Im Zentrum einer langfristigen Vermögensplanung steht ein einfaches Prinzip: Die Diversifikation eines Portfolios kann seine Fähigkeit verbessern, Vermögen über die Zeit zu erhalten und zu mehren. Aus diesem Grund bestehen traditionelle Portfolios häufig aus einem Mix aus Aktien und Anleihen – klassisch im Verhältnis 60 zu 40.
In den letzten Jahren wurde jedoch das Vertrauen in diese Aktien-Anleihen-Aufteilung erschüttert. Denken wir an den Handelsstreit unter Trump im Jahr 2025, die Inflationswelle 2022 oder den Corona-bedingten Bärenmarkt 2020. In all diesen Korrekturphasen fielen Aktien und Anleihen gleichzeitig – ihre historische Negativkorrelation versagte.
Diese Entwicklungen haben die Suche nach zusätzlichen Diversifikationsmöglichkeiten beschleunigt – insbesondere durch Investitionen in Private Markets. Im Gegensatz zu börsengehandelten Wertpapieren werden Private Market Anlagen nicht täglich gehandelt. Daher sind sie oft weniger stark von kurzfristigen Marktkorrekturen betroffen, solange keine Rezession eintritt. Sie können somit als potenzieller Schutz gegenüber börsennotierten Anlagen dienen.
Darüber hinaus ermöglichen Investitionen in Private Markets den Zugang zu nicht börsennotierten Unternehmen – darunter potenzielle künftige Gewinner langfristiger Megatrends wie Dekarbonisierung, Digitalisierung oder Deglobalisierung. Trotz höherem Risiko und langer Kapitalbindung bieten diese Anlagen die Aussicht auf eine sogenannte Illiquiditätsprämie – vorausgesetzt, das Profil, die Risikobereitschaft und der Anlagehorizont stimmen.
All diese Punkte zeigen, warum die Bedeutung von Private Markets in der Vermögensverwaltung wächst. Was früher institutionellen Anlegern und Ultra-High-Net-Worth Individuals vorbehalten war, ist heute durch die Einführung der ELTIF-2.0-Regulierung im Jahr 2024 auch für Privatanleger besser zugänglich. Gleichzeitig wächst die Branche rasant: Schätzungen zufolge wird das verwaltete Vermögen in privaten Märkten bis 2030 von derzeit rund 13 Billionen auf über 20 Billionen US-Dollar steigen.
Was versteht man unter Private Markets?
Der Begriff „Private Markets“ umfasst ein breites Spektrum von Anlagemöglichkeiten – viele davon existieren seit Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten. Es lassen sich vier große Anlageklassen unterscheiden, die von außerbörslichem Beteiligungskapital bis hin zu Unternehmenskrediten reichen:
- Private Equity (Beteiligungskapital) ist die größte Anlageklasse unter den Private Markets. Seit dem Buyout-Boom der 1980er Jahre stellt sie wachstumsorientiertes Kapital bereit – häufig für aufstrebende Unternehmen, insbesondere in der US-Technologiebranche. Private-Equity-Fonds erwerben Beteiligungen mit dem Ziel, die Profitabilität der Unternehmen zu steigern und nach 3 bis 7 Jahren wieder auszusteigen.
- Private Debt (Private Kreditvergabe) hat in den letzten 15 Jahren stark an Bedeutung gewonnen – nicht zuletzt aufgrund strengerer Bankregulierungen, die viele Institute zum Rückzug aus bestimmten Kreditbereichen zwangen. Heute vergeben Private-Debt-Fonds weltweit rund 1,6 Billionen US-Dollar an Unternehmenskrediten.
- Infrastruktur Investments betreffen Vermögenswerte, die unser tägliches Leben ermöglichen – von Straßen und Flughäfen über erneuerbare Energien bis hin zu Rechenzentren, die Künstliche Intelligenz unterstützen.
- Private Immobilienfonds investieren in physische Gebäude unterschiedlichster Art und streben sowohl Mieteinnahmen als auch Wertsteigerungen an.
Die Vorteile
Aus Renditeperspektive kann die Beimischung von Private Markets zum Portfolio erhebliche Vorteile bieten. So haben Private Equity und Private Debt zwischen 2008 und 2023 Aktien und Anleihen auf risikoadjustierter Basis übertroffen, während private Immobilien eine vergleichbare Performance wie Aktien erzielten (siehe Grafik).
Auch unter Berücksichtigung der Volatilität zeigten viele Anlagen in Private Markets starke risikoadjustierte Renditen. Natürlich gilt: Frühere Wertentwicklungen sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.
Die Herausforderungen
Wie jede Anlageklasse bergen auch Investitionen in Private Markets gewisse Herausforderungen. Je nach Struktur erfordern sie Kapitalbindungen von drei bis zehn Jahren – auch wenn Evergreen ELTIFs mittlerweile eine häufigere Handelbarkeit ermöglichen. Zudem benötigen Private Market Investments meist mehrere Jahre zur Reife. Ihre Bewertung ist komplex, erfordert tiefgreifende Analysen und basiert auf Annahmen über die zukünftige Entwicklung. Hinzu kommen regulatorische und operative Hürden. Und nicht zuletzt ist die Auswahl geeigneter Manager und Investments entscheidend – und setzt umfangreiche Due-Diligence-Prozesse voraus.
Orientierung in komplexem Umfeld
Trotz dieser Herausforderungen übernehmen Private Markets eine zunehmend wichtige Rolle in der langfristigen Vermögensplanung. So wie institutionelle Anleger ihre Allokation über die Jahre ausgebaut haben, integrieren nun auch viele Vermögensverwalter diese Anlageform in die Portfolios ihrer Kunden.
Wichtig ist, dass Anleger verstehen, wie Private Markets in ein diversifiziertes Portfolio passen – und wie sie mit ihren persönlichen Anlagezielen und Zeithorizonten harmonieren.