaben der WHO bei. Die WHO habe das geplante Zweijahres-Budget für 2026/27 bereits um rund 20 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar pro Jahr gekürzt. Für den Zeitraum veranschlagt sie also 4,2 Milliarden Dollar. 2,1 Milliarden Dollar pro Jahr seien wenig, meinte Tedros. So eine Summe werde für Rüstungsgüter weltweit alle acht Stunden ausgegeben.

Zahl der Beschäftigten soll drastisch schrumpfen

Die WHO reduziere ihr oberstes Führungsgremium von 14 auf 7 Positionen und die Zahl der Abteilungen von 76 auf 34, sagte er. Unter anderem geht der durch die Corona-Pandemie bekannt gewordene Nothilfe-Koordinator Mike Ryan. Die Zahl der Beschäftigten von weltweit rund 9.500 soll nach internen Plänen um 20 Prozent sinken.

Eigentlich müssten die USA für 2025 noch rund 130 Millionen Dollar (etwa 116 Mio Euro) zahlen. Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass das Geld kommt. Der Austritt der USA aus der WHO wird Anfang 2026 wirksam. Deutschland stellt zusätzlich zehn Millionen Euro bereit, wie Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) in Genf sagte. Sie nimmt an der Eröffnung der Versammlung teil.

WHO verabschiedet Pandemie-Abkommen

Die mehr als 190 Mitgliedsländer der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben den Vertrag verabschiedet, um im Fall von künftigen Pandemien Chaos zu vermeiden, wie es während der Corona-Pandemie der Fall war. Er soll im Fall von künftigen Pandemien Chaos bei der Beschaffung von Schutzmaterial wie während der Corona-Pandemie vermeiden, als Länder sich etwa Masken gegenseitig streitig gemacht haben. Außerdem soll er dafür sorgen, dass reiche Länder keine Impfstoffe horten, während ärmere Länder keine erhalten.

Bis der Vertrag in Kraft treten kann, dürften allerdings noch Jahre vergehen. Eines der umstrittensten Themen ist in einen Anhang geschoben worden, der noch gar nicht ausgehandelt worden ist. Dabei geht es darum, unter welchen Bedingungen Länder Impfstofffirmen gefährliche krankheitserregende Mikroorganismen oder Viren zur Verfügung stellen und wie sie dafür etwa mit bevorzugter Belieferung von Impfstoffen kompensiert werden.

Washington stuft den Vertrag als sicherheitspolitisches Risiko ein

Doch der geplante Pandemievertrag wirft nach wie vor massive Fragen auf: Er sieht eine weitreichende Zentralisierung globaler Gesundheitsdaten, eine institutionalisierte Weitergabe von Krankheitserreger-Informationen und die Verpflichtung zur internationalen Zusammenarbeit bei künftigen Krisen vor – auch auf Kosten nationaler Souveränität.

Auch ist der Vertragstext bis heute nicht vollständig veröffentlicht, trotzdem haben die WHO-Mitgliedstaaten den Pandemievertrag im „Konsens“ verabschiedet. Statt kritischer Prüfung gibt es aus Deutschland Geld und politischen Rückenwind. Dass ausgerechnet Deutschland einspringt, wenn die USA sich entziehen, wirkt wie ein geopolitischer Reflex – teuer, unkritisch und potenziell folgenschwer.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Waffen statt Zukunft: UN warnt vor globalem Rüstungsboom
09.09.2025

Die weltweiten Militärausgaben erreichen neue Rekordhöhen – und das auf Kosten von Frieden, Bildung und Klimaschutz. Ein aktueller...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa rüstet auf: Verteidigungs-Startups erleben Investoren-Boom
09.09.2025

Die geopolitische Unsicherheit und Trumps neue Außenpolitik befeuern massive Investitionen in europäische Verteidigungs-Startups....

DWN
Politik
Politik Arbeitszeit-Debatte: Mehr als die Hälfte der Deutschen wünscht kürzere Arbeitszeiten
09.09.2025

Um Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, sollten die Menschen in Deutschland mehr arbeiten, argumentieren führende Politiker....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Wirtschaft: Scheitert die Eurozone an Deutschland?
09.09.2025

Die Eurozone taumelt zwischen Mini-Wachstum und Rekord-Arbeitslosigkeit: Während Spanien boomt, steckt Deutschland weiter in der Krise –...

DWN
Panorama
Panorama Blackout: Brandanschlag auf Strommasten verursacht Stromausfall in Berlin- Bekennerbrief wird geprüft
09.09.2025

Ein Feuer an zwei Strommasten hat in der Nacht zu einem großflächigen Stromausfall im Südosten Berlins geführt. Rund 50.000 Haushalte...

DWN
Finanzen
Finanzen Rechnungshof warnt: Milliardenhilfen für Länder könnten ins Leere laufe
09.09.2025

Der Bundesrechnungshof stellt die Wirksamkeit des geplanten Sondervermögens von 100 Milliarden Euro für zusätzliche...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Dauerbelastung: Können Erwachsene besser damit umgehen?
09.09.2025

Digitale Medien prägen unseren Alltag in allen Altersgruppen – vom Smartphone über Social Media bis hin zu Streamingdiensten. Während...

DWN
Technologie
Technologie Taiwan stärkt Chip-Lieferketten angesichts geopolitischer Spannungen
09.09.2025

Taiwan stärkt seine Halbleiter-Lieferketten angesichts geopolitischer Spannungen und des wachsenden KI-Wettbewerbs. Präsident Lai...