Wirtschaft

Ungenutztes Potenzial auf dem Arbeitsmarkt: Rekordteilzeit in Deutschland

Teilzeit-Weltmeister Deutschland hat noch einmal nachgelegt: Die Teilzeit-Quote stieg im ersten Quartal auf einen neuen Rekord. Wie viele Beschäftigte nicht voll arbeiten.
03.06.2025 14:34
Aktualisiert: 03.06.2025 14:49
Lesezeit: 1 min
Ungenutztes Potenzial auf dem Arbeitsmarkt: Rekordteilzeit in Deutschland
Trägt die Quote der Teilzeitbeschäftigung zum Fachkräftemangel bei? (Foto: dpa) Foto: Dilok Klaisataporn

Noch nie wurde in Deutschland so viel in Teilzeit gearbeitet wie im ersten Quartal 2025. Das ergab die neue Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Die Teilzeitquote sei im ersten Quartal um weitere 0,4 Punkte auf 39,8 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal sei die Zahl der Teilzeitbeschäftigten um 190.000 auf 16,75 Millionen gestiegen.

Die Zahl erhöhte sich um 1,1 Prozent, die der Vollzeitbeschäftigten hingegen sank um 0,6 Prozent auf 25,35 Millionen. Durchschnittlich arbeiteten Teilzeitbeschäftigte rund 50 Prozent der üblichen Wochenarbeitszeit. Ihre 18,54 Wochenstunden bedeuten ebenfalls einen Rekord. Die Vollzeit-Arbeitszeit sei auf 38,14 Stunden gesunken.

Erhebliches Potenzial

Die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, hatte zuletzt eine Erhöhung der Wochenstundenzahl für Teilzeitbeschäftigte als ein Ziel genannt. Dies böte erhebliche Potenziale im Kampf gegen Fachkräftemangel.

„Die Teilzeitquote liegt 2025 auf Rekordniveau – aber genauso die Arbeitszeit von Teilzeitbeschäftigten“, sagte Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen. Ein Grund für diese Entwicklung sei, dass Branchen mit hohem Teilzeitanteil wie etwa in der Pflege oder in der Kindererziehung stark gewachsen seien.

„Durch die höhere Quote haben wir über 20 Jahre rechnerisch 1,4 Wochenstunden pro Beschäftigten verloren – und durch die höhere Arbeitszeit 1,4 gewonnen. Insgesamt hat Teilzeit also die Arbeitszeit nicht reduziert“, erläuterte Weber.

Arbeitsvolumen gestiegen

Das Arbeitsvolumen der Erwerbstätigen sei um 0,2 Prozent auf 15,66 Milliarden Stunden gestiegen. Insgesamt arbeiteten diese in Deutschland 36 Millionen Stunden mehr als im Vorjahresquartal. Saison- und kalenderbereinigt sank das Arbeitsvolumen jedoch im Vergleich zum Vorquartal um 0,4 Prozent. „Die Wirtschaftskrise drückt das Arbeitsvolumen: mehr Kurzarbeit, weniger Vollzeitjobs in Industrie, Bau und Zeitarbeit“, sagte Weber.

Die betriebsübliche Wochenarbeitszeit aller beschäftigten Arbeitnehmenden sank dem IAB zufolge minimal im Vergleich zum Vorjahresquartal und lag insgesamt bei 30,34 Stunden. Während sie bei Vollzeitbeschäftigten mit 38,14 Stunden zum ersten Quartal 2024 leicht sank, stieg sie bei den Teilzeitbeschäftigten um 0,2 Stunden auf 18,54 Stunden an. Teilzeitbeschäftigte arbeiten zunehmend seltener in Minijobs mit niedrigen Arbeitszeiten und treiben diese Entwicklung so maßgeblich voran.

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