Trotz der Angriffe auf iranische Atomanlagen bleiben die Finanzmärkte gelassen. Doch Unsicherheiten rund um die Straße von Hormus bleiben bestehen.
Asiatische Märkte reagieren verhalten
Nach einem Wochenende voller Spekulationen über mögliche wirtschaftliche Folgen der US-Militärschläge gegen iranische Atomanlagen eröffnen die asiatischen Börsen am Montagabend mit nur moderaten Verlusten. Sowohl der japanische als auch der chinesische Aktienmarkt verzeichnen Kursrückgänge von weniger als einem Prozent.
Besondere Aufmerksamkeit gilt den Entwicklungen am Ölmarkt. Der Ölpreis zog zu Wochenbeginn zwar kurzzeitig deutlich an, fiel jedoch schnell wieder zurück. Selbst nach den nächtlichen Preisanstiegen lag der Preis für ein Barrel Rohöl am Montagmorgen weiterhin unterhalb der Marke von 80 US-Dollar – und damit niedriger als noch zu Jahresbeginn.
Straße von Hormus bleibt Schlüsselregion
Ob die aktuelle Gelassenheit der Märkte tatsächlich die Realität widerspiegelt oder lediglich das Ergebnis einer temporären Unter- oder Überreaktion ist, bleibt abzuwarten. Eine Überraschung ist die moderate Reaktion dennoch nicht. Auch nach dem israelischen Angriff auf den Iran Mitte Juni hielten sich die wirtschaftlichen Folgen in Grenzen – obwohl dieser Angriff weitaus unerwarteter kam.
Wie Bocian betont, sei die Welt längst an Konflikte im Nahen Osten gewöhnt. Zudem sei die wirtschaftliche Bedeutung des Iran für die Weltwirtschaft nahezu ausschließlich auf die Öl- und Gasexporte beschränkt. Solange die strategisch bedeutsame Straße von Hormus offenbleibe, drohe keine gravierende globale Erschütterung.
Ob Teheran tatsächlich den Schiffsverkehr dort blockiert, ist aus Bocian Sicht ungewiss. Ein solcher Schritt würde den Iran selbst wirtschaftlich und politisch teuer zu stehen kommen.
US-Wirtschaft bleibt weitgehend unberührt
Auch für die Vereinigten Staaten erwartet der Ökonom keine dramatischen Folgen. Zwar könnten steigende Ölpreise die Konsumenten belasten, doch sei das Gewicht geringer als in früheren Jahrzehnten. Die USA sind heute selbst größter Ölproduzent der Welt, was negative Effekte auf die heimische Wirtschaft dämpft.
Sollte Washington militärisch weiter eskalieren, könnte dies kurzfristig sogar einen wachstumsstimulierenden Effekt haben – unter anderem durch höhere Verteidigungsausgaben. Auch in Europa dürften die wirtschaftlichen Auswirkungen überschaubar bleiben, so Bocian.
Er verweist darauf, dass frühere geopolitische Konflikte, etwa die Ukraine-Invasion, erhebliche Folgen hatten. Allerdings sei dies im aktuellen Fall nicht absehbar, solange sich die Lage nicht drastisch verschärft. Besonders im Fokus sieht Bocian vielmehr die Risiken aus dem Handelskonflikt mit den USA, die seiner Meinung nach langfristig Wohlstand und Wachstum gefährden.
Bedeutung für Deutschland
Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft könnte eine Eskalation am Persischen Golf empfindliche Folgen haben – insbesondere durch steigende Energiepreise oder Beeinträchtigungen im globalen Schiffsverkehr. Gleichzeitig profitieren deutsche Konzerne von der aktuellen geopolitischen Stabilität an den Finanzmärkten. Für Berlin bleibt die Entwicklung ein Balanceakt: Während politische Solidarität mit den USA besteht, wächst die Abhängigkeit von stabilen Energieimporten.