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Essen gehen - aber nicht im Restaurant: Handelsgastronomie boomt

Essen in Geschäften erlebt einen unerwarteten Aufschwung – trotz Konjunkturflaute geben Verbraucher mehr Geld für Handelsgastronomie aus. Doch der Grund ist weniger Luxus, sondern ein bewusster Sparzwang. Immer mehr Menschen setzen auf preiswerte Angebote direkt beim Einkaufen, statt teure Restaurants zu besuchen. Das verändert nicht nur den Handel, sondern auch das Gastronomieerlebnis im Alltag grundlegend.
28.05.2025 07:36
Lesezeit: 2 min
Essen gehen - aber nicht im Restaurant: Handelsgastronomie boomt
Essen gehen, aber statt in der Gaststätte einfach da, wo man einkauft. Ein Klassiker: die Hackbällchen "Köttbullar" der Möbelkette Ikea mit Pommes und Soße. (Foto: dpa) Foto: Julian Stratenschulte

Essen in Geschäften liegt im Trend

Es klingt kurios: Weil der Konjunkturmotor stockt und viele Menschen ihre Alltagskosten stärker als zuvor im Blick haben, zieht ein Bereich der Gastronomie kräftig an.

Ein Teller Pasta im Möbelhaus oder ein belegtes Brötchen im Supermarkt: Noch nie haben die Menschen in Deutschland so viel Geld für Essen in der sogenannten Handelsgastronomie ausgegeben – also für Angebote auf der Fläche von Geschäften und Märkten. Das geht aus einer vom Handelsforschungsinstitut EHI in Köln veröffentlichten Befragung unter vierunddreißig Handelsfirmen hervor, die insgesamt gut elftausenddreihundert Filialen betreiben.

Handelsgastronomie: Mehr als nur Imbiss

Es geht dabei um Lokale, Imbiss-Theken und andere Essensangebote auf der Fläche von Handelsfirmen sowie Schnellrestaurants in Shoppingcentern. Beispiele sind das Ikea-Restaurant sowie die "Heiße Theke" mit Würstchen oder die Bäckerei im Supermarkt-Eingangsbereich, an der belegte Brötchen verkauft werden. Solche gastronomischen Angebote sollen das Einkaufserlebnis aufwerten, indem der Kunde unkompliziert und relativ günstig etwas essen kann.

Laut der EHI-Umfrage stieg der Umsatz in der Handelsgastronomie in Deutschland 2024 um sechs Komma eins Prozent auf rund 12,4 Milliarden Euro. Für dieses Jahr wird ein Plus von vier Komma eins Prozent auf 12,9 Milliarden Euro prognostiziert. Ob das Umsatzwachstum eher auf Preiserhöhungen oder auf eine größere Verkaufsmenge zurückzuführen ist, geht aus der Umfrage nicht hervor.

Konjunkturschwäche stärkt diesen Markt

Die EHI-Experten erklären die anziehenden Geschäfte in diesem Marktsegment mit einem "gedämpften Konsumverhalten" angesichts der schwächelnden Konjunktur. Die Logik dahinter: Die Menschen achten mehr auf ihr Geld als früher, und manch einer isst lieber preiswert im Shoppingcenter-Schnellrestaurant, statt anderswo in ein klassisches Restaurant mit höheren Preisen zu gehen.

Das "Trading down" – also der bewusste Wechsel zu günstigeren Angeboten – spiele bei der Entwicklung der Handelsgastronomie eine zentrale Rolle, heißt es vom Handelsforschungsinstitut. In wirtschaftlich angespannten Zeiten suchen Verbraucherinnen und Verbraucher nach Wegen, ihre Ausgaben zu reduzieren.

Vor Corona hatte der Umsatz der Handelsgastronomie in Deutschland dem EHI-Institut zufolge bei zehn Milliarden Euro gelegen, 2021 sackte dieser Wert pandemiebedingt auf nur noch sieben Komma sechs Milliarden Euro ab. Seither geht es Schritt für Schritt bergauf.

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