Zwei Lager: Begeisterung und Skepsis für die Tesla-Aktie
Die Lager sind gespalten: Kritiker bezeichnen die Tesla-Aktie als überbewertet und setzen auf Kursverluste durch Short-Positionen. Befürworter sehen nicht auf aktuelle Kennzahlen, sondern auf die Vision: selbstfahrende Autos, humanoide Roboter und Hightech-Innovationen, die das Leben verändern könnten. Die Differenzen zwischen beiden Seiten sind so groß, dass die Diskussion oft religiöse Züge annimmt.
Auch in Europa wird die Debatte geführt. Während Privatanleger in Foren hohe Kursziele ausrufen, haben prominente Finanzexperten wiederholt Skepsis geäußert. Bereits 2020 bezeichneten einige Fachleute die Kursentwicklung als Ausdruck „reiner Börseneuphorie“. Andere sprachen von einer „sinnlos überbewerteten“ Aktie und gaben offen zu, auf fallende Kurse spekuliert zu haben.
Auch Hedgefonds wie Sankt Petri Capital setzten gezielt auf Short-Positionen. Begründung: Die Aktie sei zu teuer, und der Markt für Elektroautos werde sich abkühlen. Gleichwohl haben Investoren, die Tesla als künftigen Marktführer betrachteten, in den vergangenen Jahren deutliche Gewinne erzielt.
Gigantische Rendite seit Börsengang
Tesla gehört zu den weltweit meistbeachteten Börsenwerten. Anleger, die beim Börsengang 2010 einstiegen, konnten im Schnitt jährliche Renditen von 46,8 Prozent erzielen. Insgesamt entspricht dies einem Plus von mehr als 30.000 Prozent – der Einsatz hat sich also mehr als 300-fach vervielfacht.
In den Anfangsjahren richtete sich die Kritik vor allem auf die fehlende Profitabilität und den negativen Cashflow. Später wies Tesla steigende Gewinne und positive Geldflüsse aus, was den Kursanstieg weiter befeuerte. Doch auch heute bleibt die Bewertung extrem hoch: Auf Basis der erwarteten Gewinne für das laufende Jahr zahlen Investoren über 200 US-Dollar für jeden Dollar Gewinn.
Spekulation auf die Zukunft
Die Tesla-Aktie bleibt damit eine spekulative Anlage. Neben der Automobilproduktion trug das Unternehmen selbst zu diesem Image bei, etwa durch den Einstieg in Kryptowährungen. Analystenempfehlungen spiegeln die Unsicherheit wider: 27 Experten raten derzeit zum Kauf, 19 empfehlen Halten, 16 raten zum Verkauf. Die Kursziele reichen von unter 20 US-Dollar bis hin zu optimistischen 500 US-Dollar. Der aktuelle Kurs liegt bei rund 300 US-Dollar.
Trotz der außergewöhnlichen Historie erwarten Marktbeobachter auf Jahressicht einen durchschnittlichen Rückgang von knapp 13 Prozent. Prognosen bleiben allerdings schwierig: Die Tesla-Aktie hat sich in der Vergangenheit wiederholt als schwer kalkulierbar erwiesen.
Elon Musk als prägende Figur
Tesla ist untrennbar mit Elon Musk verbunden. Der charismatische Mitgründer und CEO prägte das Unternehmen über zwei Jahrzehnte hinweg. Seine Rolle wurde jedoch zuletzt kontrovers gesehen, insbesondere in Europa. Grund ist seine zeitweise enge Nähe zu US-Präsident Donald Trump, die dem Image der Marke schadete.
Obwohl Musk sich inzwischen stärker von Trump distanziert hat, bleibt sein Ansehen in Teilen der europäischen Öffentlichkeit beschädigt. In den USA wird er weiterhin von vielen Aktionären geschätzt. Musk gilt als die Schlüsselfigur der globalen Elektroauto-Revolution, die auch etablierte Hersteller in Richtung Elektromobilität drängte.
Marktentwicklung und Konkurrenz
Tesla wurde 2003 gegründet, doch erst mit Musks Einstieg als Investor 2004 nahm das Unternehmen Fahrt auf. Heute ist die Marktstellung allerdings schwächer als noch vor ein bis zwei Jahren. Gründe sind wachsende Konkurrenz, fehlende Modellneuheiten und der Imageschaden durch Musks politische Nähe zu Trump.
In Europa ist der Marktanteil seit 2024 von über 20 Prozent auf 8 bis 10 Prozent gefallen. In den USA sank der Anteil von fast 50 auf unter 40 Prozent. In China, wo lokale Hersteller wie BYD dominieren, hält Tesla nur 5 bis 6 Prozent Marktanteil. BYD hat Tesla inzwischen als weltgrößten Elektroautohersteller abgelöst.
Europäische Produzenten wie Volkswagen, Mercedes und BMW bringen neue Elektro-Modelle mit längerer Reichweite auf den Markt. Tesla reagierte mit mehrfachen Preissenkungen, die die Verkäufe kurzfristig ankurbelten, aber die Gewinnmargen belasteten.
Neue Projekte und Perspektiven
Neben Elektroautos setzt Tesla zunehmend auf Software- und Energiedienstleistungen. Die kostenpflichtige Fahrassistenz „Full Self-Driving“ (FSD) soll künftig Abonnement-Umsätze generieren. Unter der Marke „Tesla Megapack“ baut das Unternehmen große Batteriespeicher für Stromnetze. Ein weiteres Zukunftsprojekt ist die Robottaxi-Flotte „Cybercab“. Der Produktionsstart ist für 2026 geplant, wurde jedoch bereits mehrfach verschoben.
Die Tesla-Aktie bleibt ein hochvolatiles Investment. Während Befürworter auf Innovationen, neue Geschäftsbereiche und Musks Risikobereitschaft setzen, verweisen Kritiker auf die extreme Bewertung und zunehmende Konkurrenz. Ob sich Tesla als dominanter Global Player behaupten oder als Beispiel für überzogene Erwartungen enden wird, bleibt ungewiss.