Technologie

DNA-Datenspeicherung: Litauen präsentiert Technologie der Zukunft

Ein litauisches Startup will Daten in DNA speichern – kompakt, langlebig, ökologisch. Die Technologie könnte Server und Clouds bald überflüssig machen.
14.09.2025 09:51
Lesezeit: 2 min
DNA-Datenspeicherung: Litauen präsentiert Technologie der Zukunft
DNA-Datenspeicherung: Ein Molekül könnte die Zukunft der digitalen Infrastruktur prägen – mit Folgen auch für Deutschland. (Foto:dpa) Foto: Arne Dedert

Könnten die Datenspeicher von morgen nicht mehr aus Servern oder Clouds bestehen, sondern aus Molekülen? Das litauische Startup Genomika entwickelt eine Technologie, bei der Informationen in DNA gespeichert werden – einem kompakten, langlebigen und umweltfreundlichen Medium. Am 17. und 18. September präsentiert das Unternehmen diese Innovation sowie weitere Zukunftsprojekte auf dem internationalen Life-Sciences-Forum Life Sciences Baltics in Vilnius, das von der Innovationsagentur organisiert wird. „DNA ist die älteste von der Natur entwickelte Speichertechnologie. Ihre Vorteile sind Langlebigkeit, Nachhaltigkeit und enorme Kapazität“, erklärt der Genetiker und Genomika-Mitbegründer Dr. Lukas Žemaitis.

Einer der Hauptgründe für die Gründung sei der Wunsch gewesen, genetische Innovationen in Litauen schneller zu verbreiten. „Ich habe damals berechnet, dass neue Technologien rund fünf Jahre brauchen, um unser Land zu erreichen. Heute verkürzt sich diese Zeit deutlich – durch Nachwuchswissenschaftler, Rückkehrer, Patienten und die Gesellschaft“, sagt Žemaitis.

Ein Sektor im Aufbruch

Martynas Survilas von der Innovationsagentur betont, dass der litauische Biotechnologiesektor stetig an Reife gewinnt und international Fuß gefasst hat: Mehr als 300 Life-Science-Unternehmen sind im Land aktiv, 87 Prozent der Produktion werden exportiert, und Investitionen in Millionenhöhe unterstreichen die Wettbewerbsfähigkeit. Survilas ist überzeugt, dass die DNA-Datenspeicherung von Genomika Litauens Position in der Genetik stärken wird.

Im ersten Jahr konzentrierte sich Genomika auf die Einführung neuer Forschungsergebnisse und Geräte nach Litauen. Die erwirtschafteten Mittel flossen bald in eigene Projekte, darunter Experimente zur Speicherung von Informationen in DNA-Molekülen. Was als Neugier begann, entpuppte sich schnell als möglicher globaler Durchbruch. Doch technologische und kommunikative Hürden bleiben: „Wir wollen die Speicherung von Daten über DNA so einfach und günstig wie möglich machen. Doch viele Menschen glauben, es gehe um Genommodifikation. Tatsächlich ist DNA nur ein Molekül, das im Labor synthetisiert werden kann“, so Žemaitis.

Die Lösungen des Startups haben gezeigt, dass Innovation auch kulturelle Dimensionen hat. Aufmerksamkeit erregte Genomika, als es gelang, die litauische Nationalhymne und Werke von MK Čiurlionis in DNA zu speichern. Damit wurde die Technologie zu einem Symbol für die Verbindung von Wissenschaft, Kultur und Geschichte.

Chancen für Deutschland

Auch für Deutschland könnte DNA-Datenspeicherung große Bedeutung gewinnen. Mit wachsendem Energiebedarf und knappen Ressourcen suchen Unternehmen nach nachhaltigen Speicherlösungen jenseits stromintensiver Rechenzentren. Sollte sich die Technologie durchsetzen, könnten deutsche Industrie und Forschung profitieren – sowohl in der Datenwirtschaft als auch in der Medizintechnik. Für Berlin ergibt sich zudem die Chance, durch Kooperation mit Ländern wie Litauen seine Rolle als Innovationsstandort zu festigen.

Das eigentliche Ziel des Unternehmens reicht noch weiter: die Entwicklung eines Biocomputers. „Ohne kühne Ideen gibt es keine Durchbrüche“, sagt Žemaitis. So wie die Vision von Marskolonien Innovationen hervorbringt, könne auch der Traum eines Biocomputers neue Technologien ermöglichen. Doch Litauens größtes Problem bleibe die Demografie: Es mangele an jungen Wissenschaftlern, die bereit sind, den langen und schlecht bezahlten Weg der Forschung zu gehen.

Im September stellt Žemaitis die Technologie auf dem größten Life-Sciences-Forum im Baltikum vor. „Dieses Mal präsentieren wir unsere Forschung erstmals einem internationalen Publikum. Das wird für uns ein Lackmustest“, erklärt er. Der Austausch mit ausländischen Kollegen helfe, den Marktbedarf besser einzuschätzen und Partner zu finden. „Kommunikation mit dem Ausland zeigt uns, welche Märkte DNA-Datenspeicherung brauchen. Eine Innovation, die niemand will, wäre wertlos.“

Das Forum Life Sciences Baltics findet am 17. und 18. September in Vilnius statt und bringt mehr als 800 Experten aus aller Welt zusammen. Geboten werden Vorträge, Ausstellungen, B2B-Meetings, Startup-Präsentationen und Besuche bei litauischen Biotech-Unternehmen.

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