Die Babyboomer gehen – und mit ihnen Jahrzehnte an Erfahrung
Oft ist vom Generationenkonflikt am Arbeitsplatz die Rede – doch dieser wird bald deutlich abnehmen. Die Babyboomer gehen in Massen in den Ruhestand, was für Unternehmen ein neues Problem schafft: Wer ersetzt diese erfahrenen Fachkräfte?
Die Babyboomer sind zuverlässige Arbeitskräfte, werden aber häufig unterschätzt. Bald wird über sie nur noch in der Vergangenheit gesprochen, denn immer mehr dieser Altersgruppe ziehen sich ins Privatleben zurück, so die Wirtschaftspublikation Verslo žinios. In Deutschland schrillen deshalb bereits die Alarmglocken. Die bevorstehende Pensionierungswelle der Babyboomer stellt den Arbeitsmarkt vor gewaltige Herausforderungen, wie das ZDF berichtet. Die Babyboomer sind die geburtenstärkste Generation: Zwischen 1954 und 1969 kamen in Deutschland jährlich mehr als 1,1 Millionen Kinder zur Welt. Das Rekordjahr war 1964 – rund 1,4 Millionen Neugeborene wurden gezählt. Seit dem sogenannten „Pillenknick“ Ende der 1960er-Jahre blieben die Geburtenzahlen dauerhaft niedriger. Seit 1972 sterben in Deutschland jährlich mehr Menschen, als geboren werden. Heute haben die meisten Babyboomer das Rentenalter bereits erreicht oder stehen kurz davor. Bis 2036 wird ein Großteil dieser Generation den Arbeitsmarkt endgültig verlassen haben.
Wie kann man sie halten?
Der Arbeitsmarkt wird sich weiter ausdünnen. Manche Chefs werden ihren früheren Mitarbeitern wohl nostalgisch nachtrauern – jenen, die sich jetzt endlich das leisten können, was sie jahrzehntelang hintangestellt haben: das Leben. Gerade die Babyboomer setzen zwischen Beruf und Privatleben ein Gleichheitszeichen. Kein Wunder, wurden sie doch in einem Klima von Autorität, Disziplin und Gehorsam erzogen – Werte, die sich auch in ihrer Arbeitsauffassung widerspiegeln. Sie betrachten ihren Beruf als Teil ihrer Identität, messen ihren eigenen Wert an Karrierezielen, beruflichem Aufstieg und Leistung. Schon in jungen Jahren strebten sie danach, sich mit Erfolgen von der Masse abzuheben und gesellschaftlich aufzusteigen. Sie gelten als engagiert und fleißig – erwarten dafür aber auch Anerkennung.
Babyboomer bevorzugen klare Hierarchien, klassische Rollenverteilungen und eine traditionelle, gut strukturierte Arbeitsumgebung. Sie zeigen Loyalität gegenüber ihrem Arbeitgeber, bleiben oft über Jahrzehnte hinweg im selben Unternehmen. Solche Mitarbeiter sind für Firmen ein echter Schatz. Unternehmen sollten daher alles daransetzen, sie möglichst lange zu halten, schreibt der „Spiegel“. Denn immer mehr Beschäftigte nutzen die Möglichkeit zum vorzeitigen Ruhestand – das verschärft den Fachkräftemangel weiter. Doch wie hält man sie?
Regelmäßiges Feedback und öffentliche Wertschätzung
Wie bereits erwähnt, wollen Babyboomer, dass ihre Leistung gesehen und geschätzt wird. Besonders wichtig ist dabei öffentliche Anerkennung – etwa Lob im Kollegenkreis oder Beförderungen. Ebenso legen sie Wert auf persönlichen Austausch. Regelmäßige Einzelgespräche mit Vorgesetzten sind für sie unverzichtbar. Ein wichtiger Hebel zur Bindung dieser Generation ist das hybride Arbeitsmodell. Es bietet mehr Freiraum für persönliche Interessen und signalisiert gleichzeitig Vertrauen seitens des Arbeitgebers – ein weiteres Zeichen von Anerkennung. Da ältere Beschäftigte in der Regel engagiert sind und sich stark mit ihrer Arbeit identifizieren, müssen Unternehmen kaum fürchten, dass sie im Homeoffice ihre Pflichten vernachlässigen.
Ältere Mitarbeiter verfügen über einen wertvollen Erfahrungsschatz, den sie über Jahrzehnte aufgebaut haben. Werden sie ermutigt, dieses Wissen an jüngere Kollegen weiterzugeben, stärkt das ihr Selbstwertgefühl und zeigt ihnen, dass sie gebraucht werden. Programme wie Mentoring, Seminare oder generationsübergreifende Treffen eignen sich hierfür besonders. Das fördert nicht nur den Wissenstransfer, sondern kann auch helfen, das Verständnis zwischen den Generationen zu verbessern und den Zusammenhalt zu stärken.