Wirtschaft

IWF-Prognose 2025: Deutschland wächst kaum, USA ziehen davon

Der Internationale Währungsfonds korrigiert seine Prognosen – und plötzlich scheint auch für Deutschland ein leichtes Wachstum möglich. Während Irland boomt und die USA von gesenkten Zöllen profitieren, bleibt Europas größte Volkswirtschaft Schlusslicht. Welche Regionen aufholen, wo neue Risiken lauern und warum Zölle erneut zum geopolitischen Hebel werden könnten, zeigt die aktuelle Analyse.
29.07.2025 17:03
Lesezeit: 2 min
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IWF-Prognose 2025: Deutschland wächst kaum, USA ziehen davon
Deutschland bleibt Wachstums-Schlusslicht der Eurozone. (Foto: dpa) Foto: Sina Schuldt

IWF rechnet 2025 mit Mini-Wachstum in Deutschland

Zuletzt zeigte sich der Internationale Währungsfonds skeptisch gegenüber den Wachstumsaussichten für Deutschland. Für sein Sommer-Update haben die Konjunkturexperten neu kalkuliert.

Leichtes Wachstum dank Zöllen und Investitionen

Geringere US-Zölle als zunächst befürchtet sowie das Milliardenpaket für Infrastruktur und Verteidigung stimmen den Internationalen Währungsfonds (IWF) nun etwas zuversichtlicher hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Die Bundesrepublik dürfte im laufenden Jahr ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent erzielen, wie der IWF mitteilte. Zuvor hatte der Währungsfonds mit Sitz in Washington noch eine Stagnation erwartet. Für 2026 hält die Organisation an ihrer Prognose eines Zuwachses von 0,9 Prozent fest.

Am Sonntag hatten sich die Europäische Union und die USA auf einen Zollsatz von 15 Prozent für die meisten EU-Importe verständigt. Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump damit gedroht, ab dem 1. August auf nahezu alle EU-Produkte 30 Prozent zu erheben. Die neue Regelung gilt nun auch für Autos, Halbleiter und Pharmaprodukte. Für bestimmte Güter wie Aluminium und Stahl bleiben die Zölle unverändert bei 50 Prozent.

Eurozone: Irland beflügelt Gesamtbilanz

Auch für die Eurozone zeigt sich der IWF optimistischer: Die Wachstumsprognose stieg auf 1,0 Prozent – das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als bislang prognostiziert. Unter anderem liegt das an einem kräftigen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes in Irland – das Land habe besonders viele Pharmaprodukte in die USA geliefert und dort investiert.

Unter den führenden Industrienationen der Eurozone bleibt Deutschland jedoch im hinteren Feld. Deutlich besser dürfte es in Spanien laufen, wo die Experten weiterhin mit einem Plus von 2,5 Prozent rechnen. Im kommenden Jahr dürften die Euroländer insgesamt um 1,2 Prozent zulegen.

Für die Weltwirtschaft hob der IWF seine Prognose für das laufende Jahr auf 3,0 Prozent Wachstum an (plus 0,2 Prozentpunkte). Der Ausblick für 2026 liegt nun bei 3,1 Prozent, zuvor waren es 3,0 Prozent gewesen.

Wachstum nach Ländern und Regionen

Land/Region 2025 (bisherige Prognose) 2026 (bisherige Prognose)
Deutschland 0,1 Prozent (0,0 Prozent) 0,9 Prozent (0,9 Prozent)
Eurozone 1,0 Prozent (0,8 Prozent) 1,2 Prozent (1,2 Prozent)
USA 1,9 Prozent (1,8 Prozent) 2,0 Prozent (1,7 Prozent)
Weltweit 3,0 Prozent (2,8 Prozent) 3,1 Prozent (3,0 Prozent)

USA: Investitionen und Zölle beeinflussen Prognosen

Auch für die Vereinigten Staaten blickt der IWF optimistischer nach vorn: Die US-Wirtschaft dürfte 2025 nun um 1,9 Prozent wachsen – das sind 0,1 Prozentpunkte mehr als bisher gedacht. Die Organisation begründete diese neue Einschätzung ebenfalls mit den gesunkenen Zöllen – warnte jedoch zugleich, dass die Inlandsnachfrage schneller abflaue als bislang vermutet.

Für 2026 erwarten die Fachleute, dass sich steuerliche Anreize für Unternehmensinvestitionen positiv auswirken – hier hob der IWF seine Prognose um 0,3 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent an.

Inflation bleibt zentrales Risiko

Allerdings dürfte die Inflation in den USA in den kommenden Monaten steigen. Zölle verteuern Importe, was die Produktionskosten vieler Güter nach oben treibt. Unternehmen könnten die gestiegenen Ausgaben an die Verbraucher weiterreichen – das wird laut IWF die Teuerung in den Vereinigten Staaten bis Jahresende anheizen. In den Exportländern wiederum sorgt die sinkende US-Nachfrage dafür, dass Unternehmen auf mehr Waren sitzenbleiben. Um diese dennoch abzusetzen, könnten sie die Preise senken.

Insgesamt reduzierte der IWF seine weltweite Inflationsprognose für dieses Jahr geringfügig auf 4,2 Prozent (minus 0,1 Prozentpunkte). Für 2026 rechnen die Experten weiterhin mit einer Teuerungsrate von 3,6 Prozent.

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