Coinbase im S&P 500: Wall Street öffnet sich für Krypto
Kürzlich sorgte die Aufnahme der US-Kryptobörse Coinbase in den renommierten Aktienindex S&P 500 für Schlagzeilen. Es ist das erste Krypto-Unternehmen überhaupt, das in den Index aufgenommen wurde. Die Aktie legte in den vergangenen vier Wochen um fast 50 Prozent zu – auf Jahressicht allerdings steht sie kaum im Plus. Grund dafür ist die enge Korrelation mit dem volatilen Kryptomarkt.
Coinbase gilt als größte Kryptowährungsbörse in den Vereinigten Staaten. Die jüngsten Quartalszahlen des Unternehmens fielen vielversprechend aus: Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Einnahmen um 24 Prozent. Zudem will Coinbase mit der Übernahme des Derivate-Anbieters Deribit – Kaufpreis: 2,9 Milliarden Dollar – den Markt für Finanzderivate erschließen.
Branchenanalysten bewerten die Indexaufnahme von Coinbase als potenziell richtungsweisend für weitere Krypto-Firmen. Sollte sich Coinbase im S&P 500 behaupten, könnte dies anderen Krypto-Akteuren den Weg ebnen – andernfalls drohten negative Signalwirkungen, so Bloomberg.
Ein Grund für den Kursanstieg liegt auch in der Aufnahme selbst: Fonds, die den Index nachbilden, sind verpflichtet, die Aktie zu kaufen.
Bitcoin als Portfoliobeimischung – mit Vorsicht zu genießen
Auch klassische Wall-Street-Adressen setzen inzwischen auf Bitcoin und integrieren ihn in ihre Portfolios – jedoch meist mit einem geringen Anteil von ein bis wenigen Prozent. Dies sollte keinesfalls als Empfehlung verstanden werden, seine gesamten Ersparnisse in die Kryptowährung zu stecken. Diversifikation bleibt essenziell, gerade bei hochspekulativen Anlageformen wie Kryptowährungen. Hilfreich ist sicherlich die Einschätzung des Anlagestrategen Philipp Vorndran, der kürzlich bemerkte: „Ich habe noch niemanden getroffen, der den inneren oder fairen Wert von Bitcoin berechnen kann.“
Signalwirkung für deutsche Finanzmärkte und Anleger
Dass ein Krypto-Unternehmen erstmals in den Leitindex der US-Wirtschaft aufgenommen wird, dürfte auch in Frankfurt, Berlin und München nicht unbemerkt bleiben. Für institutionelle Investoren und Vermögensverwalter in Deutschland ist das ein starkes Signal der Marktreife von Teilen der Kryptoindustrie. Es dürfte den Druck auf Banken und Investmenthäuser erhöhen, eigene Krypto-Produkte auf- oder auszubauen.
Die Aufnahme von Coinbase in den S&P 500 erzeugt außerdem Legitimationsdruck auf die BaFin und das Bundesfinanzministerium: Wenn die USA Krypto in den Mainstream lassen, kann sich Europa langfristig nicht verweigern. Vor allem im Hinblick auf MiCA (Markets in Crypto-Assets Regulation) muss Berlin entscheiden, ob es die Chancen oder nur die Risiken sieht.