Rotkäppchen Sekt war die bekannteste Sektmarke in der DDR: Zum Mauerfall am 9. November 1989 ließen die Ostdeutschen die Korken knallen. Die neu gewonnene Freiheit begossen viele mit Rotkäppchen Sekt aus Freyburg in Sachsen-Anhalt. „Rotkäppchen war eben etwas Besonderes in der früheren DDR“, weiß auch Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der Sekt mit der roten Kappe war beliebte Tausch- und Bückware und auch im Intershop zu kaufen: prickelnder Luxus im schalen Sozialismus.
Märchenhafter Aufstieg von Rotkäppchen
Die Traditionsmarke wurde 1856 von drei Freyburgern mitten in Deutschlands nördlichsten Weinbaugebiet Saale-Unstrut in Sachsen-Anhalt gegründet. Die Firma durchlebte Wirtschaftskrisen und Weltkriege. 1948 wurden die Unternehmerfamilien enteignet, Rotkäppchen wurde Volkseigener Betrieb: „VEB Rotkäppchen Sektkellerei Freyburg“ Nach der Wende rettete ein Managerteam Rotkäppchen Sekt und kaufte mutig im Westen zu. In wenigen Jahren stieg der Sanierungsfall zum Marktführer auf. Auch 2024 in einem weiterhin schwierigen Markt hat die Unternehmensgruppe Rotkäppchen-Mumm mehr Umsatz mit Wein und Sekt gemacht.
Sekthersteller Rotkäppchen-Mumm steigert Umsatz
Trotz Extremwetterereignissen und Konsumzurückhaltung sei ein Umsatzplus im Weinsegment von sieben Prozent erreicht worden, beim Sekt seien es zwei Prozent Wachstum gewesen, teilte das Unternehmen mit. Ein Minus gab es im Bereich der Spirituosen. Der Gesamtumsatz habe 1,28 Milliarden Euro betragen nach 1,27 Milliarden im Jahr zuvor. Gewinnzahlen legt das Unternehmen nicht offen.
„Hier zahlt sich unsere langfristige Strategie aus, auf starke Marken wie Rotkäppchen, Mumm und Doppio Passo zu setzen und sie kontinuierlich auszubauen“, sagte Unternehmenschef Christof Queisser. Auch Premium- und Lifestylemarken sowie alkoholfreie Alternativen hätten ein starkes Wachstum verzeichnet. Man sei zufrieden, auch wenn die eine oder andere Flasche weniger verkauft worden sei.
Rotkäppchen-Mumm vermarktet als einer der wenigen großen Markenhersteller mittlerweile zwei alkoholfreie Weine unter der Linie Doppio Passo. Der Wein sei mit 15 Prozent Marktanteil starke Nummer eins im Lebensmitteleinzelhandel. Der Umsatz konnte 2024 um 12 Prozent gesteigert werden. Alkoholfreie Produkte insgesamt (inklusive Schaumwein) hätten einen Umsatzzuwachs von 20 Prozent verzeichnet.
Rotkäppchen baut Marktanteil aus
Rotkäppchen sei weiter die Nummer Eins beim Sekt in Deutschland. Der Marktanteil liege bei 38 Prozent und sei damit so hoch wie noch nie. Insgesamt stamme jede zweite verkaufte Sektflasche aus dem Hause Rotkäppchen-Mumm mit seinen unterschiedlichen Marken, so Queisser.
Beim Schaumwein ergab sich ein Plus von zwei Prozent auf 647 Millionen Euro, mit Wein machte die Unternehmensgruppe Rotkäppchen-Mumm den Angaben zufolge einen Umsatz von 268 Millionen Euro nach 250 Millionen im Vorjahr. Spirituosen trugen 365 Millionen Euro zum Gesamtumsatz bei – ein Minus von sechs Prozent im zum Jahr 2023. Das gehe zum einen auf einen Rückgang in der Gastronomie zurück, zum anderen auf eine Sortimentsbereinigung.
Neue weibliche Unternehmensführung
Christof Queisser übergibt die Führung von Rotkäppchen-Mumm im März an Silvia Wiesner als neue Firmenchefin. Silvia Wiesner wird Rotkäppchen-Mumm gemeinsam mit Frank Albers (Geschäftsführer Finanzen) und Markus Jauch (Geschäftsführer operatives Management) leiten. „Die guten Geschäftsergebnisse und das breite, vielfältige Portfolio lassen uns optimistisch in die Zukunft blicken“, so die neue Firmenchefin.
Es war die letzte Jahrespressekonferenz von Christof Queisser, der seit 2013 bei Rotkäppchen-Mumm das Ruder als CEO in der Hand hat. Im März übernimmt Silvia Wiesner, früher unter anderem bei Unilever. Der Abschied bei Rotkäppchen-Mumm hätte für Queisser schlechter ausfallen können. Der langjährige Chef eines der wichtigsten Markenhersteller aus Ostdeutschland konnte den versammelten Journalisten von einem „erfolgreichen Jahr 2024“ berichten.
Neue Innovation kommt jetzt in den Handel: „Secconade“
Viel Hoffnung setzen Queisser und seine Nachfolgerin auf die neuen Produkte unter der Linie „Secconade“, die im März in den Handel kommen. Der Premix aus Secco und Limonade soll in den Sorten Pink Grapefruit, Zitrone und Blutorange – jeweils mit 5,5 Volumenprozent – verkauft werden. Hinzu kommt die koffeinhaltige Variante „Seccomate“ mit 7 Volumenprozent Alkohol.
Getränke mit geringerem Alkoholgehalt, das hätte eine Befragung ergeben, würden stärker nachgefragt. „Als Marktführer haben wir immer den Anspruch, nah am Kunden zu sein. Das bedeutet, vorauszudenken, innovativ zu agieren und zur richtigen Zeit mit dem richtigen Produkt die richtige Antwort auf den aktuellen Lifestyle zu haben“, so Queisser.
Queisser übernimmt am 1. April die Geschäftsführung der Managementholding Maxingvest. Das Unternehmen hält 52,01 Prozent der Anteile an der börsennotierten Beiersdorf AG. Zudem hält die Holding sämtliche Anteile an der Tchibo GmbH.