Der EU-Automarkt erlebt einen radikalen Wandel
Der Markt für neue Personenkraftwagen in der Europäischen Union ist im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,3 Prozent gewachsen – eine positive Entwicklung, nachdem seit Jahresbeginn in jedem Monat Rückgänge verzeichnet worden waren. Den stärksten Zuwachs bei den Neuzulassungen innerhalb der EU meldete im April Litauen.
Laut dem Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) stieg das Segment der batterieelektrischen Fahrzeuge im April um 34,1 Prozent auf 145.300 Einheiten. Insgesamt wurden in der EU im vergangenen Monat 925.400 neue Pkw zugelassen – ein Plus von 11.600 Fahrzeugen gegenüber dem April 2024.
Bezieht man jedoch auch das Vereinigte Königreich, die Schweiz, Norwegen und Island mit ein – Länder, deren Zahlen von der ACEA ebenfalls erfasst werden –, wurden im April 1,077 Millionen neue Pkw verkauft. Das entspricht einem Rückgang von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Heterogene Entwicklung in großen Märkten – Litauen mit Spitzenwert
In den größten EU-Ländern zeigte sich ein gemischtes Bild: Während die Verkäufe in Deutschland um 0,2 Prozent und in Frankreich um 5,6 Prozent sanken, legten sie in Italien um 2,7 Prozent und in Spanien um 7,1 Prozent zu. In kleineren Staaten waren noch deutlichere Ausschläge zu beobachten: Kroatien verzeichnete ein Plus von 24,9 Prozent, Lettland 37,3 Prozent – und Litauen erreichte mit einem Anstieg von 49,5 Prozent den höchsten Wert in der gesamten EU.
Im Zeitraum Januar bis April schrumpfte der EU-weite Markt für neue Pkw im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,2 Prozent auf 3,64 Millionen Fahrzeuge.
Elektroautos boomen – außer bei Tesla
Am stärksten wuchs im April das Segment der batterieelektrischen Fahrzeuge – um 34,1 Prozent. Der Marktanteil von Elektroautos stieg damit auf 15,7 Prozent.
Vergleicht man die ersten vier Monate 2025 mit dem Vorjahreszeitraum, ergibt sich ein Absatzplus von 26,4 Prozent auf 558.300 Fahrzeuge, der Marktanteil legte von 12 auf 15,3 Prozent zu.
Eine auffällige Ausnahme in diesem positiven Gesamtbild ist der US-Konzern Tesla. Dessen Verkäufe brachen im April um 52,6 Prozent ein. Damit verzeichnet Tesla bereits den vierten Monat in Folge zweistellige Rückgänge in Europa. Der Rückgang wird vielfach mit dem politischen Engagement von Unternehmenschef Elon Musk für den in Europa kontrovers betrachteten früheren US-Präsidenten Donald Trump sowie mit dessen öffentlichkeitswirksamen Aussagen in Verbindung gebracht. Dass Musk im Vorfeld der Bundestagswahl offen die AfD unterstützte, schadete dem Image der Marke zusätzlich.
Wie bereits berichtet, markierte der April einen Wendepunkt: Der chinesische Elektroautobauer BYD überholte Tesla in Europa erstmals beim Absatz, wie aus Zahlen der Analysefirma JATO Dynamics hervorgeht.
Trotzdem konkurrieren beide Marken im europäischen Elektrosegment lediglich um Platz zehn – nach den April-Daten musste Tesla diesen Rang an BYD abtreten.
Volkswagen, BMW und Škoda an der Spitze
Laut JATO Dynamics führen Volkswagen, BMW und die ebenfalls zum Volkswagen-Konzern gehörende Marke Škoda das Ranking der meistverkauften E-Auto-Marken im April an. Besonders erfolgreich war das neue Modell „Elroq“ von Škoda, das mit 7.998 Einheiten zum meistverkauften Elektroauto des Monats avancierte – und damit die VW-Modelle ID.3, ID.7 und ID.4 sowie den EV3 von Kia hinter sich ließ.
Litauen sticht mit Diesel-Boom hervor
Die Zahl der Neuzulassungen in Litauen stieg im Zeitraum Januar bis April im Vergleich zum Vorjahr um 42 Prozent auf 12.975 Fahrzeuge (2024: 9.140), wie die ACEA mitteilt.
Im Gegensatz zum EU-Trend stach Litauen durch ein außergewöhnliches Wachstum bei Diesel-Fahrzeugen hervor: Während die meisten Mitgliedsstaaten die Zulassungen in diesem Segment reduzierten, legte Litauen um 95 Prozent auf 2.170 Fahrzeuge zu.
Auch andere Länder verzeichneten ein Wachstum bei Dieselzulassungen, allerdings in deutlich geringerem Umfang: Ungarn (+18,3 %), Niederlande (+8,4 %), Lettland (+6,6 %) und Slowenien (+10,7 %). In den übrigen EU-Staaten gingen die Zulassungen teils drastisch zurück – in Griechenland etwa um 66 Prozent. Bei benzinbetriebenen Fahrzeugen zeigte sich fast überall ein Rückgang – mit Ausnahme von Lettland, das in diesem Segment ein Wachstum von 21 Prozent verzeichnete. In Litauen hingegen sanken die Benziner-Zulassungen um 15,9 Prozent.
Auch bei Stromern und Hybriden auf Wachstumskurs
Auch im Elektrosegment konnte Litauen zulegen: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurden in den ersten vier Monaten 23,3 Prozent mehr E-Autos (703 Einheiten) neu registriert. Plug-in-Hybride legten um 117 Prozent (995 Fahrzeuge) zu, klassische Hybride um 62,8 Prozent (6.616 Fahrzeuge).
Anzumerken ist, dass die ACEA-Statistik ausschließlich Erstzulassungen erfasst und keine Aussage darüber trifft, wie viele dieser Fahrzeuge später ins Ausland weiterverkauft werden.