Warum High-Yield-Anleihen derzeit besser abschneiden als US-Aktien
Tim Murray, Kapitalmarktstratege bei T. Rowe Price, gibt folgende Einschätzung: Die Konjunkturaussichten für die USA haben sich in den letzten Wochen aufgehellt. Angesichts der historisch hohen Bewertungen US-amerikanischer Aktien könnten Hochzinsanleihen jedoch eine attraktive Alternative sein. Noch am 1. Mai sahen die Teilnehmer des Prognosemarkts Polymarket eine Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent, dass die US-Wirtschaft 2025 in eine Rezession rutscht. Inzwischen scheint die Trump-Regierung jedoch ihre schärfsten Zollpläne verworfen zu haben. Da zudem die "One Big Beautiful"-Steuerreform von Präsident Trump verabschiedet wurde, ist klar: Sparmaßnahmen haben keine Priorität. Polymarket taxiert die Rezessionswahrscheinlichkeit in den USA für dieses Jahr mittlerweile nur noch auf 26 Prozent. Die Wachstumsprognosen haben sich seit Anfang Mai jedoch kaum verbessert.
Ende Juni erwartete die Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen, dass das Bruttoinlandsprodukt der USA 2025 lediglich um 1,4 Prozent steigen wird. Mehrere Faktoren sprechen für ein schwaches Wachstum in den USA. Selbst ohne extremere Szenarien dürften sich Trumps Zölle mit hoher Wahrscheinlichkeit negativ auswirken. Die fiskalischen Impulse durch die Steuersenkungen bleiben voraussichtlich eher begrenzt. Der US-Immobilienmarkt wird weiterhin durch hohe Hypothekenzinsen belastet. Trotz dieser moderaten Wachstumserwartungen ist der S&P 500 Index teuer und die Gewinnschätzungen für die USA sind äußerst optimistisch. Zum 24. Juni wurde für den S&P 500 ein Gewinnwachstum von 11,1 Prozent für die kommenden zwölf Monate prognostiziert, obwohl er in den vorangegangenen zwölf Monaten nur um 9,2 Prozent gestiegen war. Das auf diesen Schätzungen basierende Kurs-Gewinn-Verhältnis ist ebenfalls sehr hoch. Am 24. Juni wurde der S&P 500 mit dem 21,6-Fachen der für die kommenden zwölf Monate erwarteten Gewinne bewertet – nahe dem Höchststand der letzten zwanzig Jahre.
Hochzinsanleihen: Solide Rendite bei geringerem Risiko
Hochzinsanleihen sind eine mögliche Option für Anleger, die attraktive Erträge bei gleichzeitig geringerem Verlustrisiko anstreben. Zwar dürften hochverzinsliche Anleihen nicht mit Aktien mithalten, falls das US-Wachstum überraschend stark ausfällt, doch bieten sie im Vergleich zur jüngeren Vergangenheit sehr attraktive Renditen – sowohl absolut als auch relativ zu Aktien.
Aktuelle Renditedifferenzen sprechen für High Yield
Zum 24. Juni erzielte der Bloomberg U.S. Corporate High Yield Bond Index eine Rendite von 7,3 Prozent – eine Kennzahl, die potenzielle Kündigungstermine und andere Regelungen berücksichtigt, welche die Rendite für Anleger schmälern könnten. Damit lag sie deutlich über der Gewinnrendite des S&P 500 von 4,6 Prozent. Eine derart ausgeprägte Differenz ist außerhalb schwerer wirtschaftlicher Krisen selten. Selbst wenn man den Einfluss der als "Magnificent Seven" bekannten Mega-Cap-Technologiewerte ausblendet, lag die Gewinnrendite des S&P 500 lediglich bei 5,3 Prozent. Darüber hinaus könnten Hochzinsanleihen in einem unerwartet negativen Konjunkturumfeld ein geringeres Verlustrisiko aufweisen als US-Aktien. In den dreißig Jahren bis zum 31. Mai 2025 verbuchte der Bloomberg U.S. Corporate High Yield Bond Index in Monaten mit negativen S&P-500-Renditen nur 36 Prozent der Verluste des S&P 500.
Fazit: Attraktives Chancen-Risiko-Profil für High Yield
Das Aufwärtspotenzial von US-Aktien erscheint begrenzt, da die hohen Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf sehr optimistischen Prognosen basieren. US-Hochzinsanleihen bieten derzeit hingegen durchschnittliche Renditen von über 7 Prozent und haben in den vergangenen dreißig Jahren laut unserer Analyse nur gut ein Drittel der Kursverluste von Aktien erlitten. Das Asset Allocation Committee von T. Rowe Price ist aktuell in US-Aktien untergewichtet und in Hochzinsanleihen übergewichtet. Wir sind überzeugt, dass diese Mischung kurzfristig ein attraktiveres Chancen-Risiko-Verhältnis bietet.