Politik

Schlag gegen Chinas Rohstoffmacht: USA und Australien schmieden Allianz für Seltene Erden

Die Vereinigten Staaten und Australien haben ein strategisches Abkommen über die Förderung und Verarbeitung Seltener Erden geschlossen. Ziel ist es, die Abhängigkeit westlicher Industrien von chinesischen Rohstofflieferungen zu verringern. Doch Rohstoffe sind nicht das einzige Thema des Deals.
24.10.2025 08:24
Lesezeit: 2 min
Schlag gegen Chinas Rohstoffmacht: USA und Australien schmieden Allianz für Seltene Erden
Trump und Albanese wollen das chinesische Monopol für Seltene Erden brechen. (Foto: dpa) Foto: Lukas Coch

8,5 Milliarden Dollar für neue Minenprojekte für Seltene Erden

Das Abkommen gilt als zentraler Bestandteil der US-Rohstoffstrategie und soll die Versorgung mit kritischen Metallen sichern, die für Elektrofahrzeuge, Raketentechnik und moderne Waffensysteme unerlässlich sind. China, das derzeit rund 70 Prozent der weltweiten Produktion kontrolliert, steht zunehmend im Fokus der geopolitischen Rivalität zwischen Washington und Peking.

Laut dem schwedischen Wirtschaftsportal Dagens Industri umfasst das Abkommen Investitionen in Höhe von 8,5 Milliarden US-Dollar. Beide Länder wollen in den kommenden sechs Monaten jeweils eine Milliarde Dollar in neue Bergbau- und Raffinerieprojekte investieren. Ein zentrales Element ist die Einführung eines Preisfloors für Seltene Erden, also einer garantierten Mindestvergütung, um westlichen Produzenten mehr Planungssicherheit zu geben.

Die Vereinbarung wurde nach Angaben Trumps „über mehrere Monate“ ausgehandelt und soll umgehend umgesetzt werden. Albanese bezeichnete das Abkommen als „strategische Investition in die Zukunft der westlichen Industrie“. Laut Dokumenten des australischen Premierministeramts sollen die Mittel sowohl in australische als auch in US-amerikanische Förderstätten fließen. Neben den Seltenerdmetallen umfasst die Kooperation auch den Abbau anderer kritischer Mineralien wie Lithium, Nickel und Kobalt, die für Batterien und Verteidigungssysteme entscheidend sind.

China im Zentrum der US-Australien-Allianz

Das Thema China prägte das erste offizielle Gipfeltreffen zwischen Trump und Albanese. Beide Regierungschefs betonten ihre gemeinsame Haltung gegenüber Pekings wachsendem Einfluss im Indopazifik. Trump erklärte, das Abkommen über Seltene Erden sei Teil einer „umfassenden industriellen Antwort auf Chinas Wirtschaftspolitik“.

Parallel bekräftigte der US-Präsident seine Unterstützung für das AUKUS-Verteidigungsbündnis, das 2023 unter Joe Biden beschlossen wurde. Es sieht vor, dass Australien ab 2032 amerikanische atomgetriebene U-Boote erwirbt und gemeinsam mit Großbritannien eine neue U-Boot-Klasse entwickelt.

Trump, der Bidens Politik mehrfach kritisiert hatte, betonte, er wolle „AUKUS nicht nur fortsetzen, sondern beschleunigen“. Laut US-Marineminister John Phelan arbeitet Washington derzeit an einer Überarbeitung des ursprünglichen Rahmenwerks, um den Bauplan für U-Boote und gemeinsame Rüstungsprojekte zu konkretisieren. Trump kommentierte: „Es geht nur um kleinere Details. Wir gehen jetzt mit voller Kraft voran und bauen.“

Australien rüstet industriell und militärisch auf

Australien hat seine Verteidigungsinvestitionen im Rahmen des AUKUS-Abkommens in diesem Jahr deutlich erhöht. Canberra stellt rund 2 Milliarden US-Dollar bereit, um die Produktionskapazitäten amerikanischer U-Boot-Werften zu erweitern. Zudem bereitet das Land die Wartung von U-Booten der Virginia-Klasse an einer neuen Marinebasis im Indischen Ozean ab 2027 vor.

Neben der militärischen Dimension gilt das neue Abkommen über Seltene Erden als wirtschaftliche Säule der australisch-amerikanischen Partnerschaft. Die USA wollen damit eine strategische Lieferkette aufbauen, die sich vollständig außerhalb Chinas bewegt. Laut dem U.S. Geological Survey verfügt China zwar über die größten bekannten Reserven, doch Australien zählt zu den wenigen Ländern, die sowohl über geologisch ergiebige Vorkommen als auch über eine stabile politische Infrastruktur verfügen, um den Abbau westlich zu kontrollieren.

Die Rohstoffordnung verschiebt sich

Für Deutschland und die EU ist das Abkommen ein entscheidendes geopolitisches Signal. Die westliche Welt formiert sich in der Rohstoffpolitik neu: weg von der Abhängigkeit chinesischer Exporte, hin zu einer geschlossenen Lieferkette zwischen Washington, Canberra und potenziell europäischen Partnern.

Europa, das selbst kaum über eigene Vorkommen verfügt, könnte mittelbar profitieren, aber auch unter Druck geraten: Die Preise für Seltene Erden dürften durch das Preisfloorsystem steigen, während chinesische Exporte weiter verknappt werden. Für die deutsche Industrie, besonders in den Bereichen Elektromobilität, Rüstung und Halbleitertechnologie, ist die Sicherung stabiler Zulieferketten damit zu einer zentralen strategischen Aufgabe geworden. Für Europa bleibt die Botschaft klar: Die Kontrolle über kritische Rohstoffe wird zum entscheidenden Machtfaktor im 21. Jahrhundert: ökonomisch, militärisch und technologisch.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

avtor1
Marius Vaitiekūnas

Zum Autor:

Marius Vaitiekūnas ist ein ausgewiesener Experte für Geopolitik und internationale Wirtschaftsverflechtungen. Geboren 1985 in Kaunas, Litauen, schreibt er als freier Autor regelmäßig für verschiedene europäische Medien über die geopolitischen Auswirkungen internationaler Konflikte, wirtschaftlicher Machtverschiebungen und sicherheitspolitischer Entwicklungen. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind die globale Energiepolitik und die sicherheitspolitischen Dynamiken im osteuropäischen Raum.

DWN
Politik
Politik Hinweise von Meldestelle "Hetze in Netz": Durchsuchung bei „Welt“-Kolumnist Norbert Bolz nach X-Post
24.10.2025

Für den Autor Professor Norbert Bolz ist es Ironie, die Staatsanwaltschaft sieht in dem Post eine strafbare Aussage gegen den renommierten...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Maschinenbauer Voith: Vom Kuka-Exit zum Treiber grüner Technologien
24.10.2025

Der Kuka-Verkauf im Jahr 2016 war für Voith der Wendepunkt. Heute ist der Maschinenbauer mit Wasserkraft, Papiermaschinen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte und KI im Fokus: So erkennen Sie Risiken beim Investieren
24.10.2025

Die Finanzmärkte erreichen neue Höchststände, während Unsicherheit durch geopolitische Spannungen und wirtschaftspolitische...

DWN
Politik
Politik Ukraine: Mann sprengt sich bei Kontrolle in die Luft – mehrere Tote
24.10.2025

Bei einer Polizeikontrolle an der Grenze der Ukraine hat ein Mann eine Handgranate gezündet. Dabei kamen mehrere Menschen ums Leben. Die...

DWN
Politik
Politik Außenministerium: Chinas Zögerlichkeit verzögert Wadephuls Staatsreise
24.10.2025

Der Bundesaußenminister wollte Anfang der Woche nach China reisen, doch der Besuch wird vorerst verschoben. Grund: Peking bestätigte bis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Automobilindustrie im Wandel: Chinesische Autohersteller übernehmen Führung im Kampf um den Elektroauto-Markt
24.10.2025

Die Elektromobilität verändert die globale Automobilindustrie schneller als erwartet. Alte Strukturen geraten unter Druck, neue...

DWN
Technologie
Technologie Doch nicht unantastbar? EU prüft Millionenstrafen gegen Meta und Tiktok
24.10.2025

Für die Social-Media-Giganten Meta und Tiktok könnte es teuer werden: Die EU-Kommission wirft den Plattformen Verstöße gegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Phishing-Mails erkennen: So schützen Sie Ihr Postfach mit drei einfachen Schritten
24.10.2025

Phishing-Mails werden immer raffinierter – und treffen längst nicht nur Technik-Laien. Wer unachtsam klickt, kann Passwörter, Bankdaten...