Finanzen

Bayer-Aktie mit Jahreshoch: Kaufempfehlungen treiben Aktienkurs – was Anleger jetzt wissen müssen

Die Bayer-Aktie erlebt ein überraschendes Comeback nach Jahren der Talfahrt. Kaufempfehlungen häufen sich und die Bayer-Aktie klettert am Mittwoch auf ein Jahreshoch – doch ist der juristische Albtraum um Glyphosat wirklich vorbei?
11.06.2025 17:34
Lesezeit: 3 min
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Bayer-Aktie setzt zur Erholung an: Rückenwind durch Kaufempfehlungen

Die Bayer-Aktie zählt aktuell zu den auffälligsten Papieren im deutschen Leitindex. Am Mittwoch legte der Kurs des Pharma- und Agrarchemiekonzerns zeitweise um mehr als 4,2 Prozent auf 27,86 Euro zu – ein neues Jahreshoch und das höchste Niveau seit Oktober 2024. Damit summiert sich das Kursplus der Bayer-Aktie seit Jahresbeginn auf über 40 Prozent. Im DAX verzeichneten nur sechs der 40 gelisteten Unternehmen einen stärkeren Anstieg. Anleger zeigten sich besonders begeistert von gleich mehreren frischen Kaufempfehlungen.

Gleich drei Analystenhäuser haben innerhalb weniger Tage ihre Einschätzung zur Bayer-Aktie auf "Buy" angehoben: Goldman Sachs, Kepler Cheuvreux und HSBC. Rajesh Kumar von HSBC sieht ein Kursziel von 32 Euro, Christian Faitz von Kepler sogar bei 33 Euro – ein Aufschlag von 15 bis 18 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau. Goldman-Analyst James Quigley sprach von einem attraktiven Chancen-Risiko-Verhältnis im zweiten Halbjahr 2025. Damit erhält das Bayer-Papier nun elf Empfehlungen zum Kauf – 14 Analysten raten weiterhin zum Halten, zum Beispiel die Aktienexperten von Deutsche Bank Research. Das Rating vom 30. Mai lautet „Hold“ mit einem Kursziel von 23 Euro. Zwar lobt Analyst Falko Friedrichs die Einsparungen durch das neue Organisationsmodell, sieht aber keinen klaren Kaufanlass.

Barclays hob am 27. Mai das Kursziel leicht auf 25 Euro an, bleibt aber bei „Equal Weight“ – trotz guter Pharmazahlen. Auch UBS sieht mit 24 Euro Kursziel wenig Aufwärtspotenzial. Analyst Geoff Haire verwies am 26. Mai auf die aktuell geringe Risikoaffinität im Chemiesektor.

Glyphosat: Das Risiko scheint eingepreist

Hauptbelastungsfaktor für die Bayer-Aktie bleibt der Rechtsstreit um den Unkrautvernichter Glyphosat, den Bayer durch die Monsanto-Übernahme im Jahr 2018 übernommen hatte. Bisher hat der Konzern über zehn Milliarden Euro an Vergleichszahlungen geleistet, weitere sechs Milliarden Euro sind in der Bilanz zurückgestellt. Mehr als 65.000 Klagen sind aktuell noch anhängig. Hinzu kommen Verfahren rund um die Chemikalie PCB.

Analysten von Kepler und HSBC betonen jedoch, dass ein Großteil des "worst case" bereits im Kurs der Bayer-Aktie eingepreist sei. Kepler kalkuliert sogar mit einem höheren Prozessrisiko von 15 Milliarden Euro – bisher waren es 10 Milliarden – und bleibt dennoch bei der Kaufempfehlung. Das zeugt vom Vertrauen in das operative Potenzial des Konzerns.

Supreme Court als Hoffnungsträger

Der entscheidende Wendepunkt für die Bayer-Aktie könnte vom höchsten US-Gericht kommen. Bayer hat erneut eine Klage eingereicht, um ein Grundsatzurteil zu Glyphosat zu erwirken. Ziel ist es, die Klagewelle auf juristischem Wege dauerhaft zu beenden. Sollte sich der Supreme Court des Falls annehmen, sehen Experten wie Quigley Kurspotenzial von weiteren 10 bis 25 Prozent – ausgehend vom Kursniveau vor den Hochstufungen. Eine Entscheidung über die Annahme des Falls könnte noch im Juni erfolgen.

Starkes operatives Geschäft und neue Perspektiven

Neben der juristischen Entwicklung punktet Bayer auch operativ. Die Agrarsparte zeigt sich trotz globaler Herausforderungen kostendiszipliniert, während die Pharmasparte Fortschritte macht. Hoffnungsträger ist dabei das Mittel Asundexian, das zur sekundären Schlaganfallprophylaxe getestet wird. HSBC-Analyst Kumar sieht darin ein potenzielles Umsatzvolumen von drei Milliarden Euro – bei einer Erfolgswahrscheinlichkeit von 40 Prozent. Allerdings bleibt eine gewisse Skepsis bestehen, da das Medikament Ende 2023 in einer anderen Indikation enttäuschte.

Auch die Biotech-Tochter Vividion Therapeutics macht Fortschritte. Kürzlich erwarb das Unternehmen neue Rechte an einer innovativen Proteinabbau-Plattform. Das soll Bayers Position in der Forschung zu schwer behandelbaren Krankheiten stärken – ein Bereich mit hohem Wachstumspotenzial.

Bayer-Aktie: Wie sollten Anleger jetzt reagieren?

Nach Jahren der Kursverluste – in fünf Jahren verlor die Bayer-Aktie rund 60 Prozent – sehen viele Experten nun eine Bodenbildung. Die Bewertung ist vergleichsweise günstig: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei lediglich sechs, während Wettbewerber wie Roche auf 13 und BASF auf 14 kommen. Wer an eine erfolgreiche juristische Klärung glaubt und das operative Potenzial erkennt, könnte in der Bayer-Aktie eine attraktive Einstiegschance sehen.

Trotz der jüngsten Kursrally bleibt jedoch Vorsicht angebracht. Das Verfahren vor dem Supreme Court ist noch nicht entschieden und auch die klinischen Ergebnisse zu Asundexian stehen aus. Die Bayer-Aktie bleibt also ein Investment mit Chancen – und Risiken.

Licht am Ende des Tunnels für das Bayer-Papier

Die jüngsten Analystenempfehlungen, die deutliche Kursentwicklung und die Fortschritte im Tagesgeschäft deuten auf eine Trendwende für die Bayer-Aktie hin. Der Titel zählt zu den Top-Performern im DAX und rückt immer wieder an die DAX-Spitze. Für Anleger mit einem mittelfristigen Anlagehorizont könnte sich der Einstieg lohnen – vorausgesetzt, sie sind sich der Risiken auf dem Aktienmarkt bewusst.

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Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

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