Finanzen

EZB-Zinsentscheid heute: Europäische Zentralbank lässt Leitzins unverändert – was bedeutet das für Sparer, Kreditnehmer und Anleger?

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins für die Eurozone festgelegt – und ihn wie erwartet auf dem aktuellen Niveau von 2,0 Prozent belassen. Was bedeutet der EZB-Zinsentscheid für Sparer, Kreditnehmer und Verbraucher? Und wie sollten Anleger jetzt reagieren, wenn Unsicherheiten die Märkte prägen?
11.09.2025 14:19
Lesezeit: 3 min
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EZB-Zinsentscheid heute: Europäische Zentralbank lässt Leitzins unverändert – was bedeutet das für Sparer, Kreditnehmer und Anleger?
Eine Stele mit der Aufschrift „European Central Bank Eurosystem“ vor der Zentrale der Europäischen Zentralbank (EZB): Der EZB-Zinsentscheid heute beeinflusst Sparer und Anleger in der Eurozone (Foto: dpa). Foto: Arne Dedert

EZB-Zinsentscheid heute: Leitzins für die Eurozone bleibt unverändert

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den nächsten EZB-Leitzins festgelegt. Wie im Vorfeld erwartet, beließen die Notenbanker den Einlagenzins, also den Zinssatz, zu dem Banken überschüssige Gelder über Nacht bei der EZB anlegen können, unverändert bei 2,0 Prozent. Nach mehreren Zinssenkungen im laufenden Jahr fragen sich nun viele Marktteilnehmer, wie es mit dem EZB-Leitzins aktuell weitergeht. Was bedeutet das für Bauzinsen, Tagesgeld und Festgeld? Und wie sollten Anleger jetzt reagieren?

Seit der letzten Zinssenkung um 0,25 Basispunkte liegt der Einlagenzins bei 2,0 Prozent. Wie von Experten erwartet, unternahm die EZB beim heutigen EZB-Zinsentscheid keine weiteren Schritte. Konrad Kleinfeld von State Street Investment Management hatte dies bereits im Vorfeld so prognostiziert: "Die Europäische Zentralbank dürfte bei ihrer Sitzung am Donnerstag keine weiteren Zinsschritte vornehmen." Christine Lagarde hatte bereits im Vorfeld deutlich gemacht, dass der Lockerungszyklus für 2025 vorerst abgeschlossen sei. "Die geldpolitische Ausrichtung bleibt weiterhin klar datenabhängig", so Kleinfeld. Angesichts geopolitischer Spannungen und Handelskonflikte sieht er wachsende Risiken für die Konjunktur.

Geoff Yu von BNY sowie Konstantin Veit von Pimco betonten, dass die EZB derzeit in einer "komfortablen Position" sei: Inflation auf Zielniveau, Wachstum nahe am Trend, Einlagensatz in der Mitte der neutralen Spanne. Eine Anpassung des EZB-Leitzinses heute wäre demnach eine faustdicke Überraschung gewesen.

EZB-Leitzins aktuell: Leichte Zunahme der Inflation im Euroraum

Neben dem Einlagenzins bei 2,0 Prozent steht der Hauptrefinanzierungssatz derzeit bei 2,15 Prozent. Der Spitzenrefinanzierungssatz liegt bei 2,4 Prozent. Für Sparer und Kreditnehmer sind das entscheidende Orientierungsgrößen. Bis zur Zinspause im Juli hatten die Währungshüter achtmal in Folge die Zinsen gesenkt. Der EZB-Leitzinsentscheid heute markierte daher den erwarteten Wendepunkt. Viele Ökonomen sehen für den Rest des Jahres 2025 keine weiteren Veränderungen, während die Märkte noch auf eine Senkung spekulieren.

Im Juni und Juli lag die Inflation im Euroraum exakt beim EZB-Ziel von 2 Prozent, im August stieg sie leicht auf 2,1 Prozent. Die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel verharrte bereits den vierten Monat in Folge bei 2,3 Prozent. Die Stärke des Euro wirkt dabei dämpfend, da Importe günstiger werden. Allerdings könnte ein stärkerer US-Dollar – ausgelöst durch mögliche Zinssenkungen der Fed – die Preisentwicklung wieder anheizen. Auch fiskalische Programme in Europa, etwa das deutsche Schuldenprogramm, fördern die Nachfrage.

Politische Unsicherheiten: Frankreich und die USA im Blick

Neben konjunkturellen Faktoren spielt die politische Lage eine wichtige Rolle für den EZB-Leitzinsentscheid. Frankreichs Haushaltskrise sorgt für wachsende Nervosität. Zwar hat Präsident Emmanuel Macron mit dem bisherigen Verteidigungsminister Sébastien Lecornu einen neuen Premier ernannt, doch die steigenden Zinsen bei Staatsanleihen in Verbindung mit der hohen Staatsverschuldung deuten auf zunehmende Risiken hin. "Ein möglicher Störfaktor wäre ein deutlicher Ausverkauf französischer Staatsanleihen infolge politischer oder haushaltspolitischer Unsicherheiten", warnt Yu. Das könnte die EZB zu weiteren Maßnahmen zwingen – auch wenn eine direkte Intervention derzeit unwahrscheinlich ist.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind die USA. Donald Trump versucht mit Angriffen auf die Federal Reserve die Unabhängigkeit der Notenbank zu schwächen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde bezeichnete dies als "sehr ernste Gefahr" für die Weltwirtschaft.

Bauzinsen: Indirekter Effekt des EZB-Zinsentscheids

Für Bauherren und Immobilienkäufer ist der EZB-Leitzinsentscheid besonders relevant. Zwar wirkt der EZB-Leitzins aktuell nur indirekt auf Baufinanzierungen, doch die Kapitalmarktzinsen reagieren sensibel. Laut Interhyp zeigen sich seit Mitte Juli leichte Aufwärtstrends bei Immobilienkrediten. Aktuell liegen die Bauzinsen für zehnjährige Darlehen bei rund 3,7 Prozent – noch immer unter den früheren Werten von über vier Prozent.

Carsten Brzeski von ING erklärt: "Die internationale Zinslandschaft ist wieder in Bewegung. Während die amerikanische Notenbank die Tür für Zinssenkungen im Herbst sperrangelweit geöffnet hat, scheint die EZB wenig Interesse an weiteren Zinssenkungen zu haben." Auch die Commerzbank-Experten erwarten, dass sich Bauzinsen in den kommenden Monaten seitwärts bewegen werden, solange der EZB-Leitzins unverändert bleibt.

Tagesgeld und Festgeld: Sofortige Effekte für Sparer

Während Immobilienkredite indirekt reagieren, spüren Sparer die Auswirkungen des EZB-Zinsentscheids unmittelbar. Sinkende Leitzinsen bedeuten sinkende Renditen auf Tages- und Festgeld. "Die Tagesgeldzinsen dürften weiter langsam sinken, um sich unterhalb des Leitzinses einzupendeln. Festgeldkonditionen bleiben dagegen voraussichtlich auf hohem Niveau", erklärt Jasmin Ehlert von Raisin.

Sie empfiehlt, nicht zu viel Geld auf Tagesgeldkonten liegen zu lassen, sondern Festgeld zu nutzen oder auf die sogenannte Treppenstrategie zu setzen. Dabei wird Kapital auf verschiedene Laufzeiten verteilt, sodass Anleger stets flexibel auf neue Marktangebote reagieren können.

Grundsätzliche Bedeutung des EZB-Leitzinses

Der EZB-Leitzins entscheidet darüber, wie teuer sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld leihen können. Steigen die Zinsen, werden Kredite teurer, Ersparnisse rentabler und die Inflation gedämpft. Sinkende Zinsen wirken dagegen stimulierend, fördern Investitionen und treiben den Konsum an. Das bedeutet: Ein hoher Leitzins begünstigt Sparer, ein niedriger Leitzins Kreditnehmer. Deshalb beeinflusst der EZB-Zinsentscheid den Alltag der Menschen direkt.

Ob der Zinssenkungszyklus bereits vorbei ist, bleibt umstritten. Gediminas Simkus zeigt sich offen für eine weitere Senkung im Dezember, während Isabel Schnabel sogar Zinserhöhungen ins Spiel bringt.

"Die Diskussion auf der EZB-Sitzung dürfte kontroverser ausfallen, als die Märkte derzeit einpreisen", sagt Brzeski. Analysten erwarten, dass die EZB ihre Inflations- und Wachstumsprognosen aktualisiert, größere Änderungen aber ausbleiben. Die letzte Prognose von Juni 2025 sah die Inflation 2025 bei 2 Prozent, 2026 bei 1,6 Prozent und das reale BIP-Wachstum bei 0,9 beziehungsweise 1,1 Prozent.

EZB-Zinsentscheid: Wie sollten Anleger reagieren?

Der heutige EZB-Zinsentscheid dürfte keine unmittelbare Überraschung bringen. Für Sparer heißt das: Tagesgeldzinsen werden weiter leicht sinken, Festgeld bleibt attraktiv. Immobilienkäufer sollten sich auf seitwärts tendierende Bauzinsen einstellen. Für Anleger gilt: Diversifikation ist entscheidend. Wer Sicherheit sucht, kann Festgeld mit unterschiedlichen Laufzeiten nutzen. Wer Chancen sieht, kann in Aktien oder Immobilien investieren – sollte dabei aber die politischen Risiken in Frankreich und den USA im Blick behalten.

Der EZB-Zinsentscheid heute zeigt erneut, wie stark Geldpolitik, Konjunktur und Politik miteinander verflochten sind. Anleger, die flexibel reagieren und Chancen nutzen, sind für die kommenden Monate am besten aufgestellt.

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Markus Gentner

Zum Autor:

Markus Gentner ist seit 1. Januar 2024 Chefredakteur bei den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Zuvor war er zwölf Jahre lang für Deutschlands größtes Börsenportal finanzen.net tätig, unter anderem als Redaktionsleiter des Ratgeber-Bereichs sowie als Online-Redakteur in der News-Redaktion. Er arbeitete außerdem für das Deutsche Anlegerfernsehen (DAF), für die Tageszeitung Rheinpfalz und für die Burda-Tochter Stegenwaller, bei der er auch volontierte. Markus Gentner ist studierter Journalist und besitzt einen Master-Abschluss in Germanistik.

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