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Müssen Verkehrsregeln an KI-gesteuerte Fahrzeugsysteme angepasst werden?

17.06.2025 09:59
Lesezeit: 4 min
Müssen Verkehrsregeln an KI-gesteuerte Fahrzeugsysteme angepasst werden?
(Bildquelle: dpa) Foto: Julian Stratenschulte

Mit der Entwicklung neuer Fahrzeugtechnologien, wie dem BMW iX3 der „Neuen Klasse“, rückt die Frage in den Vordergrund, ob die bestehenden Verkehrsvorschriften und -gesetze an die fortschreitende Automatisierung im Straßenverkehr angepasst werden müssen. Der BMW iX3 setzt auf innovative KI-gesteuerte Assistenzsysteme, die viele traditionelle Fahraufgaben übernehmen – von der automatischen Blinkanzeige bis hin zum autonomen Spurwechsel. Doch was bedeutet dies für die bestehenden Gesetze? Dieser Artikel untersucht, welche rechtlichen Anpassungen notwendig sein könnten, um mit den schnellen technologischen Entwicklungen Schritt zu halten.

Neue Technologien im BMW iX3 und ihre Auswirkungen

Der BMW iX3 der „Neuen Klasse“ ist ein Paradebeispiel für die Automobilinnovationen der Zukunft. Ausgestattet mit fortschrittlichen Assistenzsystemen, die auf KI basieren, übernimmt das Fahrzeug Aufgaben, die bislang dem Fahrer vorbehalten waren. Beispielsweise können Systeme wie der Autobahnassistent und der City-Assistent das Fahrzeug autonom steuern, indem sie die Spur wechseln oder an roten Ampeln bremsen und wieder anfahren . Besonders auffällig ist die Funktion des automatischen Blinkens beim Spurwechsel, die das Auto selbstständig ausführt – ein Schritt in Richtung eines vollständig vernetzten Fahrzeugs, das in der Lage ist, mit der Verkehrssteuerung zu interagieren.

Neben intelligenten Blinkanzeigen und Ampelerkennung nutzt der BMW iX3 auch KI, um prädiktive Fahrerassistenz zu bieten. Das Fahrzeug analysiert kontinuierlich das Fahrverhalten und das Umfeld, um das Fahrverhalten zu optimieren, indem es etwa die Rekuperation oder Bremsen anpasst, bevor der Fahrer es manuell eingreifen muss. Diese intelligenten Systeme können den Verschleiß von Fahrzeugkomponenten wie Bremsbelägen und Stoßdämpfern minimieren, da die mechanischen Bremsen in vielen Fällen überflüssig werden – die Rekuperation übernimmt in bis zu 98 Prozent der Fälle die Aufgabe des Abbrennens .

Der rechtliche Rahmen in Deutschland und Europa

Die Einführung von hochautomatisierten und KI-gesteuerten Fahrzeugen erfordert eine Anpassung der Verkehrsregeln. In Deutschland wurde das Straßenverkehrsgesetz (StVG) bereits 2017 verändert, um den Einsatz automatisierter Fahrfunktionen zu ermöglichen. 2021 folgt eine neue Gesetzgebung, die den Einsatz von fahrerlosen Fahrzeugen (Level 4) auf öffentlichen Straßen erlaubt. Aber auch mit diesen Änderungen bleibt die Haftungsfrage unklar: Wer ist verantwortlich, wenn ein KI-System einen Fehler macht und einen Unfall verursacht – der Fahrer, der Hersteller oder die Softwareentwickler? Dies ist eine der zentralen Fragen, die noch nicht vollständig geklärt ist. Derzeit trägt der Fahrer die Verantwortung für alle Handlungen des Fahrzeugs, auch wenn diese durch Assistenzsysteme unterstützt werden.

Ein weiterer Aspekt, der Anpassungen erfordert, betrifft die Haftung und Verantwortung im Falle eines Unfalls. In einem Fahrzeug wie dem BMW iX3, das teilweise autonom fährt, stellt sich die Frage, wer bei einem Unfall haftet, wenn das Fahrzeug selbständig Entscheidungen trifft, wie etwa den Spurwechsel oder das Bremsen. Dies könnte dazu führen, dass neue Regelungen für die Haftung erforderlich werden, die speziell auf den Einsatz von KI-Systemen zugeschnitten sind.

Anpassungen der Verkehrsregeln und Vorschriften

Erforderliche gesetzliche Anpassungen werden zunehmend gefordert, um die Sicherheit auf den Straßen zu gewährleisten und die Nutzung neuer Technologien zu regeln. Experten und Institutionen wie der ADAC und der TÜV betonen, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen mit den Entwicklungen Schritt halten müssen. Ein wichtiger Aspekt ist die Zulassung von Fahrzeugen mit autonomer Fahrtechnik: Künftig könnte es notwendig sein, spezifische Zulassungsprüfungen und Tests für Fahrzeuge mit solchen Technologien einzuführen, ähnlich wie es bereits für Abgasnormen und Sicherheitsprüfungen der Fall ist.

Ein weiteres Beispiel für notwendige Änderungen ist der Prüfungsprozess der Fahrassistenzsysteme. Heute werden bei der Hauptuntersuchung vor allem mechanische Komponenten wie Bremsen und Lichtsysteme überprüft. In Zukunft müsste jedoch auch die Funktionsfähigkeit der KI und der Assistenzsysteme getestet werden. TÜV und andere Prüfstellen fordern bereits, dass die Software von Fahrerassistenzsystemen regelmäßig auf ihre Sicherheit hin überprüft wird, insbesondere wenn es um sicherheitsrelevante Funktionen wie Lenkung oder Bremsen geht.

Die Rolle von Fahrzeugkomponenten wie Bremsen und Stoßdämpfern

Die Bremsen spielen eine zentrale Rolle in der Sicherheit jedes Fahrzeugs, und ihr Verschleiß ist traditionell eng mit der Fahrweise sowie der Nutzung des Fahrzeugs verbunden. Im Fall von Fahrzeugen wie dem BMW iX3, die mit prädiktiver Rekuperation ausgestattet sind, wird die mechanische Belastung der Bremsen reduziert. Dies führt zu einer geringeren Abnutzung der Bremsbeläge, da das Fahrzeug beim Bremsen stärker auf die Rekuperation setzt, anstatt die klassischen mechanischen Bremsen intensiv zu beanspruchen. Dennoch stellt sich die Frage, wie sich diese reduzierte Nutzung langfristig auf die Effizienz und Zuverlässigkeit der Bremsen auswirkt. Wichtige Überlegungen betreffen auch die Lebensdauer der Bremsflüssigkeit und die potenzielle Notwendigkeit von Anpassungen an den Wartungszyklen. Informationen zum Bremssystem stammen von der Internetseite pkwteile.de.

Neben den Bremsen sind auch Stoßdämpfer von besonderem Interesse. Diese Komponenten, die für den Komfort und die Fahrstabilität entscheidend sind, können durch die veränderten Fahrbedingungen und geringere mechanische Belastung ebenfalls weniger stark beansprucht werden. Allerdings muss auch hier sichergestellt werden, dass die Stoßdämpfer in einem Zustand bleiben, der die Sicherheit des Fahrzeugs gewährleistet, insbesondere bei Fahrten auf unebenen oder herausfordernden Straßen.

Die Veränderung des Fahrverhaltens durch moderne Technologien wie die prädiktive Rekuperation erfordert möglicherweise eine Überprüfung bestehender Wartungs- und Prüfmethoden, um die Langlebigkeit und Funktionsfähigkeit sicherheitsrelevanter Komponenten wie Bremsen und Stoßdämpfern zu gewährleisten. Dies könnte langfristig auch Auswirkungen auf die üblichen Inspektionsintervalle und -standards haben.

Expertenmeinungen und Empfehlungen

Richard Goebelt, Experte des TÜV, fordert, dass automatisierte Systeme regelmäßigen Funktionstests unterzogen werden müssen, um sicherzustellen, dass sie unter allen Bedingungen sicher arbeiten. Er betont: „Die Zuverlässigkeit von Assistenzsystemen ist entscheidend für ihre Akzeptanz bei den Fahrern. "Wir müssen sicherstellen, dass sie unter realen Fahrbedingungen funktionieren, ohne den Fahrer unnötig zu überfordern.“ Laut dem ADAC müssen Fahrzeughersteller in Zukunft sicherstellen, dass Updates von KI-Systemen sorgfältig überprüft und getestet werden, bevor sie in die Fahrzeuge installiert werden, um Fehler und Ausfälle zu vermeiden.

Das Fraunhofer Institut hat ebenfalls betont, dass die Sicherheitszertifizierung von KI-Systemen und automatisierten Funktionen ein wichtiger Schritt ist, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. In einer Stellungnahme erklärte Dr. Reinhard Stolle, dass die Entwicklung von Testmethoden für autonome Fahrfunktionen sowie die regelmäßige Überprüfung der Software notwendig sind, um die Sicherheit und Verlässlichkeit dieser Systeme sicherzustellen.

Fazit: Der Weg zu sicheren und effizienten Straßenverkehrsgesetzen

Die Einführung von KI-gestützten Fahrerassistenzsystemen und der Übergang zum autonomen Fahren stellt eine enorme Herausforderung für die Straßenverkehrsordnung dar. Angesichts der zunehmenden Vernetzung von Fahrzeugen mit der Infrastruktur und der steigenden Autonomie der Systeme ist es entscheidend, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen zeitnah angepasst werden. Die deutsche Autobranche und internationale Experten arbeiten bereits an Lösungen, aber es bleibt eine kontinuierliche Aufgabe für Gesetzgeber und Technologieentwickler, sicherzustellen, dass Innovation und Sicherheit Hand in Hand gehen.

Die Verantwortung für automatisierte Entscheidungen sowie die Prüfung der Fahrzeuge und ihrer Komponenten müssen in den kommenden Jahren klar geregelt werden. Nur so kann gewährleistet werden, dass Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer auf die neuen Technologien vertrauen können und diese sicher auf den Straßen eingesetzt werden. Die fortschreitende Entwicklung im Bereich autonomer Fahrzeuge wird die rechtlichen und technischen Anforderungen weiterhin verändern, und es bleibt abzuwarten, wie schnell die Gesetzgeber auf diese Veränderungen reagieren werden.


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