Wirtschaft

Babyboomer verlassen die Bühne: Jetzt kommt das große Chaos am Arbeitsmarkt

Die Babyboomer verabschieden sich in Scharen – und mit ihnen verschwinden Loyalität, Erfahrung und Arbeitsdisziplin. Zurück bleibt ein leergefegter Arbeitsmarkt und eine Generation, die Leistung mit Freizeit verwechselt. Wer soll das alles auffangen?
29.06.2025 16:00
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Babyboomer gehen – und mit ihnen Jahrzehnte an Erfahrung

Oft ist vom Generationenkonflikt am Arbeitsplatz die Rede – doch dieser wird bald deutlich abnehmen. Die Babyboomer gehen in Massen in den Ruhestand, was für Unternehmen ein neues Problem schafft: Wer ersetzt diese erfahrenen Fachkräfte?

Die Babyboomer sind zuverlässige Arbeitskräfte, werden aber häufig unterschätzt. Bald wird über sie nur noch in der Vergangenheit gesprochen, denn immer mehr dieser Altersgruppe ziehen sich ins Privatleben zurück, so die Wirtschaftspublikation Verslo žinios. In Deutschland schrillen deshalb bereits die Alarmglocken. Die bevorstehende Pensionierungswelle der Babyboomer stellt den Arbeitsmarkt vor gewaltige Herausforderungen, wie das ZDF berichtet. Die Babyboomer sind die geburtenstärkste Generation: Zwischen 1954 und 1969 kamen in Deutschland jährlich mehr als 1,1 Millionen Kinder zur Welt. Das Rekordjahr war 1964 – rund 1,4 Millionen Neugeborene wurden gezählt. Seit dem sogenannten „Pillenknick“ Ende der 1960er-Jahre blieben die Geburtenzahlen dauerhaft niedriger. Seit 1972 sterben in Deutschland jährlich mehr Menschen, als geboren werden. Heute haben die meisten Babyboomer das Rentenalter bereits erreicht oder stehen kurz davor. Bis 2036 wird ein Großteil dieser Generation den Arbeitsmarkt endgültig verlassen haben.

Wie kann man sie halten?

Der Arbeitsmarkt wird sich weiter ausdünnen. Manche Chefs werden ihren früheren Mitarbeitern wohl nostalgisch nachtrauern – jenen, die sich jetzt endlich das leisten können, was sie jahrzehntelang hintangestellt haben: das Leben. Gerade die Babyboomer setzen zwischen Beruf und Privatleben ein Gleichheitszeichen. Kein Wunder, wurden sie doch in einem Klima von Autorität, Disziplin und Gehorsam erzogen – Werte, die sich auch in ihrer Arbeitsauffassung widerspiegeln. Sie betrachten ihren Beruf als Teil ihrer Identität, messen ihren eigenen Wert an Karrierezielen, beruflichem Aufstieg und Leistung. Schon in jungen Jahren strebten sie danach, sich mit Erfolgen von der Masse abzuheben und gesellschaftlich aufzusteigen. Sie gelten als engagiert und fleißig – erwarten dafür aber auch Anerkennung.

Babyboomer bevorzugen klare Hierarchien, klassische Rollenverteilungen und eine traditionelle, gut strukturierte Arbeitsumgebung. Sie zeigen Loyalität gegenüber ihrem Arbeitgeber, bleiben oft über Jahrzehnte hinweg im selben Unternehmen. Solche Mitarbeiter sind für Firmen ein echter Schatz. Unternehmen sollten daher alles daransetzen, sie möglichst lange zu halten, schreibt der „Spiegel“. Denn immer mehr Beschäftigte nutzen die Möglichkeit zum vorzeitigen Ruhestand – das verschärft den Fachkräftemangel weiter. Doch wie hält man sie?

Regelmäßiges Feedback und öffentliche Wertschätzung

Wie bereits erwähnt, wollen Babyboomer, dass ihre Leistung gesehen und geschätzt wird. Besonders wichtig ist dabei öffentliche Anerkennung – etwa Lob im Kollegenkreis oder Beförderungen. Ebenso legen sie Wert auf persönlichen Austausch. Regelmäßige Einzelgespräche mit Vorgesetzten sind für sie unverzichtbar. Ein wichtiger Hebel zur Bindung dieser Generation ist das hybride Arbeitsmodell. Es bietet mehr Freiraum für persönliche Interessen und signalisiert gleichzeitig Vertrauen seitens des Arbeitgebers – ein weiteres Zeichen von Anerkennung. Da ältere Beschäftigte in der Regel engagiert sind und sich stark mit ihrer Arbeit identifizieren, müssen Unternehmen kaum fürchten, dass sie im Homeoffice ihre Pflichten vernachlässigen.

Ältere Mitarbeiter verfügen über einen wertvollen Erfahrungsschatz, den sie über Jahrzehnte aufgebaut haben. Werden sie ermutigt, dieses Wissen an jüngere Kollegen weiterzugeben, stärkt das ihr Selbstwertgefühl und zeigt ihnen, dass sie gebraucht werden. Programme wie Mentoring, Seminare oder generationsübergreifende Treffen eignen sich hierfür besonders. Das fördert nicht nur den Wissenstransfer, sondern kann auch helfen, das Verständnis zwischen den Generationen zu verbessern und den Zusammenhalt zu stärken.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen COME Mining: Mit Cloud-Verträgen auf Smartphones schürfen und ein stabiles Einkommen von 7.000 US-Dollar pro Tag erzielen?

Die Zinssenkung der US-Notenbank: Ein Wendepunkt für die Vermögensverwaltung Nehmen Sie sich Zeit, Ihre finanzielle Situation zu...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Verfassungsrichterwahl: Bundestag besetzt drei Posten
25.09.2025

Nach monatelangem Streit hat der Bundestag drei neue Verfassungsrichter gewählt. Die Koalition kann endlich aufatmen, doch bleiben offene...

DWN
Technologie
Technologie Digitaler Euro: Verbraucher fordern sichere und günstige Zahlungen
25.09.2025

Viele Verbraucher haben noch nie vom digitalen Euro gehört, doch ihre Erwartungen an neue bargeldlose Zahlungsmethoden sind klar: sicher,...

DWN
Finanzen
Finanzen Wachsende Nachfrage nach Datenspeicherung beschert Festplatten-Produktion ein Comeback
25.09.2025

Die Künstliche Intelligenz treibt nicht nur Chip-Giganten wie Nvidia an, sondern sorgt auch für ein unerwartetes Comeback der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch Stellenabbau: 13.000 weitere Jobs in Deutschland bedroht
25.09.2025

Bosch will bis 2030 massiv sparen – und streicht dafür weitere 13.000 Stellen. Besonders deutsche Standorte geraten ins Visier....

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU-Kommission ermittelt gegen deutschen Softwarekonzern SAP
25.09.2025

Die EU-Kommission hat SAP ins Visier genommen: Brüssel prüft, ob der deutsche Softwarekonzern seine Kunden und Konkurrenten...

DWN
Finanzen
Finanzen Euro-Stablecoin: Neun Banken entwickeln Europas digitale Alternative
25.09.2025

Europa holt im digitalen Zahlungsverkehr auf: Neun führende Banken entwickeln einen Euro-Stablecoin, der schnelle, kostengünstige...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividendenaktien im Fokus: Investor stellt vier neue Favoriten vor
25.09.2025

Dividendenaktien erleben ein Comeback. Der schwedische Börsenprofi Marcus Hernhag verrät vier Titel, die er jetzt für besonders...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftsinstitute: Deutschland verlässt die Talsohle
25.09.2025

Deutschland steht vor einer trügerischen Erholung. Zwar bringen Milliardenkredite Konjunktur und Binnenwirtschaft in Schwung, doch die...