Finanzen

Aktivrente 2026: Steuerfreier Zuverdienst im Alter - das steckt hinter der Aktivrente

Die Auswirkungen des demografischen Wandels mindern die Verfügbarkeit von Fachkräften und belasten die Produktivität der Wirtschaft. Die schwarz-rote Koalition möchte dieser Entwicklung mit einer Aktivrente entgegenwirken. Handwerker, Selbstständige und Rentner – Wer profitiert von der Aktivrente?
27.05.2025 05:53
Aktualisiert: 27.05.2025 06:03
Lesezeit: 3 min
Aktivrente 2026: Steuerfreier Zuverdienst im Alter - das steckt hinter der Aktivrente
Die Aktivrente kommt. Damit sollen Rentner und Rentnerinnen belohnt werden, die trotz Erreichen der Regelaltersgrenze weiter im Job bleiben. (Foto: dpa) Foto: Michael Kappeler

Mit der Einführung der Aktivrente möchte die Union eines ihrer Wahlversprechen direkt umsetzen: Um das Arbeiten im Alter attraktiver zu machen, sieht der schwarz-rote Koalitionsvertrag steuerliche Anreize vor. Konkret: Bis zu 2.000 Euro monatlich sollen vom Gehalt steuerfrei bleiben, wenn Beschäftigte mit Erreichen des gesetzlichen Rentenalters freiwillig weiterarbeiten.

Kanzler Merz plant schnelle Veränderungen: Was ist die Aktivrente?

Bei der Bundestagswahl konnten die Unions-Parteien CDU und CSU bei Menschen, die über 60 Jahre alt sind, besonders stark punkten. Durch das von Merz angekündigte Änderungs-Paket soll diese Bevölkerungsgruppe jetzt schnell profitieren, auch durch die Einführung einer Aktivrente.

Neu ist das Konzept nicht: Erstmals wurde die Aktivrente im Jahr 2023 von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann vorgestellt. Der Vorschlag damals: Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, sollen Menschen im Ruhestand abschlagsfrei weiterarbeiten können. Viele Menschen seien im Fall von Steuervergünstigungen dazu bereit, so Linnemann damals.

Aktivrente der schwarz-roten Koalition: Welcher Betrag ist steuerfrei?

Nach wie vor gilt dieselbe Idee: „Wer das gesetzliche Rentenalter erreicht und freiwillig weiterarbeitet, bekommt sein Gehalt bis zu 2000 Euro im Monat steuerfrei“, so die Formulierung im schwarz-roten Koalitionsvertrag.

Dieser sieht vor, dass ein abschlagsfreier Renteneintritt weiterhin nach 45 Jahren möglich ist. Wer noch immer arbeiten kann und möchte, nachdem er das gesetzliche Rentenalter erreicht hat, soll jeden Monat bis zu 2000 Euro steuerfrei verdienen dürfen – insgesamt also 24.000 Euro im Jahr.

Einführung der Aktivrente: Ab wann soll die Aktivrente gelten?

Ein konkretes Einführungsdatum für die Aktivrente wird im Koalitionsvertrag nicht genannt. Die Passage zur Aktivrente ist Teil eines Maßnahmenpakets, das eine flexiblere Gestaltung des Übergangs vom Erwerbsleben in den Ruhestand ermöglichen soll. Während für andere Maßnahmen wie die „Frühstart-Rente“ bereits ein angestrebtes Startdatum genannt wird (1. Januar 2026), fehlt eine solche Angabe zur Aktivrente.

Daher ist davon auszugehen, dass die Aktivrente nicht vor 2026 kommt – realistisch ist eine Einführung im Verlauf der Legislaturperiode, möglicherweise erst nach Abschluss vorbereitender Gesetzgebungsverfahren und Haushaltsprüfungen.

Aktivrente: Steuerliche Vergünstigungen nicht addierbar

Bis zum Start der Aktivrente soll auch der steuerliche Grundfreibetrag steigen – von derzeit 12.096 Euro auf 12.348 Euro. Wer die Aktivrente nutzen möchte, profitiert davon aber nicht zusätzlich. Die steuerlichen Vergünstigungen sind nicht addierbar. Es bleibt bei der Obergrenze von 2000 Euro im Monat. Trotzdem können Menschen im Ruhestand dann wesentlich mehr abschlagsfrei verdienen. Bei einem Steuerfreibetrag von 12.348 Euro können Arbeitnehmer jeden Monat 1029 Euro ohne Abschläge verdienen. Für Rentner wären das 971 Euro mehr.

Nach Renteneintritt weiterarbeiten: Müssen Sozialabgaben gezahlt werden?

Ein steuerfreier Verdienst von 2000 Euro bedeutet nicht, dass Rentner den gesamten Betrag behalten können. „Sie müssen weiter Sozialbeiträge zahlen, wenn auch insgesamt weniger als reguläre Beschäftigte“, so der Renten-Experte Jan Scharpenberg gegenüber der ARD -„Tagesschau“. Auch eine Steuerklärung ist weiterhin fällig, sofern der Freibetrag überschritten wird.

Vorbeschäftigungsverbot: befristete Einstellung möglich

Um die Aktivrente attraktiver zu machen, soll es zukünftig einfacher sein, Rentner befristet einzustellen – auch am selben Arbeitsplatz. Eigentlich verbietet das Vorbeschäftigungsverbot, dass ein zuvor unbefristet angestellter Arbeitnehmer erneut befristet beschäftigt werden darf. Künftig soll es erlaubt sein, dass Beschäftigte, die das Rentenalter erreicht haben, beim bisherigen Arbeitgeber auf Grundlage eines sachgrundlos befristeten Arbeitsvertrags weiter beschäftigt sind.

Handwerker, Selbstständige und Rentner in Grundsicherung: Wer profitiert?

Carsten Linnemann zufolge soll die Aktivrente jenen Senioren zugutekommen, die auch nach ihrem Renteneintritt weiter arbeiten wollen. Das dürften aber längst nicht alle sein, wie ausgerechnet der Koalitionspartner SPD in der Vergangenheit kritisiert hatte. „Wer beispielsweise auf dem Bau oder in der Pflege schwere körperliche Arbeit geleistet hat und deswegen im Alter nicht mehr arbeiten kann, würde doppelt benachteiligt: durch Abschläge wegen eines früheren Renteneintritts, und weil Erwerbsfähige durch die Steuerfreiheit bevorzugt würden“, so der Sozialdemokrat Michael Schrodi Ende 2023 zur DPA. Auch wer im Alter von der Grundsicherung lebt, wird von der Aktivrente nichts haben. Hier sollen auch künftig andere Freibeträge gelten.

Nicht deutlich wird bisher, ob die Aktivrente auch für jene gilt, die nach dem Erreichen der sogenannten Regelaltersgrenze weiter arbeiten – also Rentner, die eigentlich schon in den Ruhestand gehen könnten, aber weiter ihrem Beruf nachgehen, ohne Rente zu beziehen. Auch ist noch nicht klar, wie sich die Regelung auf Selbstständige auswirkt.

DStV fordert: Gleichbehandlung auch für Unternehmer und Selbstständige

Der Deutsche Steuerberaterverband e. V. fordert von der Politik hierbei jedoch nicht zwischen Unternehmern sowie Selbstständigen auf der einen und abhängig Beschäftigten auf der anderen Seite differenzieren. Der demografische Wandel belastet alle gleichermaßen. DStV-Präsident StB Torsten Lüth fordert deshalb: „Anreize für die Weiterbeschäftigung im Alter können den Fachkräftemangel abmildern. Dabei sollte die Politik aber auch an die vielen Unternehmer und Selbstständigen denken, die weit über das gesetzliche Rentenalter hinaus arbeiten. Auch sie werden dringend gebraucht und sollten daher die steuerlichen Anreize in Anspruch nehmen können. Dadurch sichern sie das Unternehmen, Arbeitsplätze, Fachwissen und Steuereinnahmen. Diese Gleichbehandlung ist daher angebracht und fair.“

Was bringt die Aktivrente dem Staat?

Der Staat profitiert doppelt von der Einführung der Aktivrente: Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) könnten Deutschland bis 2027 rund 728.000 Fachkräfte fehlen. Indem „Silver Worker“, wie Linnemann arbeitende Senioren nennt, im Arbeitsmarkt gehalten werden, soll diesem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden. Gleichzeitig zahlen die Arbeitenden dann weiter in die Rentenkasse ein und sollen diese so entlasten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen XRP-Inhaber strömen zu ALL4 Mining, um mit dem Bitcoin-Mining zu beginnen und verdienen 9.777 US-Dollar pro Tag

Nach zwei Bärenmärkten und einem langwierigen Kampf mit der US-Börsenaufsicht SEC hat XRP endlich seinen Rekord von 2018...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führungswechsel bei Novo Nordisk: Hoffnungsträger unter Druck
30.07.2025

Novo Nordisk stellt die Spitze neu auf – mit Mike Doustdar übernimmt ein Mann mit Konzernkenntnis, aber vor allem mit enormer...

DWN
Technologie
Technologie Solaranlage auf dem Dach: Warum viele Betreiber kein Geld sehen
30.07.2025

Strom erzeugen und dafür kassieren – das ist die Idee hinter privaten Solaranlagen. Doch wer heute in Deutschland einspeist, muss...

DWN
Politik
Politik Waren die EU-Zusagen von Ursula von der Leyen an Trump leere Versprechen?
30.07.2025

Die EU hat den USA unter Trump Investitionen und Energieimporte in Billionenhöhe versprochen. Doch in Brüssel wächst der Zweifel: Die...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn, Solarstrom, KI: Was sich im August ändert
30.07.2025

Der August bringt spürbare Veränderungen – auf der Schiene, beim Strompreis, im Umgang mit KI. Für Millionen Menschen heißt das: neue...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Regenwetter drückt Umsätze – wie Gastronomen jetzt reagieren sollten
30.07.2025

Der Sommer 2025 hat vielen Gastronomen einen Strich durch die Rechnung gemacht: Statt voller Biergärten und spontaner Hotelbuchungen gab...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Adidas-Aktie: Keine Preiserhöhung wegen Zöllen außerhalb der USA
30.07.2025

Trotz wachsender Unsicherheit durch US-Zölle liefert Adidas starke Halbjahreszahlen – und verzichtet bewusst auf Preiserhöhungen...

DWN
Finanzen
Finanzen Verlockung Bitcoin-Kurs: Doch das Misstrauen wächst mit dem Hype
30.07.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsstrategie machen, institutionelle Anleger kaufen in Milliardenhöhe, und der Bitcoin-Kurs...

DWN
Technologie
Technologie GenAI: Wie Unternehmen generative KI sicher einführen können
30.07.2025

Generative Künstliche Intelligenz (GenAI) verspricht höhere Effizienz und geringere Kosten – doch eine unbedachte Einführung kann...