Berlin investiert hunderte Millionen in Litauen – Signal an Moskau
In Rukla wurde am Montag ein logistisches Unterstützungsareal für die deutsche Brigade und NATO-Verbündete eröffnet, das die Präsenz der Bundeswehr in Litauen stärken soll. Das berichten die litauischen Kollegen von Verslo žinios. Wie Christoph Huber, Kommandeur der deutschen Brigade in Litauen, bei der Zeremonie erklärte, konzentriere sich die Brigade derzeit auf die eigene Ausbildung, während für den nächsten Sommer gemeinsame Übungen mit den Verbündeten vorgesehen seien. „Die Brigade wird ihre Übungsserie Freedom Shield beginnen, die zweimal jährlich stattfinden soll. Derzeit finalisieren wir die Details der ersten Phase von Freedom Shield, die für den Sommerbeginn 2026 geplant ist“, sagte Huber. „Lassen Sie mich betonen: Es werden intensive und klar sichtbare Übungen sein, die ein Signal der Abschreckung senden. Daran wird eine Gefechtsgruppe unserer eigenen sowie verbündeter Kräfte teilnehmen. (...) Die Brigade wird also im nächsten Jahr ein starkes Signal aussenden, dass ‚wir hier sind‘, dass wir eine kampffähige, einsatzbereite Brigade aufbauen.“
Der in Litauen weilende deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius bezeichnete die Eröffnung der logistischen Anlage als „wichtigen und greifbaren Erfolg“, der die Nachhaltigkeit der Abschreckungsbemühungen garantiere. „Mich hat die bisher gesehene Infrastruktur beeindruckt, und ich freue mich darauf, sie später genauer zu inspizieren“, sagte Pistorius. „Bis Mitte 2026 werden rund 2.000 Soldaten in der Brigade in Litauen stationiert sein. (...) Die volle Einsatzfähigkeit wird die Brigade schrittweise im Jahr 2027 erreichen. Dann werden in Rukla und Rūdninkai etwa 4.300 Soldaten und 200 Zivilisten leben und arbeiten.“
Anlage kostete über 70 Millionen Euro
Die litauische Verteidigungsministerin Dovilė Šakalienė hob hervor, dass es sich um ein „sehr modernes“ Objekt handle, das über 70 Mio. Euro gekostet habe, von Berlin finanziert und für NATO-Kräfte bestimmt sei. „Hier wurde eine (...) Infrastruktur geschaffen, die notwendig ist, damit unsere verbündeten Kräfte jederzeit volle Einsatzbereitschaft gewährleisten können. Dies ist ein weiteres starkes Zeichen für die Präsenz unserer Verbündeten und die Stärkung der NATO-Ostflanke“, sagte Šakalienė. „Das eröffnete Objekt in Rukla ist nicht nur Infrastruktur, sondern ein Symbol unserer Einheit, Stärke, Zuverlässigkeit und Entschlossenheit.“
Der Logistikpark wurde auf dem Gelände eines früheren Technikparks eingerichtet. Er dient als Wartungs- und Lagerbasis für Militärtechnik, bestimmt für die deutsche Brigade und die multinationale NATO-Gefechtsgruppe. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden auf einer fast 20 Hektar großen Fläche über 15.000 Quadratmeter an Gebäuden errichtet – darunter Werkstätten, Verwaltungsräume, Lager und weitere logistisch wichtige Einrichtungen – sowie mehr als 120.000 Quadratmeter befestigte Flächen und Straßen. Zudem wurden neue Straßen angelegt, technische Netze installiert, ein Solarpark für die Bedürfnisse des Logistikzentrums errichtet sowie physische und elektronische Sicherheitssysteme eingerichtet.
Das Projekt wurde von Berlin finanziert und durch ein deutsches Unternehmen mit 15 litauischen Subunternehmen umgesetzt. Es erfolgte über die NATO-Agentur für Unterstützung und Beschaffung. Deutschland plant, eine 4.000 bis 5.000 Soldaten umfassende Brigade bis Ende 2027 in Litauen zu stationieren, während das Gastland verpflichtet ist, die nötige Infrastruktur bereitzustellen. Der Großteil der Brigade wird im Truppenübungsplatz Rūdninkai im Bezirk Šalčininkai stationiert. In Rukla im Bezirk Jonava sollen neben Kampftruppen auch Pioniereinheiten und Aufklärungskräfte der Bundeswehr untergebracht werden. Berlin hat erklärt, dass das Tempo der Verlegung von der Bereitschaft Litauens abhängt, die Soldaten und ihre Familien aufzunehmen und die erforderlichen Bedingungen zu schaffen. Das Verteidigungsministerium schätzt, dass die Investitionen in militärische und Ausbildungsinfrastruktur zur Aufnahme der Brigade insgesamt bis zu 800 Mio. Euro betragen könnten.
Die Präsenz der Bundeswehr in Litauen gilt als wesentlicher Bestandteil der Abschreckungs- und Verteidigungsstrategie der NATO an ihrer Ostflanke. Angesichts der fortgesetzten geopolitischen Spannungen mit Russland und der instabilen Sicherheitslage im östlichen Europa soll die dauerhafte Stationierung deutscher Truppen ein klares Signal der Bündnissolidarität aussenden. Berlin will damit nicht nur die Verteidigungsfähigkeit der Allianz stärken, sondern auch zeigen, dass Deutschland bereit ist, substanzielle Verantwortung für die Sicherheit seiner östlichen Partner zu übernehmen.