Drohnenoffensive der Ukraine trifft 41 Flugzeuge – Schaden von sieben Milliarden Dollar
Ukrainische Sicherheitsdienste haben am Sonntag nach eigenen Angaben eine koordinierte Großoffensive gegen mehrere russische Luftwaffenstützpunkte tief im Hinterland des Aggressorstaaten durchgeführt, berichten litauische Quellen. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von der „bisher entferntesten Operation“ der Ukraine im seit über drei Jahren andauernden Krieg. Das Ziel: strategische Bomber zerstören, die für Angriffe auf ukrainische Städte genutzt werden.
Nach Angaben eines Vertreters der ukrainischen Sicherheitsdienste (SBU) wurde bei dem koordinierten Drohneneinsatz in bis zu vier russischen Militärflugplätzen insgesamt auf 40 bis 41 Flugzeuge gezielt – darunter auch A-50-Aufklärer sowie die Langstreckenbomber vom Typ Tu-95 und Tu-22M. Diese wurden in der Vergangenheit regelmäßig für Raketenangriffe auf zivile Ziele in der Ukraine eingesetzt.
Die Aktion verursachte laut SBU Schäden in Höhe von rund sieben Milliarden US-Dollar. Zuvor war die Rede von zwei Milliarden gewesen. Auf russischer Seite wurde eingeräumt, dass mehrere Flugzeuge „in Brand geraten“ seien, Details zur Zahl der Verluste wurden nicht bestätigt. Nach Angaben russischer Medien sollen die Drohnen angeblich aus LKWs gestartet sein, die auf Tankstellen geparkt waren.
Selenskyj: Agenten rechtzeitig aus Russland evakuiert
Laut Präsident Selenskyj wurden an der Operation beteiligte Agenten rechtzeitig aus dem russischen Staatsgebiet abgezogen. Der Drohnenangriff sei lange vorbereitet worden – Berichten zufolge über eineinhalb Jahre –, unter persönlicher Leitung des ukrainischen Präsidenten.
Ein SBU-Insider sprach gegenüber der Kyiv Post von einem „Wendepunkt“. Die Ukraine habe nun die Fähigkeit entwickelt, gezielt in das russische Hinterland zu operieren und dort militärische Schlüsselressourcen zu vernichten. Die Zeiten der russischen Straflosigkeit seien vorbei, so der Beamte.
Drohnenattacke vor Friedensgesprächen – Symbolik oder Taktik?
Bemerkenswert ist der Zeitpunkt der Offensive: Nur Stunden später sollen ukrainische und russische Delegationen erneut in Istanbul zusammenkommen, um über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Die Ukraine forderte im Vorfeld einen „bedingungslosen vollständigen Waffenstillstand“ sowie die Rückgabe von Kriegsgefangenen und deportierten Kindern. Die russische Delegation unter Leitung des Putin-Vertrauten Wladimir Medinski soll laut Medien bereits auf dem Weg in die Türkei sein.
Offiziell betonte Selenskyj, dass die Operation nicht die Gespräche gefährden solle. Vielmehr handele es sich um eine notwendige Verteidigungsmaßnahme, um den Rückzug der russischen Luftwaffe aus dem Kriegsgeschehen zu erzwingen.
Polen: Russland verliert 4.000 Panzer – langfristige Schwächung
Der polnische Außenminister Radosław Sikorski verwies am Sonntag auf weitere gravierende russische Verluste. Die Ukraine habe seit Beginn des Krieges etwa 4.000 russische Panzer zerstört – eine Zahl, die laut dem Analyseportal Oryx auf öffentlich zugänglichem Bildmaterial basiert. Das entspräche etwa der Menge, die Russland in 20 Jahren neu produzieren könne.
Sikorski sprach von einem „gigantischen Schlag“ gegen die russischen Landstreitkräfte und bedankte sich bei der Ukraine für die Verteidigung Europas gegen die imperiale Aggression Moskaus.
Geopolitische Bewertung
Die jüngste Drohnenoffensive stellt eine neue Eskalationsstufe im Ukraine-Krieg dar – und gleichzeitig ein starkes Signal an den Westen. Kiew demonstriert technologische Fähigkeiten zur asymmetrischen Kriegsführung tief im feindlichen Raum – ein Novum, das auch Moskau alarmieren dürfte. Dass die Operation unmittelbar vor neuen Friedensgesprächen stattfand, ist kein Zufall: Sie unterstreicht die militärische Entschlossenheit der Ukraine und erhöht den diplomatischen Druck auf Russland.
Die Reaktion westlicher Hauptstädte auf diesen Präventivschlag wird entscheidend sein. Während die USA zuletzt zögerten, der Ukraine weitreichende Angriffsoptionen zuzugestehen, könnte sich nun eine neue Dynamik entwickeln – insbesondere, falls Russland mit massiven Repressalien antwortet. Gleichzeitig nimmt der geopolitische Einfluss der Türkei zu, die sich erneut als Vermittler ins Spiel bringt – ein diplomatischer Balanceakt zwischen NATO, Ukraine und Kreml.