Saudi-Arabien, der weltgrößte Ölexporteur und zweitgrößte Produzent nach den USA, investiert massiv in erneuerbare Energien. Innerhalb von fünf Jahren will das Königreich eine Kapazität von 100 bis 130 Gigawatt erreichen – ein ambitioniertes Ziel, das den Ölsektor sogar zusätzlich stützen könnte.
Milliarden für Solar- und Windkraft
Die staatliche Saudi Public Power Procurement Company (SPPC), größter Energieabnehmer des Landes, veröffentlichte diese Woche eine Ausschreibung für vier Solarprojekte und zwei Windkraftwerke mit insgesamt 5,3 GW, davon 3,1 GW Solar. Insgesamt hat SPPC laut Zawya bisher Ausschreibungen für über 43 GW erneuerbare Kapazitäten gestartet und Verträge über 38 GW abgeschlossen.
Während die Pläne für alternative Energien bereits 2016 angekündigt wurden, blieb die Umsetzung zunächst marginal. Erst in den letzten Jahren flossen Milliarden in den Ausbau: Im Juli wurden Verträge über 15 GW im Wert von 8,3 Milliarden Dollar geschlossen. Analysten von Rystad Energy gehen davon aus, dass derzeit ähnlich große Kapazitäten installiert werden. Bis Ende 2025 sollen 12,7 GW ans Netz gehen, bis 2026 20 GW. Zielmarke für 2030: mindestens 100 GW.
Obwohl die Wüstenbedingungen durch Sand und Staub problematisch sind, bieten bis zu 12 Sonnenstunden am Tag enorme Potenziale. Zusätzlich treiben günstige Solarmodule aus China den Boom voran.
Bedeutung für Deutschland und Europa
Für Deutschland und die EU ist die Entwicklung geopolitisch und wirtschaftlich relevant. Saudi-Arabien bleibt zwar Energielieferant im Ölsektor, könnte aber durch die Nutzung von Solarstrom mehr Öl für den Export freisetzen – mit Auswirkungen auf Weltmarktpreise. Gleichzeitig drängt das Land mit ACWA Power auch in internationale Projekte vor, die den Wettbewerb um Energie- und Wasserstoffinitiativen verschärfen, an denen deutsche Unternehmen stark interessiert sind.
Erneuerbare als Stütze für den Ölsektor
Saudi-Arabien will trotz des massiven Ökostromausbaus nicht auf Öl verzichten. Vielmehr sollen die freigesetzten Mengen den Exporterlösen dienen. Laut Citibank verbrennt das Land jährlich Öl im Wert von 20 Milliarden Dollar für den Eigenbedarf, statt es gewinnbringend zu exportieren. Neue Kapazitäten sind zudem notwendig, um die Nachfrage von Städten, Fabriken und Megaprojekten wie dem Skiresort Trojena in der Wüste zu decken.
Parallel expandiert ACWA Power, größtenteils im Besitz des saudischen Staatsfonds, international. Aktuell entwickelt das Unternehmen 109 Projekte für Solar-, Wind- und Wasserstoffenergie sowie Meerwasserentsalzung in Asien und Afrika.



